Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wort.«
    »Mit heimischen Singvögeln.«
    »Schon gut. Also, was an diesem Vogel ist genau wie ich?«
    »Die Panik. Er sieht eine Bewegung, die er zu kennen glaubt, und bekommt Angst, verlässt sein Nest und warnt den halben Hinterhof vor einem Angreifer, der gar keiner ist, sondern es gut mit ihm meint. Du hast ihm ja sogar Krümel hingelegt. Du bist kein Feind. Aber er missversteht dich und flippt aus.«
    Liz sah ihn prüfend an.
    »Ich dachte, der Zaunkönig ist eher wie du.«
    »Inwiefern?« Simon sah Liz fragend an.
    »Polygamie. Viele Nester, viele Frauen.«
    »Du kennst dich aber auch aus mit Vö…«
    »Hab ich mir gestern angelesen«, unterbrach sie ihn schnell.
    »Hintereinander käme es hin. Gleichzeitig nie. Viel zu anstrengend.«
    Er streckte einen Arm nach ihr aus, und als sie nicht wegzuckte, ging er einen Schritt auf sie zu.
    »Ich würde gern ein Nest für dich bauen und mich trillernd davor setzen und werben, bis du kommst und es mit mir bewohnst. Weißt du, was die Zaunkönige im Winter manchmal machen?«
    Liz schüttelte den Kopf.
    »Bis zum Winter bin ich nicht gekommen.«
    »Die ganze Familie kuschelt sich zusammen in das Nest, wenn es ihnen draußen zu kalt wird. Alle Schnäbel zusammen in die Mitte. Den ganzen Winter lang schnäbeln.«
    Liz musste wider ihren Vorsatz lächeln.
    Er kam noch einen Schritt näher und legte vorsichtig seine Arme um sie.
    »Liz, sei meine Zaunkönigin.«
    »Die einzige?«
    »Die einzige.«
    Er sah ihr in die Augen, er hatte so verdammt schöne Augen, dass sie gar nicht mehr wegschauen konnte. Ihre Mutter würde sagen »Lauf um dein Leben!«, aber vielleicht sollte man in ihrem Alter gar nicht mehr auf Mütter hören. Außerdem konnte sie mit ihrem geschienten Bein und ohne Schuhe sowieso nicht weglaufen.
    »Jetzt glaub mir und hab Vertrauen in deinen Arzt. Und kann ich dich jetzt, da wir endlich mal alleine sind, vielleicht auch küssen?«
    »Ich kann nicht mehr stehen«, seufzte Liz und beschloss, sich einfach fallen zu lassen, einfach in seine Arme fallen zu lassen und darauf zu vertrauen, dass er sie hielt.

    Es war ein goldener Herbsttag, an dem Claus Winter wie jeden Tag gespannt zum Briefkasten ging. Das war eine ganz neue Erfahrung für ihn. Bisher war der Gang zum Briefkasten für ihn eine alltägliche Notwendigkeit gewesen. Man musste eben die Zeitungen herausholen und schauen, ob man Post hatte, welche Rechnungen beglichen werden mussten, welche Strafzettel wieder zu bezahlen waren, was die Krankenkasse bloß schon wieder wollte. Aber seit Nina zu ihrer Weltreise aufgebrochen war, erwartete er ihre Karten mit Spannung. Wo war sie jetzt? Wohin hatte es sie verschlagen, und wie ging es ihr?
    An diesem warmen Tag holte er eine Karte aus dem Briefkasten, auf der drei weiße Eisbären durch eine weißblaue Schneewüste trabten.
    »Liebster Papa«, las er, als er die Karte umdrehte. »Vom nördlichsten Postamt der Welt schicke ich Dir, kurz bevor der arktische Winter einbricht, ein paar gletscherkühle Grüße. Jetzt, wo ich nach all dem Trubel des Reisens weiß, wie still es am Ende der Welt ist, kann ich wieder langsam an Umkehr denken. Ich vermisse Zuhause! Ich vermisse Dich! Deine Nina.«

Bettina Haskamp
    Hart aber Hilde
    Roman | 288 Seiten | Klappenbroschur | ISBN 978-3-547-71171-4
     
    Keine Gnade für Klaus-Dieter. Heute will ich seinen Kopf!
    Pia hat alles, was eine Frau nicht braucht: Schulden, drei
Jobs, einen pubertierenden Sohn, einen ekelhaften Chef
und einen fatalen Hang zu den falschen Männern.
Natürlich würde sie lieber heute als morgen ihr Leben
ändern – aber wie? Bei einer ihrer Chaos-Aktionen fährt
Pia eine alte Dame um. Ausgerechnet Hilde wird der
Schlüssel zu ihrem neuen Glück.
    Herzzerreißend komisch. Der neue Bestseller von Bettina
Haskamp.
    _____   Marion von Schröder

Bettina Haskamp
    Alles wegen Werner
    Roman | 220 Seiten | gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-547-71152-3
     
    Die miserable Ehe der fünfzigjährigen Clara endet mit einem
Knall, Ehemann Werner hat sie aus der Luxusvilla am Meer
geworfen und ist mit einer schönen Brasilianerin auf und
davon. Was Clara geblieben ist, sind Rotwein, Verzweiflung
und ein übergewichtiger Hund. Kann es ein Leben jenseits
von Werner geben? Clara begibt sich auf die Suche danach
und macht dabei höchst verblüffende Entdeckungen.
    Ein herzerwärmend komischer Roman über eine Frau, die
durch den größten anzunehmenden Unfall in ihrem Leben
zu sich selbst findet.
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