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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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Handtuchzipfel in den Mund.
    »Darauf beißen. Tapfer sein. Gleich haben wir es. Da, Vorsicht! Jetzt, zu-gleich!«
    Auf einmal schossen ein Schwall Blut, Fruchtwasser, Eingeweide oder was auch immer aus mir heraus, und man ließ von mir ab.
    Ein glitschiges, winziges Etwas wurde hastig neben mir auf einen Untersuchungstisch gelegt.
    Ich war unendlich erleichtert. Es war vorbei. Vor meinen Augen flimmerte es. Geblendet von der riesigen Lampe, versuchte ich mit letzter Kraft den Kopf zu drehen. In Richtung des Kindes, das da auf dem Untersuchungstisch lag. Mein Kind. Ich hatte es geboren.
    Warum schrie es nicht? Warum gab es keinen Laut von sich? Was machten sie bloß mit ihm?
    Ein grauhaariger Männerkopf beugte sich über das leblose Bündel und versuchte es zu beatmen.
    »Los, noch mal, schneller!«
    Was taten sie da?
    »Es hilft nichts.«
    »Doch. Versuchen.«
    Um Himmels willen, versuchten sie mein Kind … wiederzubeleben?
    »Sauerstoffmangel.«
    »Hat viel zu lange gedauert.«
    »Ruhig! Die Patientin hört mit!«
    Ich stand unter Schock. Der Schüttelfrost von gestern stellte sich wieder ein, meine Zähne klapperten, Arme und Beine zitterten. Jemand warf eine Decke über mich.
    Völlig entkräftet musste ich mit ansehen, wie die Ärzte und Hebammen versuchten, mein Kind zu retten.
    Bitte!, hämmerte es in meinem Kopf. Holt es ins Leben zurück! Es muss leben! Es darf nicht tot sein! Es ist mein Kind! Unser Kind! Wir haben so lange darauf gewartet! Es muss leben. Es muss, es muss, es muss! Tut was! Ihr seid die Spezialisten. Ihr habt die ganze Zeit gesagt, alles sei normal. Die Schmerzen, die Krämpfe, zwei Tage lang Wehen. Ihr müsst es retten. Ihr habt die Verantwortung. Ich habe getan, was in meiner Macht stand.
    Die Ärzte sprachen nicht mit mir. Niemand sprach mit mir. Ich war die Gebärmaschine, die jetzt nicht mehr gebraucht wurde.
    Das stumme Bündel wurde hastig in warme Decken gehüllt. Jemand brachte es im Eilschritt fort. Ich wusste nicht, ob es ein Mädchen oder ein Junge war.
    Ich wusste nicht, ob es lebte.
    Der Saal leerte sich.
    Die Fliege in der Lampe war nur noch ein kleiner schwarzer Fleck.
    Ich war allein.

4
    Wie beerdigt man eine Totgeburt? Beerdigt man sie überhaupt? Oder werfen sie mein Kind gleich hier vor Ort in irgendeinen Eimer?
    Tick. Fünf Uhr zwanzig.
    Wen laden wir zur Beerdigung ein?
    Tick. Fünf Uhr einundzwanzig.
    »Was für einen Namen geben wir dem … Es?«
    Tick. Fünf Uhr zweiundzwanzig.
    Wie soll ich das nur Bernd beibringen, meinem geliebten Bernd? Wie soll ich nur in sein liebes, hoffnungsfrohes Gesicht sehen? Wie soll ich ihn trösten?
    Tick. Fünf Uhr dreiundzwanzig.
    Können wir uns einen Grabstein leisten? Was sollen wir darauf schreiben? Geburts- und Sterbedatum an einem Tag?
    Plastiktüte oder Sarg? Gibt es so winzige Särge?
    Tick. Fünf Uhr vierundzwanzig.
    Ich lag nach wie vor im Kreißsaal. Jetzt war sicher wieder Vatistunde. Bernd! Vielleicht saß er arglos plaudernd bei Jutta und Elke? Betrachtete deren Babys, diese runden, gesunden Wonneproppen? Wartete er auf mich? Auf uns? Hatte er Blumen dabei? Ging er davon aus, dass ich jeden Moment erschöpft, aber glücklich mit einem niedlichen Bündel im Arm in das Zimmer geschoben wurde?
    Tick.
    Volle zwei Stunden ließ man mich im Kreißsaal liegen, wie eine kaputte Puppe.
    Vielleicht war ich selber schon tot?
    Irgendwann ruckelte meine Pritsche, und ich roch Desinfektionsmittel.
    »Schwester? Was ist mit meinem Kind?«
    »Keine Ahnung. Meine Schicht hat gerade erst angefangen.«
    »Aber irgendjemand muss mir doch Auskunft geben können!«
    »Wenn es was Interessantes gibt, werden Sie es schon erfahren.«
    »Lebt mein Kind?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich sagte doch gerade, dass meine Schicht soeben erst begonnen hat.«
    »Wie spät ist es?«
    »Was SIE aber auch alles wissen wollen! Bitte, obwohl ich nicht die Zeitansage bin: Es ist zwanzig nach sieben.«
    Die Tür zu unserem Zimmer wurde mithilfe meiner Pritsche unsanft aufgestoßen, Elke und Jutta starrten mich erwartungsvoll an.
    »Da biste ja endlich!«
    »Meine Güte, das HAT aber gedauert!«
    »Packt mal mit an hier! Und quatscht keine Opern!«
    Zitternd kletterte ich von der Pritsche und legte mich in das schmale Bett. Braunes Blut rann mir an meinen Beinen hinab.
    »Und?«
    »Nüscht?«
    »Na los, erzähl! Wo ist es?«
    »Lasst sie in Ruhe!«, befahl die Schwester, die die Pritsche wieder aus dem Raum schob. »Sie weiß nichts.«
    »Du weißt es

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