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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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wurde die Decke weggerissen, und plötz lich hatte ich ein stramm gewickeltes Baby im Arm. Es war winzig und rosig und hatte die Augen zugekniffen.
    War das … meines? War das Anja?
    Mein Herz begann fürchterlich zu rasen. Ich vergrub meine Nase in dem Bündel. Wie ein Muttertier, das an seinem Jungen riecht, schnupperte ich an meinem Kind. Es duftete nach Seife, Babycreme. Nach meinem geliebten Kind! Das Herz wollte mir schier aus dem Leib hüpfen vor lauter Freude.
    »Hallo, Anja«, stammelte ich atemlos und drückte das winzige Wesen vorsichtig an mich. O Gott. Hoffentlich hatte ich es nicht verletzt!
    »Na bitte!«, kam es aus dem Nachbarbett. »Ist doch alles dran!«
    »Na also! Gratuliere! Jetzt haben wir es alle drei geschafft!«
    Fassungslos schaute ich meine Bettnachbarinnen an. »Das ist mein Kind!«, stammelte ich und konnte mein Glück kaum fassen.
    »Klar ist es deins!«
    »Mensch, Angela! Die ganze Aufregung war umsonst!«
    Die beiden quälten sich aus ihren Betten und tappten barfuß zu mir herüber. »Darf ich mal?«
    Neugierige Finger strichen über den Haarflaum meines Töchterchens.
    »Oh, wie winzig sie ist. Die ist ja nur die Hälfte von meinem René!«
    »Diese Öhrchen! Wie dicht die anliegen!«
    »Dieses winzige zarte Näschen!«
    »Und guck mal, wie schmal die Lippen sind!«
    »Meine Susanne hat ganz dicke Lippen, wie eine Kaulquappe. So …« Elke spitzte die Lippen.
    Ich hörte gar nicht auf ihr Geschwätz, sondern hatte nur Augen für mein Kind. Es wirkte so zerbrechlich. So zart. So einzigartig. Mit zitternden Fingern strich ich zärtlich über Wangen und Augenbrauen. Anja zuckte leicht zusammen. Sie reagierte! Dieses winzige Wesen, das spürte ich genau, war etwas ganz Besonderes, ein Kind, das mehr Liebe und Fürsorge benötigen würde als alle Renés und Susannes dieser Welt.
    Nach fünf Minuten nahm man mir meine kleine Anja genauso schnell wieder weg, wie man sie mir gebracht hatte.
    »Später bringen wir sie zum Stillen.«
    Bumms, Tür zu. Forsche Schritte verhallten im Flur.
    »Ja! Danke!« Hurra! Juhu! Ihr wundervollen Schwestern! So sehen also Engel aus!
    Glückshormone überschwemmten mich. Ich hatte eine Tochter! Sie war gesund! Sie war süß! Sie war am Leben! Ich hatte sie im Arm halten dürfen! Beinahe hätte ich sie zerdrückt vor lauter Liebe. Wie gut, dass diese fürsorglichen Schwestern sie erst mal wieder abgeholt hatten.
    Anja! Mein Kind lebte! Es war gesund! Es war … ein Wunder! Oh, wie ich mich darauf freute, sie Bernd in die Arme legen zu dürfen! Wir würden ein Foto machen, dieses berühmte erste Foto von einer erschöpf ten, aber glücklichen Mama im weißen Nachthemd, von einem unglaublich stolzen Vater mit leuchtenden Augen, und von dem niedlichen Zuckerpüppchen. Wir würden … Ob hier ein Schlückchen Rotkäppchensekt erlaubt war? Elke und Jutta hatten ihr Fläsch chen unter dem Bett versteckt. Aber wenn es hier nicht ging, dann eben bei uns zu Hause! Endlich hatten wir Grund zum Feiern!
    Ich sah uns schon mit dem Kinderwagen glücklich nach Hause ziehen. In drei, vier Tagen würden sie uns gehen lassen. Auf einmal fühlte ich mich bärenstark. Ich konnte Bäume ausreißen! Ja, ihr Bäume da unten im mickrigen Park! Schon gehört? Ich habe eine Tochter! Geboren! Selbst! Sie LEBT ! Was dachtet ihr denn? Dass es Probleme gegeben hat? Ach was, ich habe es geschafft! Genau wie alle anderen auch. Na gut, bei mir hat es etwas länger gedauert, und mein kleines Schätzchen musste sich erst mal ein bisschen erholen, aber ICH HABE ES GESCHAFFT !
    Wir sind jetzt zu dritt. Mein Gott, wir sind jetzt eine Familie! Bernd, Angela und Anja Hädicke. Ich sah sie schon mit Schultüte im Arm. Mit ihrem ersten Fahrrad. Ich sah Bernd hinter ihr herlau fen: »Vorsicht! Nach vorne schauen! Nicht umdrehen!« Mein seliges Lächeln war mir wie ins Gesicht gemeißelt. Anja Hädicke. Meine Tochter. Unsere Tochter.
    Als stolze Eltern geben bekannt … Ja. Wir würden ganz entzückende Kärtchen verschicken. Mit rosa Fußabdrücken drauf. Mit winzigen Fußabdrücken. Onkel Ernst und Tante Paula würden Augen machen! Und Bernds Eltern erst! Endlich würde ich in ihrer Achtung steigen. Vorher war ich ja nicht gut genug gewesen für ihren tollen Sohn. Aber jetzt war ich es DOCH !
    Und Mutti! Nun war sie Omi. Sie würde stolz auf mich sein! Ich freute mich schon auf den zärtlichen Ausdruck in ihrem Gesicht, auf die vielen kleinen Lachfalten, wenn sie ihr Enkelkind zum ersten Mal im Arm

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