Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Augen lesen! Ich habe es nicht getan, Sula, das weißt du!«
»Ja, das weiß ich nun. Aber zuerst war ich mir da nicht so sicher. Es ist meine Schuld, dass sie dich im Verdacht haben, Dan.« Er schüttelte den Kopf.
»Nein, ist es nicht. Wie die Dinge zwischen Natalie und mir lagen, musste am Ende etwas Drastisches geschehen! Aber zu denken, dass sie dort oben in Mott’s Folly gesessen und uns … mich beobachtet hat, wie ich schwitze … Sie war ein einfallsreiches Miststück, das muss man ihr lassen.«
»Brian hat sie auf den Gedanken gebracht. Ich habe von Anfang an gedacht, dass er ein bösartiger Mensch ist«, verteidigte Ursula die Tote. Woollard schüttelte den zottigen Kopf.
»Nein. Sie hat Brian nur benutzt. Der arme Bursche. Es tut mir fast leid für ihn. Nun ja.« Er straffte die Schultern.
»Ich schätze, wir gehen besser rein und stellen uns der Musik.« Impulsiv ergriff sie seine Hand.
»Alles kommt wieder in Ordnung, Dan. Du wirst schon sehen, es wird alles gut.« Er drückte ihre Finger.
»Sicher. Wenigstens für dich, wenn schon nicht für mich.« Er hob ihre Hand an die Lippen, und bevor sie ihn daran hindern konnte, drückte er einen Kuss auf ihre Finger. Im gleichen Augenblick bog ein Wagen auf den Vorplatz ein. Hastig ließ Dan Ursulas Hand wieder los, aber dennoch befürchtete Ursula, dass die Insassen des Wagens den Handkuss noch gesehen hatten. Der Wagen hielt an, und Jackson, Renee und Karen stiegen aus.
»Die Mädchen sind mitgekommen, um mich moralisch zu unterstützen!« Jackson klang aufgeregt, und seine Stimme und Körpersprache ließen für die bevorstehende Anhörung nichts Gutes ahnen.
»Was glaubt ihr, wie unsere Chancen stehen?«, fragte er eifrig.
»Renee wird ihnen sagen, dass sie einen Bericht über Wulfric für ihre amerikanische Universität schreiben will. Das sollte sie beeindrucken.« Renee stand im Hintergrund und nickte nachdrücklich.
»Ich würde nicht darauf bauen, Ian«, sagte Dan schroff.
»Wir werden unser Bestes tun, aber dir ist bewusst, dass wir nur eine Außenseiterchance haben, oder? Die Stiftung ändert ihre Meinung in der Regel nicht.«
»Oh, aber jetzt haben wir die Brosche!«, kreischte Jackson in kindlichem Triumph.
»Das ist eine ganz neue Entwicklung, die alles ändert! Als die Stiftung gesagt hat, dass sie die Förderung einstellt, hatten wir die Brosche noch nicht! Das können sie unmöglich ignorieren!« Sie waren unterdessen in der großen Eingangshalle angekommen und am Fuß der Treppe stehen geblieben. Jackson fuhr mit verschwörerischer Stimme fort:
»Ich habe sie mitgebracht, Sula! Deine Freundin Meredith hat sie mir für das Museum zur Verfügung gestellt, was sehr anständig von ihr ist. Die Brosche ist ein sichtbarer Beweis! Der alte Bursche muss Wulfrics Grab gefunden haben! Woher sonst sollte die Brosche kommen? Oh, es ist dort draußen, ganz bestimmt, genau wie ich es immer gesagt habe!« Während er redete, hatte er eine kleine Schachtel aus der Tasche gezogen, und sie konnten sehen, dass der Name eines örtlichen Juweliers darauf stand. Ursula fragte sich, was ursprünglich in der Schachtel gewesen sein mochte. Jackson klappte den Deckel auf, und darunter lag auf einem Seidenkissen die goldene Brosche.
»Wir können nicht beweisen, dass der alte Mann die Brosche an der Grabungsstelle gefunden hat, Ian«, erinnerte ihn Ursula.
»Aber er muss sie dort gefunden haben!« Jacksons Augen leuchteten wie im Fieber.
»Wo sonst? O Gott, was würde ich dafür geben, wenn ich wüsste, wo der verflixte Kaninchenbau war!« Er klappte den Deckel der Schatulle mit sichtbar zitternder Hand wieder zu und schob sie in seine Tasche zurück. Dan und Ursula wechselten Blicke. Ian klammerte sich an die Brosche wie an eine dünne Rettungsleine. Niemand konnte vorhersehen, was geschehen würde, wenn diese Leine riss, und weder Ursula noch Dan verspürten Lust, Zeugen dieses Augenblicks zu werden. Dan packte den Stier bei den Hörnern und sagte laut:
»Kommt, wir gehen nach oben. Besser, wenn wir nicht zu spät kommen.«
»Ja, ja!«, stimmte Jackson ihm zu. Er blickte sich um.
»Wo steckt Karen jetzt schon wieder? Wir müssen wohl ohne sie nach oben.« Karens unvorteilhafte Gestalt erschien im Haupteingang.
»Schon gut, ich bin da.« Sie sprach zu Jackson, doch ihr breites rotes Gesicht war Dan zugewandt. Sie schwitzte, und der Blick, mit dem sie Woollard anstarrte, erweckte in Ursula das Gefühl peinlicher Verlegenheit. Es lag nicht an der
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