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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Kündigung.«
    »Halt!«, rief Ursula.
    »Das kannst du nicht tun, Dan! Du kannst jetzt nicht einfach gehen!« Sie wandte sich dem Direktor zu, der angefangen hatte zu zittern.
    »Er kann jetzt nicht kündigen, und Sie können es nicht von ihm verlangen! Nicht, solange die polizeilichen Ermittlungen zu Natalies Tod noch nicht abgeschlossen sind! Es würde aussehen, als zeigten Sie mit dem Finger auf Dan, als hätten Sie kein Vertrauen in ihn! Als wüssten Sie und die Treuhänder mehr als die Polizei, und als hätte Dan etwas zu verbergen! Nein, halt den Mund, Dan!« Er versuchte vergeblich, sie zu unterbrechen, doch sie hatte sich bereits wieder dem Direktor zugewandt.
    »Sie gehen zu Ihren Treuhändern und sagen ihnen, dass Dan und ich kündigen, sobald alles vorbei ist. Aber nicht jetzt.«
    »Nein, Sula, nicht du!«, rief Dan.
    »Doch, ich auch. Entweder wir beide oder keiner! Haben Sie das begriffen?« Der Direktor nickte so hastig, dass es aussah, als würde ihm jeden Moment der Kopf von den Schultern fallen. Er griff nach seiner Brille und setzte sie ein wenig schief auf.
    »Ich werde den Treuhändern berichten, wie Sie dazu stehen, Dr. Gretton. Ich verstehe Ihren Standpunkt durchaus. Ich bin sicher, die Treuhänder möchten Ihren Ruf nicht noch weiter … äh, den polizeilichen Ermittlungen nicht vorgreifen. Wir warten, bis alles abgeschlossen ist, nicht wahr?« Er schielte sie durch seine Brille hindurch an.
    »Bis die Polizei, äh, zufrieden gestellt ist.« Dan und Ursula stiegen in wütendem Schweigen die Treppe hinab.
    »Bis die Polizei sicher ist, dass ich es nicht gewesen bin! Das war es doch, was der alte Mistkerl sagen wollte!« Dan funkelte Ursula an.
    »Du hättest das nicht sagen dürfen, Sula!« Sie antwortete nicht, sondern ging nach draußen und machte sich daran, ihr Fahrrad aufzuschließen. Als sie fertig war, blickte sie zu ihm auf und sagte:
    »Doch, ich musste.«
    »Ich weiß es zu schätzen, danke.« Er verzog den Mund zu einer reumütigen Grimasse. Ursula schwang das Fahrrad herum.
    »Es hat nichts mit dir zu tun, Dan. Es ist eine Frage des Prinzips. Die Treuhänder haben nicht das Recht, sich in unsere privaten Angelegenheiten einzumischen. Das ist ein Missbrauch der Klausel in der Charta, und das wissen sie selbst auch! Wenn ich die Stiftung verlasse, dann zu meinen Bedingungen. Ich lasse mich nicht wegjagen wie eine gefallene Frau in Viktorias Zeiten! Als Nächstes treiben sie uns hinter einem Pferdekarren durch die Stadt, wenn wir uns nicht wehren!« Dans niedergeschlagene Gesichtszüge verzogen sich zu einem unerwarteten Grinsen.
    »Also gut, kämpfen wir.«
    »Darauf kannst du wetten! Wir sehn uns.« Sie trat in die Pedale und fuhr über den asphaltierten Platz davon. Als sie in die Hauptstraße einbog, kochte sie noch immer vor Wut. Sie warf das lange Haar in den Nacken und stemmte sich wütend in die Pedale, um die aufgestaute Energie in sich abzulassen wie ein Überdruckventil den überschüssigen Dampf. Ein Nebel aus Zorn legte sich über ihre Sicht. Es war Mittag, und auf den Straßen herrschte reger Verkehr. Plötzlich scherte vor ihr ein Wagen aus. Ursula bremste, doch die Räder drehten sich unvermittelt weiter. Irgendetwas stimmte nicht. Sie bremste erneut, versuchte den Rücktritt, zerrte am Lenker, um die Kollision zu verhindern – alles vergeblich. Es gab einen Aufprall, der ihr den Lenker aus den Händen riß. Das Rad bäumte sich auf wie ein bockender Wildhengst. Hilflos wurde Ursula in die Luft und zur Seite geschleudert. Bremsen quietschten. Dann kam der Aufprall, und sämtliche Luft wurde aus ihren Lungen gepresst. Dunkelheit umfing sie von allen Seiten zugleich.
    Als sie die Augen öffnete, lag sie auf dem Pflaster. Irgendjemand hatte eine Autodecke über sie geworfen. Sie blinzelte und erkannte wie durch einen Nebelschleier hindurch Dans Gesicht.
    »Sula!«, rief er.
    »O Gott, Sula!«
     
    »Was?«, murmelte sie.
    »Mein Fahrrad …« Sie versuchte den
    Kopf zu drehen. Es schmerzte, und sie stöhnte auf.
    »Beweg dich nicht! Der Krankenwagen ist schon unter wegs.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und drückte sie sanft zurück.
    »Wo ist mein Fahrrad?« Das Fahrrad war plötzlich unendlich wichtig. Dan blickte zu einem Haufen verbogenen Metalls ganz in der Nähe.
    »Ich fürchte, das kannst du abschreiben. Aber du bist auf dem Bürgersteig gelandet, Gott sei Dank, und nicht auf der Straße!« Sonst könnte ich mich wahrscheinlich auch abschreiben, dachte

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