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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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habe?« Sarah ist eine wandelnde Klatschspalte.
    Wir warten. Gleich kommt’s.
    » Ich bin mir ziemlich sicher, dass er ein Auge auf dich geworfen hat, Alex.« Sie lehnt sich zurück, nachdem sie die Neuigkeit verkündet hat.
    » Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir das egal ist.« Ich wollte sie nicht so anfahren, aber … Es ist so, dass ich David McFadden gleich mochte, als er zu uns in die Klasse kam. Nicht nur, weil er caliente war. Er war anders. Nicht weil er Amerikaner war. Amerikaner zu sein ist in unserer Schule nicht exotisch. Er war – ich weiß auch nicht. Sagen wir mal so: Auch wenn ich nicht gewusst hätte, dass seine Mutter gestorben ist, hätte ich mir gedacht, dass er einiges durchgemacht hat. Er ist ein Jahr älter als wir, aber er wirkte viel älter, so als wüsste er Bescheid über das Leben und ließe sich von irgendwelchen Nebensächlichkeiten nicht aus der Ruhe bringen. Und trotzdem hängt er mit einem totalen Spinner rum. Was ihn menschlich macht. Liebenswert. Aber dann, vor sechs Monaten, ist alles anders geworden. Ich habe meine Mum verloren, weil sie Krebs hatte. Alle machten einen Riesenaufstand um mich. Setzten ein trauriges Gesicht auf, sobald sie mich sahen. Ich fand es furchtbar, so im Rampenlicht zu stehen, weil ich meine Mutter verloren habe. Ich wollte das nicht. Ich wollte gar nichts. Ich wollte bloß meine Mum wiederhaben. Manchmal habe ich McFadden angesehen und gedacht: Du weißt Bescheid. Denn nur jemand, der einen Menschen verloren hat, den er liebt, kennt die Leere, dieses Gefühl, als wenn dir die Eingeweide herausgerissen würden und in deinem Inneren nichts mehr wäre. Manchmal habe ich ihn angesehen und mich gefragt, ob er je die Arme um sich geschlungen und sich vorgebeugt hat, um dieses Nichts herauszuquetschen. Ich habe ihn angesehen. Und er hat weggesehen. David McFadden ist mir aus dem Weg gegangen. Komplett. So was vergisst man nicht. Dann, vor zwei Wochen, kam er nach den Sommerferien wieder in die Schule und hat gelächelt. Lacht und scherzt mit Mark, als wäre das Leben ein einziger großer Witz. Als wäre es nichts, wenn man seine Mutter verliert. Und darum ist David McFadden mir egal. Ich glaube, es gibt niemanden, der mich noch weniger interessiert. Abgesehen vom Rockstar.
    Wir trinken unsere Smoothies aus. Zumindest die anderen trinken aus. Ich habe seit sechs Monaten nichts mehr geschmeckt. Deswegen fehlt mir irgendwie die Motivation, am Strohhalm zu saugen. Irgendetwas in mir fragt sich, wann ich wieder normal sein werde. Ein anderer Teil von mir will es nie mehr sein. Denn das würde bedeuten, dass ich es hinter mir lasse. Dass ich Mum hinter mir lasse. Den Menschen, der mir am nächsten stand auf der ganzen Welt.
    Es ist mir recht, dass ich den weitesten Weg mit der DART habe, Dublins S-Bahn-ähnlichem Nahverkehrszug, der an der Küste entlangfährt. So bin ich allein, wenn ich an der Haltestelle in Dalkey aussteige. Und das ist gut so. Denn ich werde erwartet – von einem Fahrer. Wenn es nach dem Rockstar gegangen wäre, dann würde ich direkt von der Schule abgeholt werden. Nach Mums Tod wollte er das unbedingt. Ich hatte meine ganze Überzeugungskraft aufwenden müssen. Und ich werde sie wieder aufwenden, sobald ich siebzehn bin, dem gesetzlichen Mindestalter für den Führerschein. Meine Argumente habe ich schon vorbereitet: (1) ein Auto bedeutet Unabhängigkeit, ein wichtiger Bestandteil von Reife; (2) wenn ich fahre, kann ich nicht trinken; (3) selber fahren ist viel sicherer, als sich von Freunden mitnehmen zu lassen, vor allem von Jungs, die, wie jeder weiß, über die Straßen brettern wie die Irren.
    Wovon ich ihn nicht werde überzeugen müssen, ist, dass ich dann ein Auto bekomme wie alle anderen auch. In Strandbrook sind wir nämlich Kinder von. Kinder von Diplomaten, Medienstars, Musikern, Künstlern, Schauspielern, und ach ja, von reichen Leuten, die das alles sein wollen. Ich könnte über unsere Schule herziehen, aber wenigstens sticht niemand wegen seiner Eltern heraus. Wir wissen, wer sie sind, aber es kümmert uns nicht weiter.
    Ich klettere in den Vierradantrieb mit den getönten Scheiben.
    » Hey«, sage ich zu Mike, unserem Fahrer, der gleichzeitig der Sicherheitsbeauftragte vom Rockstar ist. Mike ist nicht übel. Er zwingt mir keine Unterhaltung auf, wie, sagen wir, ein Taxifahrer das vielleicht tun würde. Er ist freundlich, wenn ich einsteige. Und wenn ich aussteige. Er fährt einfach.
    Ich hole mein iPhone heraus, sehe mir

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