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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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ein Monster, das nicht mal mehr eigene Kräfte hat. Jemand, der wieder in seine Welt zurückkehren wird und bald nichts weiter als eine verblasste Erinnerung ist. Punkt. Und jetzt geh rein und hol dir ihren Segen, verdammt nochmal.“ Fuchsteufelswild schupse ich ihn weg.
    Meine Worte ärgern ihn sichtlich, er zieht aber glücklicherweise Leine und geht zurück in die Halle.
    Ich habe mir gerade geschworen, keine Träne mehr um diesen Mann zu vergießen. Als ob ich grad keine anderen Probleme hätte. Alles was jetzt zählt ist, dass ich den Zauber packe. Dafür sollte ich meine emotionalen Kräfte sparen. Nicht für diese Scheiße hier.
     

    Artis umarmt mich von hinten und reißt mich aus meinem vor mich hin Schimpfen. Erschöpft lehne ich mich an ihn.
    „Ich finde das wundervoll“, erkläre ich.
    „Was denn?“, will er wissen.
    „Das mit dir und Junus.“ Ich würde zu gern sein Gesicht sehen.
    Kurzerhand drehe ich mich um und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. Er ist so blass, dass ich Angst habe, er kippt gleich vor mir aus den Latschen. Aufmunternd klopfe ich ihm an die Schulter.
    Beliar kommt mit den anderen Männern heraus. Keine zehn Pferde bekommen mich dazu, mit ihm zu reiten, also hexe ich mir einen schwarzen Umhang und steige auf eins der Tiere.
    Ohne auf die anderen zu warten, gebe ich ihm die Sporen. Es bäumt sich auf, aber davon lasse ich mich nicht beeindrucken. Schön langsam krieg ich das mit dem Reiten gebacken. Ich presche davon.
    Im nächsten Moment erkenne ich, dass ich gar nicht weiß, wo wir uns mit Gillean treffen, da schließt bereits Artis zu mir auf.
    „Wovor läufst du davon?“, will er wissen.
    „Vor mir selbst“, raune ich.
    Beliar taucht plötzlich neben mir auf. War ja klar, dass das seinen Stolz verletzt, wenn eine Frau vorne reitet.
    „Ich will mit dir sprechen“, verlangt er.
    Vollkommen genervt stoße ich ein: „Beliar, echt. Nicht jetzt. Ich brauch meine Kräfte für die Schlacht. Das Letzte, was ich gerade will, ist mich noch mehr anzustrengen. Also was immer es ist, es kann warten.“
    Beliar greift nach meinen Zügeln, um mich daran zu hindern, auszureißen. Dabei mustert er mich intensiv.
    „Wir sprechen gleich nach der Schlacht miteinander“, informiert er mich und zieht davon. Wie auch immer. Er hat echt Nerven. Als ob wir gerade nicht andere Probleme hätten.
    Okay, ich gebs zu. Ich bin leicht zickig. Liegt vielleicht daran, dass ich gleich den Zauber meines Lebens vollbringen muss.
     

     
     

Ocker
     

    Mir geht der Arsch gerade auf Grundeis. Anders kann ich es nicht beschreiben.
    Vor mir tut sich ein mehr als reales Schlachtfeld auf. Gilleans Armee steht auf der einen Seite. Das müssen ein paar hundert Mann sein.
    Die Hexen stehen auf der anderen Seite. Und das sind nicht mal eben ein paar zusammengetrommelte Leute. Dieses Heer steht dem von Gillean um nichts nach. Heilige Scheiße. Ich glaub, ich muss mich übergeben.
    „Komm weiter“, verlangt Beliar neben mir.
    „Beliar, was ist das hier?“, frage ich, als ob das nicht offensichtlich wäre. Ich will es aber nochmal aus seinem Mund hören. Dabei bemerke ich, dass er mittlerweile seinen Helm trägt. Natürlich muss er sich davor schützen, erkannt zu werden.
    „Die Zirkel der betroffenen Burgen stellen sich dem Kampf“, erklärt er, während er mir die Kapuze meines Umhanges auf den Kopf zieht.
    „Aber es wird keinen Kampf geben“, wende ich ein. Naja, zumindest wenn alles glattläuft.
    „Sie sind hier, um einzugreifen falls“ „ich versage“, ergänze ich Beliars Worte.
    „Falls deine Kräfte nicht ausreichend sind, um sie zu täuschen“, korrigiert er mich.
    Sag ich doch. Das ist nur eine sanftere Umschreibung von ‚versagen‘. Ich halte ihn am Arm fest, damit er nicht weiterreiten kann, schaff es aber nicht, ihm zu gestehen, dass ich Schiss habe. Seine Hand kommt auf meiner zu liegen.
    „Sieh mich an“, verlangt er. Ich tue sogleich, was er sagt.
    „Raven, ich habe Vertrauen in dich. Es wird alles gut“, macht er mir Mut. Du hast leicht reden.
    Er gibt meinem Pferd einen Klaps, damit es den Hang zum Schlachtfeld hinuntersprintet. Beliar hat wohl richtig eingeschätzt, dass ich einen kleinen Ruck brauche, um mich geradewegs ins Verderben zu stürzen. Okay, das war etwas melodramatisch, aber die Situation ist schon brutal. Wenn ich scheitere, gibt es hier ein Massaker.
    Für unsere Gruppe von Reitern wird sofort ein Korridor geöffnet, damit wir an die vorderste Front reiten

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