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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Sam. Cassie sah einen Mann, der aus dem Haus gerannt kam und wüst mit den Armen wedelte.
    Sam sagte: »Okay, los geht’s. Halt dich gut fest.«
    Sie holperten über Steine, und das Flugzeug wackelte, als es auf dem unebenen Gelände aufsetzte. Als Sam von seinem Sitz aufgestanden war und die Tür geöffnet hatte, erwartete der Mann sie bereits.
    Sam streckte eine Hand aus, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Sie spürte, daß ihre Knie weich waren.
    »Ich hab’ einen Landrover, und mit dem können wir zirka zehn Meilen weit fahren«, sagte der Mann, ohne abzuwarten, bis sie sich vorgestellt hatten, »aber von da aus müssen Sie Pferde nehmen. Da kommt beim besten Willen kein Wagen mehr durch.«
    »Wie weit ist es insgesamt von hier?«
    Der Mann ignorierte sie und sprach weiterhin mit Sam. »Lassen Sie Ihre Krankenschwester besser hier bei meiner Frau. In dieser Gegend kommt man nicht gut vorwärts. Das ist nichts für eine Frau.«
    »Sie ist der Arzt«, sagte Sam. »Ich bin der Pilot.«
    Der Mann drehte sich zu ihr um und sah sie an, und sein Unterkiefer fiel hinunter. Er kratzte sich hinter dem Ohr. »Na, dann machen wir uns doch auf den Weg«, murmelte er. »Der Farmer könnte inzwischen schon tot sein. Es ist mehr als vierundzwanzig Stunden her, seit das Pferd auf ihn gestürzt ist, falls man dem Boten glauben kann, der hergelaufen ist. Natürlich haben diese Eingeborenen kein Zeitgefühl, und deshalb kann ich nur sagen: Wer weiß? Der Bote erwartet Sie auf dem nächsten Gehöft, um Sie hinzuführen. Die Gegend dort draußen ist felsig und von Schluchten durchzogen.«
    »Warum ist das Vieh dann überhaupt in eine solche Gegend getrieben worden?« fragte Sam. Er rammte Metallpflöcke in den Boden und band das Flugzeug fest.
    »Auf der anderen Seite von diesen Schluchten wächst so ziemlich das beste Gras auf der ganzen Welt.«
    Sie brauchten mehr als eine Dreiviertelstunde, um die zehn Meilen auf dem trockenen, rissigen, sandigen roten Boden zum nächsten Gehöft zurückzulegen, nichts weiter als eine Hütte. Und doch war das wahrscheinlich der Stützpunkt, von dem aus Rinder auf Tausende von Morgen Land getrieben wurden. Ein hagerer, schmutziger Viehtreiber kam aus der Hütte geschlendert und deutete auf den Schwarzen, der unter einem der Bäume lag. »Er wird Sie hinführen.« Er ging auf den schlafenden Aborigine zu, um ihn mit einem Tritt zu wecken, und dann sagte er etwas Unverständliches zu ihm.
    »Ich habe Pferde hier, die Sie benutzen können. Sie sind schon gesattelt und stehen bereit.«
    Sam wandte sich an Cassie. »Sie können reiten?«
    Sie nickte. Seit John Flynn ihr gesagt hatte, daß sie den Job haben konnte, hatte sie dreimal in der Woche Reitunterricht genommen, aber sie war nie außerhalb einer Reitbahn oder eines Stadtparks geritten. »Es ist nah von hier, nur zwanzig Meilen, falls man dem da glauben kann.« Er deutete auf den Schwarzen, der dastand und wartete.
    »Hat er kein Pferd?« fragte Cassie.
    »Er ist Spurenleser. Das kann er zu Fuß besser.«
    »Aber zwanzig Meilen?«
    »Soweit ist er gestern nacht auch gelaufen«, antwortete der Mann, ohne sich die Mühe zu machen, sie auch nur anzusehen.
    Die ersten drei oder vier Meilen des Ritts waren mühelos zu bewältigen, denn sie führten durch eine Akazienlandschaft. Zum Glück gab es keinen Spinifex, diese Dornensträucher, deren Stacheln die Rinderzüchter zur Verzweiflung trieben und ihre Tiere lahmen ließen. Danach kamen die Cañyons, zerklüftete Felsen, die sich schroff gegen den Nachmittagshimmel abhoben. Sam reichte ihr ein belegtes Brot. »Was ist mit unserem Führer?« fragte sie.
    Er nickte, griff in die Satteltasche, holte ein Brot heraus, das in Wachspapier gewickelt war, und rief den Mann, der stetig vor ihnen herrannte. Der Spurensucher blieb stehen, drehte sich um, kam zu ihnen zurück, als er sah, daß ihm etwas zu essen angeboten wurde, und streckte die Hand aus. Er lächelte dankbar. Ein paar Minuten später blieb er wieder stehen, hob die Hände und bedeutete ihnen abzusteigen. Er verließ den Weg, kniete sich einige Meter neben dem Weg hin und trank aus einem rieselnden Rinnsal.
    »Das hätten wir niemals gefunden«, sagte Sam und folgte dem Mann. Das Wasser war erfrischend. Cassie folgte Sams Beispiel und spritzte es sich ins Gesicht und ins Haar und rieb sich den Hals damit ein.
    »Wie kommst du zurecht?« fragte er.
    »Alles klar. Wie weit ist es noch?«
    »Ich weiß es nicht. Auf dem Boden kann ich Entfernungen nie

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