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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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einschätzen. Ich schätze, es könnten noch zwei bis drei Stunden sein.«
    Der Schwarze fiel wieder in seinen gleichmäßigen, rhythmischen Laufschritt. Sie stiegen auf ihre Pferde, und Sam faltete die Hände zu einer Baumleiter, damit Cassie leichter aufsteigen konnte, ehe er auf sein Pferd sprang. Sie war froh darüber, daß Reverend Flynn ihr vorgeschlagen hatte, sich Herrenhosen zuzulegen, obwohl es die Leute schockierte, daß sie sie trug. Sie war zu R. M. Williams gegangen, der Hemden, Hosen und Stiefel für Schäfer und Viehzüchter herstellte. Cassie hatte sich für letztere entschieden, elastische Stiefel mit höheren Absätzen, nicht für die flacheren Stiefel, die die Schäfer trugen. Im Unterschied zu den Hosen der Schäfer, die ausnahmslos eierschalenfarben waren, hatte sich Cassie zwei Hosen in den Farben gekauft, die die Viehtreiber bevorzugten, und heute hatte sie ihre blaue Hose zurückgelassen und trug eine dunkelgraue Reithose. Keines von Williams’ Hemden paßte ihr, da die Schultern viel zu breit für sie waren. Sie trug eine blaßgrüne Seidenbluse, die sich eng an ihren Körper anschmiegte und genau das betonte, was sie zu verbergen bemüht war – ihre Weiblichkeit. Ihr breitkrempiger Stetson war hellgrau, und ihre Augen waren hinter dunklen Brillengläsern verborgen.
    Diese Welt hier war vollkommen anders als alles, was sie bisher gekannt hatte. Damals in Georgetown hätte sie im Traum nicht geglaubt, daß sie zweihundert Meilen weit fliegen und durch Cañyons aus rotem Fels reiten würde, um einen Patienten zu behandeln.
    Als sie ihr Ziel erreicht hatten, vermutete Cassie, daß sie noch zwei Stunden lang Tageslicht haben würden – und daß sie am nächsten Tag vom Reiten wundgerieben sein würde.
    Im Schatten eines kleinen Gehölzes aus hohen Eukalyptusbäumen lag der Mann, für dessen medizinische Versorgung sie so weit angereist waren. Er war von dreien seiner Gefährten umgeben, die ihren Pferden nicht weit von der Stelle, an der sie saßen, Fußfesseln angelegt hatten.
    Sam sprang von seinem Pferd und streckte dann die Arme aus, um Cassie beim Absteigen zu helfen. Die Lider des kraftlos daliegenden Mannes öffneten sich flatternd, und Cassie konnte ihm ansehen, wie stark seine Schmerzen waren. Sie kniete sich neben ihren Patienten und sagte mit sanfter Stimme: »Sagen Sie mir, wo Sie Schmerzen haben.«
    Der Mann feuchtete sich mit der Zunge die gesprungenen Lippen an, und sein Kopf bewegte sich kaum, während er etwas murmelte, was sie nicht verstehen konnte.
    »Ist es der Bauch?« fragte sie.
    Er nickte matt.
    »Ich fürchte, ich werde Ihnen noch mehr Schmerzen bereiten müssen. Ich muß Sie abtasten, um zu sehen, ob etwas gebrochen ist.« Sie schnallte seinen Gürtel auf. »Tut das weh?« Sie drückte auf seinen Bauch.
    »Jesus Christus!« schrie er und biß die Zähne zusammen, als ihre Hände ihn geschickt abtasteten.
    Sie wandte sich an Sam und nahm deutlich wahr, daß sämtliche Männer sie anstarrten. »Zieh ihm die Hose aus. Dann müssen wir ihm die Unterhose runterziehen.«
    Sam kniete sich hin, hob mit der linken Hand den Hintern des Mannes vom Boden hoch und zog ihm die Hose mühelos über die Hüften.
    »Ich glaube, sein Schambein ist gebrochen. Versuch, ihn so behutsam wie möglich hochzuheben, während ich ihm die Hose ganz herunterziehe.« Cassie wandte sich wieder an den Patienten. »Konnten Sie Wasser lassen?«
    »Da soll mich doch …« hörte sie einen seiner Kumpel sagen.
    »Es tut teuflisch weh«, flüsterte der Patient mit gebrochener Stimme.
    »Siehst du?« sagte sie zu Sam. »Es ist Blut auf seiner Unterhose.« Sie wandte sich wieder an den Patienten und fragte: »Kommen die Schmerzen schubweise? Schwellen sie an und vergehen dann scheinbar, ohne je gänzlich zu verschwinden?«
    Die einzige Reaktion des Mannes darauf bestand in einem Stöhnen. Er konnte sich kaum bewegen, und als ihre Finger ihn wieder berührten, schrie er laut auf.
    Sie zog das Stethoskop aus der Tasche und schnürte die Manschette um seinen Oberarm, um ihm den Blutdruck zu messen. »Der Pulsschlag ist mit hundertfünfzig zu schnell.«
Mein Puls schlägt bestimmt auch zu schnell. Werde ich ihn etwa hier draußen operieren müssen?
»Der Blutdruck ist allerdings normal, hundertvierzig zu achtzig. Können Sie mir genau sagen, wo Sie die größten Schmerzen haben?« Ich fürchte, ich weiß, was es ist, dachte sie. Was werde ich bloß hier draußen in der Wildnis mit ihm anfangen?
    Der

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