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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Patient biß die Zähne noch fester zusammen, hob den linken Arm und deutete auf seinen Unterleib, der geschwollen und überempfindlich war. Cassie berührte ihn nicht noch einmal. »Die Genitalien machen einen ganz normalen Eindruck«, sagte sie. Sam war sich nicht sicher, ob sie mit ihm redete oder mit sich selbst. Die anderen Männer starrten sie an.
    »Der Hodensack weist keine Schwellung auf. Ich habe den Verdacht, er könnte einen Bruch im Becken haben, weil sein Unterleib so aufgebläht ist.« Sie deutete auf den betroffenen Bereich und fügte hinzu: »Und da Blut im Urin ist, hat die Blase wahrscheinlich einen Riß.« Was zum Teufel konnte sie hier draußen gegen einen Blasenriß unternehmen? Nun, irgend etwas mußte geschehen, oder es konnte zu einer Entzündung und möglicherweise zu einer tödlichen Blutvergiftung kommen.
    Sie hatte nie außerhalb eines sterilen Operationssaals vor einem solchen Problem gestanden. »Als erstes werde ich versuchen«, sagte sie zu Sam, »diesen Katheter einzuführen …«
    »O Gott«, sagte einer der Männer.
    »… damit die Ausdehnung der Blase zurückgehen kann.« Sie führte das Röhrchen durch den schlaffen Penis des Mannes ein, doch nur eine kleine Menge Urin und Blut flossen heraus. Sie warf einen Blick auf Sam, der immer noch auf der anderen Seite des Patienten kniete und sie beobachtete. »Der Beckenbruch braucht keine größere Behandlung, da er von selbst heilen wird, aber ein Blasenriß ist ein chirurgischer Notfall.« Sie lehnte sich zurück und hockte sich auf ihre Fersen.
    »Du wirst ihn operieren – hier draußen?«
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig, und in ein paar Stunden ist es dunkel.«
    Der einzige Laut, der zu vernehmen war, war das Surren der Fliegen. Cassie erkannte den Knoten der Angst, der sich in ihrem Bauch zusammenschnürte.
    Sie stand auf und drehte sich zu den drei Männern um. »Meine Herren, ich wüßte es zu schätzen, wenn Sie ein Feuer machen würden. Ich brauche abgekochtes Wasser.« Sie wandte sich an Sam. »Du wirst mir helfen müssen.«
    Er schreckte zurück. »Ich bin Pilot und keine Krankenschwester.«
    »Wenn das so ist, habe ich Neuigkeiten für dich«, sagte sie und zog ein Päckchen aus ihrer Arzttasche. »Du bist Pilot
und
Anästhesist. Siehst du das hier?« Sie hielt die Gazemaske hoch.
    »Das kann ich nicht machen.« Sams Stimme klang rauh.
    »Natürlich kannst du das«, sagte sie. »Ich werde ihm zehn Milligramm Morphium intramuskulär injizieren. Das trägt dazu bei, ihn ruhigzustellen. Dann, wenn er anfängt einzunicken, hältst du die Maske in einer Hand und in der anderen dieses Fläschchen Äther, und alle drei bis fünf Minuten gibst du einen Tropfen Äther auf die Gaze. Paß gut auf, daß es nicht mehr als ein Tropfen ist, denn sonst könntest du ihn töten.«
    »Woher weiß ich, wieviel zuviel ist?«
    Cassie holte ein Fläschchen und eine Spritze zur subkutanen Injektion heraus. Sie steckte die Nadel in das Fläschchen und zog zehn Milligramm damit auf. Sie schüttelte die Nadel, und ein Tropfen der farblosen Flüssigkeit spritzte in die Luft, ehe sie sich wieder neben ihren Patienten kniete. Mit der linken Hand zog sie einen Wattetupfer aus dem Päckchen, schraubte die Alkoholflasche auf und feuchtete den Baumwolltupfer an. Dann rieb sie mit dem Tupfer über den Oberarm des Patienten und stach die Nadel in sein Fleisch. Einer der Männer, die unter den Bäumen standen, stöhnte laut, und gleichzeitig hörte sie, wie Sam nach Luft schnappte.
    Als der Patient sich entspannte und in einen leichten Schlaf fiel, sah Cassie sich nach einer Stelle um, an der sie ihre sterilen Instrumente ausbreiten konnte. Sie sagte: »Es muß sein, oder innerhalb des Zeitraums, den wir bräuchten, um ihn zum Flugzeug zu transportieren, stirbt er uns.«
    »Was ist das?« fragte einer der Männer.
    »Das sind sterilisierte chirurgische Instrumente«, antwortete sie und zog sich Gummihandschuhe über. Das Päckchen enthielt außerdem Novokain, Operationsbesteck, Gaze, Nahtmaterial und eine Nadel. Sie umgab die Gegenstände mit sterilen Tüchern.
    »Und jetzt«, sagte sie zu Sam, »wirst du alle drei bis fünf Minuten einen Tropfen Äther auf dieses Tuch laufen lassen.«
    »Woher soll ich wissen, nach wie vielen Minuten ich es tun soll?«
    »Wenn er unruhig ist, tust du es in dreiminütigen Abständen. Falls er nichts mitzukriegen scheint, tust du es alle fünf Minuten. Aber paß auf, daß es wirklich nur ein Tropfen ist.« Mit einem

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