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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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konnte nicht schwanger sein. Es durfte einfach nicht sein. Als Sam sie abholte, fühlte sie sich besser. Wenigstens war ihr nicht mehr schwindlig. Er sagte: »Du siehst nicht gut aus.«
    »Mir fehlt aber nichts.« Ihre Stimme war barsch.
    Doch auf dem ganzen langen Flug nach Kypunda saß sie mit geschlossenen Augen und geballten Fäusten auf ihrem Sitz und fragte sich, was sie bloß tun sollte.
    Welche Alternativen hatte sie? Das Baby zu bekommen, ihren Job zu verlieren, von jeder Gemeinde, in der zu leben sie beschloß, verfemt zu werden. Augusta Springs verlassen zu müssen. Wie konnte sie ein Baby ernähren – würde sich auch nur irgend jemand von einer Ärztin behandeln lassen, die gleichzeitig als unzüchtig galt? Mit ihrem eigenen Leben und ihren Möglichkeiten, anderen Menschen Gutes zu tun, war es damit aus und vorbei. Ihr Vater würde vor Entsetzen außer sich sein. Es würde einen Skandal geben. Und sie würde für die nächsten zwanzig Jahre, wenn nicht mehr, durch dieses Baby angebunden sein, seinetwegen in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt sein, angebunden sein, ohne jemanden zu haben, der ihr half, und ohne jede Aussicht, ein anständiges Einkommen zu verdienen. Sie wußte, daß es keinen Ort auf der Welt gab, an dem sie als Ärztin praktizieren konnte, ohne damit rechnen zu müssen, daß die Leute sich gegen sie erhoben und sie fortjagten, sowie sie es herausfanden. O Gott, was konnte sie bloß tun?
    Versuchen, Blake zu verständigen? Was hätte das schon genützt? Sie konnte nicht an die Front fliegen, um ihn zu heiraten. Und vielleicht würde er sie gar nicht heiraten wollen. Nein, sie wußte, daß das nicht wahr war. Natürlich würde er sie heiraten wollen.
    Nachdem er jetzt im Krieg war, gab es keine Möglichkeit mehr, Blake zu heiraten. Nicht nur keine Möglichkeit, ihn zu heiraten, sondern auch keine Möglichkeit, ihn auch nur zu sehen, ehe das Baby geboren wurde, es sei denn, der Krieg fand ein schnelles Ende. O Gott, welche Ungerechtigkeit. Für zwei Wochen Ekstase würde sie damit büßen, daß sie dieses Kreuz für alle Zeiten tragen mußte, und der Mann kam ungeschoren davon, ohne auch nur zu wissen, daß sie seinen Samen in sich trug.
    Sie aß nichts zum Mittagessen.
    Sie konnte nicht schlafen. Sie dachte an nichts anderes mehr. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nicht so sehr gefürchtet. Und es gab niemanden, an den sie sich wenden konnte.
O Fiona, wo bist du?
Sie konnte es ihrem Vater nicht sagen; er würde sich ihrer schämen. Jemand anderen gab es nicht.
    Alles, was sie zu essen versuchte, kam wieder hoch. Sie gewöhnte es sich an, den Wecker auf vier Uhr morgens zu stellen, damit bis zu der Zeit, zu der Sam sie zu den Flügen abholte, ihre morgendliche Übelkeit vergehen konnte. Er bemerkte, sie sähe kränklich aus.
    Kränklich, das konnte man wohl sagen. Wenn er ein Baby im Bauch herumgetragen hätte, hätte er auch kränklich ausgesehen.
    Sie wünschte sich jemanden, mit dem sie reden konnte. Was war mit einer Abtreibung? Es gab Möglichkeiten, sie vornehmen zu lassen, obwohl sie ungesetzlich waren. Aber sie wußte nicht, wo. In ihrer Phantasie malte sie sich dunkle Gassen aus, einen Quacksalber mit schmutzigen Fingernägeln und Bauchfellentzündung als Todesursache. Blutvergiftung. Oder sie würde verbluten und sterben. Sie dachte an Frauen, die versucht hatten, mit Stricknadeln selbst eine Abtreibung vorzunehmen, und die sich damit jede Chance ruiniert hatten, noch einmal schwanger zu werden, oder die als Folge von unhygienischen Bedingungen oder durch die Stümperei anderer gestorben waren.
    Wie konnte sie einen zuverlässigen Arzt finden, der eine Abtreibung vorgenommen hätte?
    Und in dem Moment, in dem sie ihn mehr denn je brauchte, kam Don McLeod in die Stadt.
    »Du siehst furchtbar aus, Cassie«, sagte er. Als sie nach der letzten Funksprechstunde nach Hause kam, stand er vor ihrer Tür. »Ist etwas mit Blake? Ist das der Grund?«
    Sie brach in Tränen aus.
    »Komm, mach mir eine Tasse Tee, und wein dich dann an meiner Schulter aus. Dann hast du dich also verliebt, was?«
    Während sie das Wasser kochte, sagte sie sich, Don dürfte keinesfalls erfahren, daß sie schwanger war. Er hätte doch nur jeglichen Respekt vor ihr verloren, er wäre desillusioniert gewesen, er hätte ihr gesagt, daß sie sich nicht dazu eignete, als …
    »Ich bin schwanger, Don.«
    Stille.
    Dann: »Bist du ganz sicher?«
    »Nein«, schluchzte sie und konnte die Tränen beim

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