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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Es war wie in alten Zeiten.
    Er wollte es zwar nicht zugeben, aber er hatte es genossen. Den Adrenalinschub. Einen seiner Jungs zu retten. Er hatte es ein wenig zu sehr genossen. Seit dem Irak war er verdammt nervös, hielt ständig Ausschau nach bösen Jungs. Wenn er nicht gerade besinnungslos betrunken war, war er in ständiger Alarmbereitschaft gewesen. Die Konfrontation mit einigen ausgeflippten Bikern in Drohhaltung war wie ein Ventil gewesen nach Monaten mörderischer Kämpfe mit Widerstandskämpfern und Fedajin der Baath-Partei, die, mit Maschinenpistolen und Flammenwerfern bewaffnet, nur ein einziges Lebensziel hatten: alles umzunieten, was eine US-Militäruniform trug.
    »Wir vermissen dich, No«, fügte Plowboy hinzu und unterbrach Nolans Gedankengänge. Jetzt wirkte er nüchtern. »Das Bat ist nicht mehr dasselbe ohne dich. Nichts ist mehr dasselbe. Außer dem üblichen Militärscheiß. Der ändert sich nie.«
    Das Schweigen zog sich hin. Nolan blickte auf seine Füße, dann blickte er an Jasons erwartungsvollen Augen vorbei zum Terminal. Er war beinahe leer. So leer, wie er sich plötzlich fühlte.
    Er musste einfach fragen. »Wie geht’s Sara und ihren Jungs?«
    Plötzlich sah Plowboy sehr jung aus, sah von Kopf bis Fuß so aus wie der große Junge, der er in Wirklichkeit war, statt wie der Mann, den die Army und der Irak aus ihm gemacht hatten.
    »Die Kinder kommen ganz gut klar, nehme ich an. Sie machen eine Therapie«, sagte er achselzuckend. »Saras Verwandte sind jetzt da. Wills auch. Alle tun, was sie können, weißt du. Sie ist nicht mehr im Krankenhaus. Sie sagen, es gibt immer noch Hoffnung, dass sie wieder gehen lernt … und alles.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Du hättest es nicht verhindern können, Mann.«
    Nolan schluckte. Er hätte es verhindern können. Er hätte es verhindern sollen. Er hätte es verhindern müssen. Er war verantwortlich für seine Männer. Für ihre Sicherheit. Will eingeschlossen. Aber Will war tot. Und Sara war Witwe … und ob sie gehen konnte oder nicht, ihr Leben würde nie wieder so sein wie vorher.
    »Irgendwas in ihm ist einfach gerissen, weißt du«, fuhr Plowboy fort. »Etwas …«
    Nolan hielt es nicht mehr aus. »Hör mal, du verpasst noch deinen Flug.«
    Seine Stimme war so streng wie seine Haltung, und als Plowboy einfach nur dastand und absolut trostlos aussah mit seinem zerrissenen T-Shirt und dem blutverschmierten Gesicht, rang Nolan sich ein Lächeln ab.
    »Mann, du bist vielleicht ein Wrack. Pass auf dich auf.« Er drückte dem jungen Mann den Matchsack in die Hand. »Wasch dich, und zieh dir ein neues T-Shirt an, sonst werfen sie dich vielleicht noch aus dem Flieger. Und so wahr mir Gott helfe, wenn du hier noch mal auftauchst und so eine Nummer abziehst, werfe ich dich höchstpersönlich den Alligatoren zum Fraß vor.«
    »Ich liebe dich auch, Sarge.« Plowboy grinste und hielt ihm die Hand hin. »Mach’s gut, Mann.«
    Nolan schlug ihm auf die Schulter, dann steckte er die Hände in die Hosentaschen, als der Ranger seinen Beutel schulterte. Lange Zeit stand Nolan einfach da und sah ihm hinterher.
    Total erschöpft gab Jillian ihren Sicherheitscode ein und öffnete die Penthouse-Tür. Garrett legte ihr die Hand auf den Arm und befahl ihr schweigend, nicht weiterzugehen.
    Sie wollte schon eine ätzende Bemerkung machen über die mehr als geringe Wahrscheinlichkeit, dass jemand zweimal in derselben Nacht ihren Sicherheitscode knacken würde, konnte sie aber gerade noch zurückhalten. Erstens hätte er es nicht gern gehört. Zweitens, so wie sich ihr Leben kürzlich verändert hatte, war sie sich nicht so sicher, ob Norman Bates nicht doch noch auftauchte. Drittens war sie zu müde.
    Kein Zweifel. Sie war auf das, was heute Nacht passiert war, nicht eingestellt. Sie hätte sich in ihrem Leben nicht vorstellen können, eine führende Rolle in den Wahnvorstellungen eines verrückten Kriminellen zu spielen. Aber dass sie nach Rauch stank und Plowboys Blut auf ihren Shorts hatte, waren zwei handfeste Beweise, dass, wie Plowboy es ausdrückte, »Scheiß eben passiert« und die Realität tatsächlich jede Vorstellung übertraf.
    »Ich nehme eine Dusche«, sagte sie, als Garrett zurück ins Foyer kam und ihr ein grimmiges »Alles klar«-Nicken zuwarf. »Ich rieche wie eine Brauerei. Oh – und Garrett: Ich möchte Sie nicht in meinem Badezimmer finden, wenn ich aus der Dusche komme.«
    Sie wartete nicht auf seine Antwort, sondern ging direkt ins

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