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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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wirklich war. Und es war okay, dass sie es wusste. Es war nicht nötig. Wenigstens nicht bei ihr.
    Und woher, um Himmels willen, kam das jetzt? Warum gingen ihre Gedanken überhaupt wieder in diese Richtung? Er war ein bezahlter Rüpel. Sie mochte ihn nicht. Sie wollte nicht, dass sie ihn mochte. Wollte ihn auch nicht kennen lernen. Und am allerwenigsten wollte sie ihn hier haben.
    Und dennoch zwang sie etwas an ihm, zu … zu was?
    Sie schüttelte den Kopf. Sie musste wirklich müde sein. Oder sich selbst vielleicht auch ein wenig verletzlich fühlen.
    Immer noch stand sie wie ein Dieb im Schatten des Flurs und dachte zurück an die Szene, als er den jungen Ranger am Flughafen abgesetzt hatte. Sie war im Wagen geblieben, aber die Fenster waren heruntergedreht, als die beiden Männer dort neben der Eingangstür zum Terminal standen. Sie hatte genug gesehen. So schroff er auch war, er mochte Plowboy. Und das Gefühl war durchaus gegenseitig.
    Zwischen ihnen gab es mehr als Respekt und Verantwortungsgefühl. Vielleicht war da sogar Liebe im Spiel, aber wie üblich bei Männern dieses Schlags, hatten sie sich nur angeknurrt und gegenseitig gehänselt, hatten ihre tatsächlichen Gefühle hinter Schweigen und Frotzeleien versteckt.
    Aber sie hatten nicht nur geschwiegen. Sie hatte etwas von ihrer Unterhaltung mitbekommen.
    Du hättest es nicht verhindern können.
    Was hätte er nicht verhindern können?, hatte sie sich gefragt. Fragte sie sich auch jetzt. Fragte sich, was Garrett veranlasst hatte, einfach nur dazustehen – so wie er auch jetzt in ihrer Küche stand –, schweigend und einsam.
    Vor allem einsam.
    Das war das hervorstechendste Merkmal.
    Sie musste ein Geräusch gemacht haben, weil sein Kopf plötzlich hochschoss. Er drehte sich um und entdeckte sie im Schatten.
    Was sie in diesem einen Moment, in dem er sich unbeobachtet fühlte, in seinem Blick sah, zog ihr das Herz zusammen.
    Schmerz.
    Schier und heftig.
    Tief und anhaltend.
    Vielleicht mochte sie ihn nicht, wollte ihn nicht hier haben, aber in diesem Moment litt sie mit ihm und respektierte sein Bedürfnis nach Alleinsein. Sie wollte schon umkehren und ihn allein lassen – und dann sah sie es. Ein dünner, knapp zwanzig Zentimeter langer, blutender Schnitt verlief quer über seine Brust, direkt unter den Rippen.
    Sie schnappte nach Luft und sah ihn ungläubig an. »Sie sind verletzt.«
    Er sah an sich hinunter, dann hoch, lächelte … und sofort war sie wieder sauer.
    Sie wusste genau, was er jetzt gleich sagen würde. Verschwunden war der ganz normale, menschliche, verletzliche Mann – der Mann, von dem sie beinahe geglaubt hatte, dass sie ihn würde mögen können. Zurück war der eiserne Kämpfer, der der Welt vormachte, dass ihn nichts aus der Bahn werfen und er die durch die Luft zischenden Gewehrkugeln mit seinen Zähnen fangen konnte.
    »Wagen Sie es ja nicht«, fauchte sie und ließ ihrer Wut freien Lauf. »Wagen Sie bloß nicht zu sagen, dass es nicht weiter schlimm ist … als ob Sie irgendein … irgendein gewalttätiger Typ in einem drittklassigen Actionfilm wären.«
    Er sah überrascht aus. Dann belustigt. »Offensichtlich sehen Sie sich die falschen Filme an. Tatsächlich tut es höllisch weh.« Er warf ihr einen glutvollen Blick zu. »Wollen Sie mein Wehwehchen küssen?«
    Sie funkelte ihn an, und die plötzliche Wut, die sie überschwemmte, ließ sie alles vergessen, was sie noch einen Augenblick zuvor für ihn empfunden und über ihn gedacht hatte. »Sehe ich etwa so aus, als würde ich Ihr Wehwehchen küssen wollen?«

7
    Nach Nolans Ansicht sah sie aus wie eine Frau, die ihm am liebsten eine verpasst hätte für seinen kindischen Versuch, seinen Messerstich zu bagatellisieren. Und dennoch sah er auch noch etwas anderes in ihren Augen aufblitzen – nur ganz flüchtig, aber etwas, was sie selbst überraschte. Sie hatte für eine Sekunde tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, ihn zu küssen … und es hatte sie zutiefst schockiert.
    Tja, verdammt noch mal. Ihn schockierte es auch zutiefst.
    Das war eine Entwicklung, die er nun ganz bestimmt nicht gebrauchen konnte. Nicht wenn allein schon ihr Anblick bei ihm zu mehr führte, als dass er deutlich Flagge zeigte.
    Einmal ein Ranger, immer ein Ranger, dachte er angewidert von sich selbst. Das Leben drehte sich im Wesentlichen um Krieg, Bier und Sex – wobei sich die Reihenfolge ändern konnte, je nachdem, wo man sich gerade befand. Das Terrain, das sich gerade vor ihm auftat und nur

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