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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Tür.
    »Wie geht es dir?«, fragte Nolan schließlich.
    Unsicher, was seine Stimmung betraf, und immer noch verletzt, dass dies das Erste war, was sie von ihm zu sehen bekam, versuchte sie, seine Gefühle zu deuten. »Mir geht es gut.«
    »Du lügst.«
    Sie verzog das Gesicht. »Erwischt. Okay, es tut ein bisschen weh. Aber sie haben hier gute Schmerzmittel.«
    »Und«, fragte sie, als sich erneut zähes Schweigen ausbreitete, »wie geht es dir?«
    »Mir?« Er zuckte die Achseln. »Mir geht’s prima.«
    Mit grimmigem Gesicht kam er näher, nahm aber nicht weiter Notiz von ihr. Er steckte die Hände in die hinteren Taschen seiner schwarzen Jeans, warf einen Blick auf die geradezu lächerlich vielen Blumensträuße, die bunten Luftballons, die unter der Klimaanlage an der Decke tanzten, und sah endlich aus dem Fenster in die Nacht.
    »Es geht mir gut, Nolan«, versicherte sie ihm wieder und hatte instinktiv erfasst, dass er sich die Schuld an ihrer Verletzung gab.
    Er sagte kein Wort. Stand einfach nur da, niedergedrückt von einem unbeschreiblichen Schuldgefühl. »Der Mistkerl hat dich verletzt.«
    Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie sah, wie die Muskelstränge an seinem Hals arbeiteten. Er war einfach Spitze darin, sich die Sünden der ganzen Welt aufzuladen. »Du hast alles getan, was du konntest.«
    »Ja. Alles, nur aufgehalten habe ich ihn nicht.«
    »Hallooo? Ich bin hier. Ich lebe, weil du da warst.«
    Er ließ das Kinn sinken. »Weil Lydia ihn verschreckt hat.«
    »Und weil du da warst. Weil du den Blutverlust gestoppt hast, bevor die Sanitäter kamen. Sie sagen, dass ich wahrscheinlich verblutet wäre, wenn du nicht gewesen wärst.«
    »Na, klasse.«
    Er hörte nicht auf, sich einen Schlag nach dem anderen zu versetzen. Sie dachte nach und kam zu dem Schluss, dass sie beide die ganze Geschichte hören mussten. Sie musste sie hören, weil es viele Leerstellen gab. Er musste sie hören, um zu begreifen, dass er alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um sie zu retten.
    »Erzähl mir, was passiert ist. Erzähl mir alles, was du weißt. Bisher war keiner bereit, meine Fragen zu beantworten. Daddy muss der Meinung gewesen sein, dass es zu viel für mich wäre, und hat ein Verbot oder etwas Ähnliches erlassen. Tu mir den Gefallen, Nolan. Ich muss es wissen.«
    Er drehte sich zu ihr um. »Sag du mir zuerst, was zum Teufel du dir dabei gedacht hast, den Ballsaal zu verlassen?«
    Ah. Endlich. Gefühle. Die Wut in seinen Augen war etwas Lebendiges. Sie verstand das. Er hatte ihr gesagt, dass sie sich nicht vom Fleck rühren sollte. Sie hatte nicht auf ihn gehört.
    »Was ich mir dabei gedacht habe? Ich weiß es nicht. Ich sah Lydia und, na ja, sie ist zwar ein Kind, aber sie ist ein süßes Kind, und sie hilft mir jetzt seit beinahe einem Jahr bei allem Möglichen. Ich musste dringend aus diesem Raum. Ich bin in Panik geraten.«
    »Du wusstest, dass ich sie verdächtige. Du hieltest es nicht für seltsam, dass sie plötzlich einfach zur Stelle war?«
    Er wollte ihr nicht nur den Kopf waschen, dass sie seine Anweisungen missachtet hatte; er wollte auf diesem Thema herumreiten, obwohl es eine Streitfrage zwischen ihnen war.
    »Nein, das erschien mir nicht seltsam. Sie arbeitet dort aushilfsweise, falls du dich erinnerst. Außerdem wusste sie von der Preisverleihung und hatte mir gesagt, dass sie möglicherweise vorbeikommen und nach dem Rechten sehen würde, bevor sie nach Hause geht. Nolan, warum reden wir über sie?«, fragte sie und hatte den Verdacht, dass es sich nur um eine seiner Taktiken handelte, einem Gespräch über sie beide aus dem Weg zu gehen. Über ihn und sie. »Sie hat nichts getan.«
    »Damit bist du noch nicht aus dem Schneider.«
    »Okay. Ich habe etwas ganz Böses getan.« Todmüde und Antworten und ein Zeichen erwartend, dass er sie ebenso stark vermisst hatte wie sie ihn, ließ sie den Kopf auf das Kissen sinken.
    Er flog an ihre Seite, als sie zusammenzuckte. »Was ist? Hast du Schmerzen? Ich rufe die Schwester.«
    »Ich brauche keine Schwester. Ich bin nur an die Stelle gekommen, wo er mich getroffen hat, okay?«
    Es war ganz offensichtlich nicht okay, aber er gab nach. »Sie sagen, du hast eine Gehirnerschütterung.«
    »Eine leichte Gehirnerschütterung, weshalb ich mich auch wahrscheinlich an nichts weiter erinnere, nachdem Lydia und ich um die Ecke geschlichen sind. Alles danach liegt im Dunkeln.«
    Sie konnte einen Schauder nicht unterdrücken. Zu wissen, was passiert war,

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