Wer den Tod begruesst
und darüber zu reden … tja. Es war schwierig.
»Das war keine gute Idee. Ich glaube nicht, dass du schon bereit dafür bist.«
»Nein.« Sie umklammerte seine Hand. »Bitte. Ich muss den Rest hören. Du kannst mir ruhig glauben, dass ich erwachsen bin, okay. Keiner sonst tut es.«
Er blickte von ihren ineinander verschränkten Händen zu ihrem Gesicht, dann trat er langsam zurück vom Bett. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sein körperlicher Rückzug sie verletzte. Sie mochte das Gefühl seiner großen, harten Hand, die ihre hielt. Sie brauchte die körperliche Verbindung.
Er jedoch hatte das Gefühl, etwas anderes zu brauchen.
Was willst du, Nolan?
Was ich von Anfang an wollte, Distanz.
Man konnte nicht behaupten, dass er es nicht klar ausgedrückt hätte. Aber sie hatte dennoch irgendwie gehofft, dass die Ereignisse seine Meinung vielleicht geändert hätten.
Aber er war ein Mann mit Grundsätzen, ihr Bodyguard. Ein Mann, der immer noch die Realität verleugnete. Resigniert sagte sie sich, dass sie es schlicht akzeptieren musste. Für den Moment. Wenn sie wieder gesund wäre, würde sie sich mit ihm auseinander setzen. Jetzt wollte sie nur den Rest der Geschichte erfahren.
»Smith hatte nicht viel zu erzählen«, informierte Nolan sie schließlich. »Er sagt, dass es ihm Leid tue. Dass er froh sei, festgenommen worden zu sein. Dass er es verdiene, zu sterben.«
»Hat er gesagt, warum er versucht hat, mich umzubringen?« Sogar jetzt noch, wo sie es hinter sich hatte, war es schwer zu glauben.
»Er sagte nur, dass er bereits tot gewesen sei, aber dass du es einfach nicht habest zulassen wollen.«
»Ich hätte ihn in Ruhe lassen sollen«, sagte sie leise. »Er … sagte mir einmal, dass ich ihm Hoffnung gemacht habe. Und dann sagte er, dass es ihm ohne Hoffnung besser gehe. Hoffnung erzeuge Schmerzen. Hoffnung erinnere ihn an alles, was er verloren habe.«
»Wenn du es nicht gewesen wärst, hätte er seine Wut und Frustration an jemand anderem ausgelassen. Er war eine tickende Zeitbombe. Traurig, aber wahr. Es steckte keine böse Absicht hinter dem, was du getan hast.«
»Aber es war gedankenlos. Das ist auch eine Form von böser Absicht.«
»Du musst kein Büßergewand tragen, Jillian. Du hast nichts Falsches getan. Smith war ein hoffnungsloser Fall.«
Sie hörte Zorn in seiner Stimme. Und sie hatte plötzlich genug davon, sich verletzt und erschöpft zu fühlen, und wollte ein paar Antworten haben. »Was ist mit dir? Was ist mit uns? Sind wir auch ein hoffnungsloser Fall?«
Einen Moment lang sah er noch kaputter aus, als sie sich fühlte. Was dieser Moment nicht zu erkennen gab, tat er mit seinen nächsten Worten:
»Ich muss gehen.«
Und weg war er, einfach so.
Mit den Füßen gegen die Reling gestützt, hockte Nolan in einem Liegestuhl auf dem Achterdeck der EDEN und umklammerte eine halb volle Flasche Scotch.
Der Mond hing wie ein verdammtes chinesisches Ei am Himmel, während er langsam von Osten nach Westen wanderte. Er prostete ihm zu. Stinkendes Ei. Verfaultes Ei. Der Scherz geht auf deine Kosten.
Gott, war er witzig. Und der Scotch schmeckte toll. Gottverdammt toll. Auch wenn er nicht ganz so mild war wie in seiner Erinnerung. Auch wenn er nicht annähernd so schnell betäubte, wie er es brauchte.
Auch wenn er ihn nicht vergessen machte, wie Jillian ausgesehen hatte, als sie im Gras lag, nachdem Smith sie attackiert hatte. Sie sah zerbrochen aus und blutete und war dem Tod so nah, dass seine Hände immer noch zitterten bei der Erinnerung.
Aber er schaffte es wenigstens noch, sich anständig zu besaufen.
Hoo-aah!
Jetzt wollte er nichts anderes als Schnaps.
Das war alles, was er brauchte.
Jawoll. Er und Glen. Wieder zusammen. Ein Scheißfamilientreffen. Sorgte dafür, dass der Rest der Welt sich verpisste. Eine Welt, wo eine Frau ihn mit klaren, grünen Augen anblickte, die ihm sagten, dass sie an ihn glaube. Dass er mehr sei, als er zu sein fähig war.
Will hatte es besser gewusst. Will hatte seinen Wert gekannt. Er war einen Scheißdreck wert. Wenn es darauf ankam.
Tränen strömten ihm übers Gesicht. Genau wie Nelson war Will tot. Verdammt, warum war er nicht zu ihm gekommen? Warum hatte er sich nicht von ihm helfen lassen?
Und Jillian … er hatte auch sie beinahe sterben lassen.
Er hob die Flasche, nahm einen tiefen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Die eine Frau, die ihm je etwas bedeutet hatte, war weg – und er hatte alles
Weitere Kostenlose Bücher