Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
Vom Netzwerk:
hatte einen Riesenkater, als Ethan so gegen Mittag an Bord kam.
    »Das reicht jetzt endgültig«, schnauzte Ethan Nolan an, der sich den Brummschädel mit beiden Händen hielt und quasi immer noch voll wie eine Haubitze war. »Ich will mir nicht noch länger mit ansehen, wie du dich zugrunde richtest, Bruderherz.«
    »Das ist kinderleicht.« Irgendwie schaffte er es tatsächlich, sich hochzuhieven und mit zitternden Händen am Schott festzuhalten. »Verpiss dich einfach.«
    Ethan warf ihm einen wütenden Blick zu. »Das könnte dir so passen. Sei froh, dass nur ich vorbeigekommen bin und nicht Dallas.«
    Nolan grunzte, wusste aber, dass sein ältester Bruder Recht hatte. Als ehemaliger Angehöriger der Special Forces setzte Ethan primär auf sein Verhandlungsgeschick, auf das er sich während seines Einsatzes als Green Beret meistens hatte verlassen können. Dallas jedoch, zwei Jahre älter als Nolan, hatte eher die Tendenz, einem gleich an die Kehle zu gehen, statt es mit Diplomatie zu versuchen. Entgegen der Familientradition, die ihr Vater während des Vietnamkriegs begründet hatte, als er US-Army Airborne Ranger wurde, hatte Dallas sich für die Marine entschieden. Insgesamt zehn Jahre – die letzten sechs im Kampfeinsatz. Das sagte genug.
    Nolan liebte seine Familie. Er wünschte seinen Brüdern und Eve, die sich letztes Jahr entschlossen hatte, den Secret Service zu verlassen und stattdessen ihrer Firma beizutreten, alles Glück der Welt mit E. D. E. N., Inc., aber er selbst wollte nichts damit zu tun haben. Er wollte nur in Ruhe gelassen werden.
    »Eine mehr als faire Warnung«, klärte Ethan ihn auf, während er geräuschvoll in der Kombüse Kaffee kochte und Nolan die Tränen in die Augen trieb, als er ein Fünftel des übrig gebliebenen Glenlivet in den Abfluss kippte, »wenn du bis heute Abend nicht wieder nüchtern bist und manierlich aussiehst, schicke ich dir Eve vorbei.«
    Es bereitete Nolan einen schmerzhaften Stich, als er an seine Zwillingsschwester dachte. Eve war ein Pitbull in der Verpackung eines Püppchens. Weil sie aussah wie eine typische sexy Blondine, unterschätzten die meisten Menschen sie – zu ihrem ewigen Bedauern. Eve vergaß nie etwas … und sie machte keine Gefangenen.
    »Himmel, nein.«
    »Und Mom.«
    Steifarmig legte er beide Hände auf den Kombüsentisch und den Kopf ächzend dazwischen. Er dachte an seine Mutter, die glücklich und zufrieden in ihrer geschlossenen Gesellschaft in West Palm Beach lebte, wo sie mit ihrem Damenkränzchen Canasta spielte und zum Wasseraerobic und Mittagessen ging, und an seinen Vater, der jeden Morgen seine Golfrunde drehte mit seinen Kumpels. »Ich möchte nicht, dass sie mich in diesem Zustand sehen.«
    »Dann tu was dagegen.«
    Er fuhr sich mit der Hand über den Stoppelbart. »Das habe ich auch vor. Wenn ich meine, dass es Zeit ist.«
    »Du hast aber keine Zeit mehr. Ich brauche dich. E.D.E.N. braucht dich. Und zwar ab morgen.«
    Die Hand auf seiner Schulter widersprach dem Ärger und Widerwillen in Ethans Stimme und reduzierte alles auf die einfachste Ebene. Sie waren Brüder. Sie liebten einander, und Nolan wusste, dass sein Verhalten sie sehr besorgt machte.
    Am Ende war das der ausschlaggebende Faktor gewesen.
    »Okay, fein. Was genau kriegt ihr drei Übermenschen nicht hin, was meine Anwesenheit erfordert?«
    »Wir können nicht du sein. Und du, jedenfalls laut Darin Kincaid, bist der Mann.«
    »Kincaid?« Er brauchte einen Moment, um aus seinem vernebelten Hirn die entsprechende Information auszubuddeln. »Der Verleger? Was zum Teufel will er von mir?«
    »Dusch erst mal. Dann erkläre ich es dir.«
    Also hatte er sich aufgerafft – und einen Blick von sich erhascht in dem kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Ein Toter sah gesünder aus und hatte mehr Farbe. Bis auf die Augen. Sie waren so rot wie Feuerameisen und brannten wie Feuer.
    Nach dem Duschen sich bereits etwas menschlicher fühlend, ging er wieder in die Kombüse zu seinem Bruder. Ethan pulte einen Kirschdrops aus einer Rolle und informierte ihn über die Todesdrohungen gegen Kincaids Tochter und Kincaids ausdrücklichen Wunsch, Nolan als Bodyguard zu engagieren.
    »Er hat diesen Zeitungsartikel gelesen über deine Mission in Afghanistan und im Irak. War immer schon ein großer Fan von Spezialeinsätzen. Respektiert den Haufen … will dich.«
    Während sie den starken, schwarzen Kaffee tranken, wurde Nolan bewusst, dass der Schnaps sein Blut nicht annähernd so

Weitere Kostenlose Bücher