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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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legte sich die Hand übers Gesicht und verbannte den Gedanken, bevor er ihn ausmalen konnte. Er war schließlich auch nur ein Mensch. Er hatte sich, versteckt wie eine Ratte in ihrem Kleiderschrank, ihren langsamen, sinnlichen, unbeabsichtigten Striptease ansehen müssen – und dabei einen Ständer bekommen.
    Er hatte nicht die Absicht gehabt, den Voyeur zu spielen, aber wohin er auch blickte, überall in diesem verdammten Raum hingen Spiegel. Wurde von ihm etwa verlangt, dass er sich die Augen zuhielt, wenn sie ihm diesen süßen, kleinen Hintern entgegenstreckte? Oder dass er wie ein Chorknabe errötete beim Anblick ihrer Brüste?
    Allein bei dem Gedanken daran wurde er wieder hart. Sie soll mal Turnerin gewesen sein – gut genug für die olympische Mannschaft – laut ihrer Akte. Man sah es ihren schmalen Hüften an, dem Muskelspiel ihrer starken Oberschenkel und dem festen, hohen Hintern. Ihre Brüste waren unglaublich – Brüste, von denen Männer träumten. Hübsche, sonnengebräunte Kugeln, etwas schwerer an der Unterseite, Brustwarzen – feste, kleine, dunkelrosa Knospen –, leicht aufgerichtet, die geradezu darum bettelten, dass man an ihnen saugte.
    Und dieser verdammte Schmollmund.
    Er schüttelte die Bilder ab. Schluss mit dem Vergnügen. Jillian Kincaid war ein Auftrag. Ihr Leben hing von seiner Fähigkeit ab, mit sich selbst und mit der Situation fertig zu werden – nicht mit ihr.
    Er hatte einen Job zu erledigen. Er würde sie mit allen verfügbaren Mitteln, auch mit seinem Leben beschützen, keine Frage. Aber reichte das?
    Kalter Schweiß brach ihm aus.
    Er schnappte sich das Handy und tippte Ethans Nummer ein, während er sich wünschte, dass Daddys Liebling sich planmäßig verhalten hätte und nach Haus gelaufen wäre. Nach Nolans Überzeugung hätten von dieser Situation alle nur profitieren können: E.D.E.N., Inc., bekam den saftigen Kincaid-Auftrag, Daddy konnte seine kleine Prinzessin wieder unter seine Fittiche nehmen, und er erhielt für seine hübsche, kleine Vorstellung einen saftigen Scheck und die Gelegenheit, sich mit einigen weiteren Flaschen Glenlivet zu besaufen, statt sich mit dem befassen zu müssen, was in dieser Woche auf ihn zukäme.
    »Nur hat sie leider nicht mitgespielt, was, Garrett?«, murmelte er und hinterließ eine kurze Nachricht auf Ethans Handy, dass er drinnen sei.
    Er starrte das Telefon an und legte es dann beiseite. Er sah einfach keinen Ausweg. Er steckte hier im Penthouse fest, zumindest für diese Nacht. Vielleicht für länger. Und das gefiel ihm nicht. Ihm gefiel der Gedanke nicht, Feindseligkeiten auszutauschen mit einer Frau, die nicht herumgestoßen werden wollte, nicht gesagt bekommen wollte, was sie zu tun und zu lassen habe, und so wirkte, als hätte sie nicht den geringsten Selbsterhaltungstrieb in ihrem heißen, kleinen Körper. Dem sehr heißen, kleinen Körper.
    Falsche Richtung.
    Unterm Strich: Auch wenn er es absolut nicht kapierte, schien sie es trotz Daddys Millionen ernst zu meinen mit ihrer Karriere und ihrer Unabhängigkeit. Das bedeutete, dass Nolan ernsthaft festsaß, und zwar bei ihr. In der nächsten Zeit musste er wie ein Fussel an Jillian Kincaids teuren Klamotten kleben und den Job erledigen, für den er engagiert worden war.
    Und genau das war das Haar in der Suppe und der Grund dafür, dass er versucht hatte, sich in Alkohol zu ertränken. Die letzte Person, die sich auf Nolans Schutz verlassen hatte, war nicht mehr am Leben.
    Da er nicht einschlafen konnte, hatte Nolan im Badezimmer des Gästezimmers geduscht. Er drehte gerade die Hähne zu, als sein Handy im Schlafzimmer klingelte. Er schnappte sich eins von dem halben Dutzend weichen Handtüchern, die er im Wäscheschrank gefunden hatte, und warf einen Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch. Zehn Minuten nach eins.
    Er drückte auf Verbinden, erwartete, Ethans Stimme zu hören, und brummte nur gedämpft: »Ja.«
    »No-man! Bruder! Bist du’s, Kumpel?«
    Nolan schloss die Augen. Es war nicht Ethan. Es war jemand, mit dem er nichts zu tun haben wollte. Nicht heute Nacht.
    Er würde Jason Wilsons nasalen Tonfall immer und überall identifizieren. Unglaublich, verdammter Scheiß.
    »Plowboy.«
    »Wie er leibt und lebt. Wie zum Teufel geht es dir so als glücklicher Zivilist, du Bastard?«
    Er hatte ihn kalt erwischt. So ging es ihm.
    Er war nicht vorbereitet darauf, die Stimme eines Soldaten zu hören, von dem er erwartet hatte, nie wieder auf ihn zu treffen. Er war nicht

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