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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Staaten waren. »Dumme Menschen. Dumme Menschen, die dumme Sachen machen.«
    Ja. Nolan hatte ihn verstanden. Alles, woran du seit Monaten dachtest, war, nach Hause zu kommen. Dann warst du zu Hause. Es hätte so einfach sein müssen. Aber das war es nicht. Wie Will schon sagte: Die Leute waren dumm. Sie stellten dumme Fragen.
    Hast du jemanden getötet? Was hast du dabei gefühlt?
    Du liebe Güte. Was waren das nur für Fragen?
    »Und diese Massen«, war Will fortgefahren. »Ich hasse Menschenmassen … und Menschen, die wollen, dass ich meine Gefühle zeige. Was soll denn der Scheißdreck?«
    Es war der Abend nach einer dieser, wie die Soldaten es scherzhaft nannten, »Schlag nicht deine Frau«-Sitzungen, in denen ihnen geholfen werden sollte, mit dem Kampfstress fertig zu werden und sich wieder an das Zivilleben zu gewöhnen.
    Will hatte seine Frau nicht geschlagen.
    Stattdessen hatte er auf sie geschossen. Und sich anschließend selbst erschossen.
    Jetzt hatten die Jungs keinen Daddy. Sara würde sich vielleicht nie wieder ganz erholen, und Will – den Nolan hätte retten müssen – war tot.
    Er ging langsam zum Badezimmer und machte das Licht an. Das Wasser aus dem Wasserhahn war kalt. Er fing es mit beiden Händen auf und führte es zum Gesicht.
    Endlich richtete er sich auf. Sah sich im Spiegel an.
    Weiter hinten im Flur verließ sich jemand anderes darauf, von ihm beschützt zu werden.
    Und der Mann, der ihn aus dem Spiegel anstarrte – mit hohlen Augen und kampfesmüde –, wusste trotz seiner Beteuerung nicht, ob er es noch vermochte, sie vor dem Sterben zu bewahren.

12
    »Du wirkst so abwesend, Jillie.«
    Die Stimme ihres Vaters holte Jillian, die in Gedanken wieder bei dem Desaster der vergangenen Nacht im Mar-A-Lago war, zurück in die Gegenwart. Sie war in Golden Palms, auf dem Besitz der Kincaids in Palm Beach. Zum Mittagessen.
    Von einem Albtraum in den nächsten.
    Sie holte tief Luft, um sich für das Kommende zu wappnen, blickte hoch von ihrem Suppenteller und hatte sofort ein schlechtes Gewissen, als sie die Besorgnis in den Augen ihres Vaters sah. Seine größte Sünde war, sich zu viele Sorgen zu machen. Und ihre größte war es wohl, ihm das nicht nachzusehen. Dieses Gefühl lag im Streit mit dem, was sie für ihre Mutter empfand, gleichauf.
    Sie wusste nie, welche Clare Kincaid sie antreffen würde – die Frau, die sich manchmal mit Kopfschmerzen zurück ins Bett verkroch und in tiefe Depressionen versank, oder die Königin der Gesellschaftsbälle.
    Heute schien einer der guten Tage ihrer Mutter zu sein. Sie war ebenso poliert wie das Silber, glänzte wie das Kristall auf dem sorgfältig gedeckten Tisch im Esszimmer, wie es, so weit ihre Erinnerungen zurückreichten, stets die Norm gewesen war.
    »Das Personal würde tratschen«, hatte Clare ärgerlich tsstss gemacht, als die zwölf Jahre alte Jillian gefragt hatte, ob sie nicht einmal, nur ein einziges Mal von Papptellern in der Küche essen könnten.
    Die öffentliche Wirkung war das Wichtigste für ihre Mutter. In ihren späten Fünfzigern mit smaragdgrünen Augen und perfekt frisierten, roten Haaren war Clare Kincaid sehr schön in ihrer zerbrechlichen, porzellanpuppenartigen Erscheinung.
    »Jillie, Schatz. Geht es dir gut?«, fragte ihr Vater drängend, wobei sich sein Stirnrunzeln noch vertiefte.
    Jillian wurde bewusst, dass sie wieder in Gedanken gewesen war, zwang sich ihm zu Gefallen zu einem Lächeln und nahm ihre Suppe wieder in Angriff, den zweiten Gang des ausgedehnten Mittagessens.
    »Ich dachte gerade, wie nett von Kenneth, extra für mich Spargelsuppe zu machen. Sie ist köstlich, wie immer. Sagt ihm bitte, dass sie exzellent ist. Es wäre sehr nett, wenn du mir das Rezept besorgen könntest«, wandte sie sich an ihre Mutter.
    Was natürlich lächerlich war, aber das Beste, was ihr spontan einfiel. Ihre Kochkünste beschränkten sich darauf, die Mikrowelle richtig zu programmieren, um ihr Fastfood zu erwärmen.
    »Betrachte es als erledigt, meine Liebe.« Ihre Mutter lächelte sie an. »Obgleich du sie jederzeit haben könntest, wenn du zu uns zum Essen kämst. Es ist eine so nette Überraschung, dich hier zu haben, Jillian. Wir sehen dich viel zu selten.«
    Sie hätten sie auch heute nicht zu sehen gekriegt, wenn nicht ein früher morgendlichen Anruf ihres Vaters sie und Garrett nach Golden Palms beordert hätte. Um es mit Garretts Worten auszudrücken, sie hätte dieses Essen nur zu gern ausfallen lassen. Er hatte ihr

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