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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Gerard
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Augen verwandelte er sich aus Mr. Einfühlsam in einen eiskalten Killer.
    »Keiner kommt an mir vorbei, Jillian.«
    Bei seinem Blick blieb ihr das Herz stehen, und Erleichterung konkurrierte mit unerwartetem Mitgefühl. Was musste er durchgemacht haben, fragte sie sich, dass er keine Skrupel hatte, alles zu tun, um sie zu schützen, auch für sie zu töten, wenn es sein musste?
    Sie blickte von ihm auf ihre Hände, dann wieder zurück zu ihm. »Dabei möchten Sie nicht einmal hier sein.«
    Was für eine Ironie! Heute Morgen hatte sie sich noch den Kopf darüber zerbrochen, wie sie ihn auf dem schnellsten Wege aus ihrem Penthouse und ihrem Leben vertreiben könnte. Jetzt hatte sie schreckliche Angst, dass er sie so schnell er konnte verlassen würde. Und das Tollste: Sie war sich nicht einmal sicher, was sie mehr erschreckte – der Verlust des Bodyguards oder der des Mannes.
    Des Mannes, der sie nicht einmal leiden konnte.
    »Ich war an vielen Orten, an denen ich nicht sein wollte.« Er hielt ihren Blick fest. Wollte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. »Das hat mich nie daran gehindert, meinen Job zu tun. Dies hier ist keine Ausnahme. Und die Tatsache, dass Sie mich nicht hier haben wollen, ändert nichts daran. Ich gehe nirgendwohin, bis diese Gefahr vorüber ist«, fügte er abschließend hinzu. »Also, ob es Ihnen gefällt oder nicht, ob Sie mich mögen oder nicht, spielt keine Rolle.
    Und ich wiederhole es noch einmal, damit es völlig klar ist. Keiner kommt an mir vorbei. Keiner kommt an Sie ran – verstanden?«
    Ja. Sie hatte es verstanden. Und was noch wichtiger war, sie glaubte ihm. Er würde sie mit seinem Leben beschützen.
    Als sie ihn beobachtete – ihren Beschützer, der ein schlechtes Omelett zubereitete –, betete sie zu Gott, dass es nicht so weit kommen würde.
    Zum ersten Mal, seitdem sie diese kühlen, blauen Augen erblickt hatte, die sie Freitagnacht angestarrt hatten, machte sie sich um jemand anderen Sorgen, als um sich selbst.
    … Der Vogelschwarm über ihnen glich angriffslustigen Moskitos und bot dem Black Hawk, der über der Absprungzone kreiste, Deckung. Nolans Ranger hingen an dicken Seilen am Bauch des Helikopters. Ihre Einheit sollte auf den Bodenkonvoi treffen, der sich schnell Richtung Ziel bewegte, und es dauerte verdammt viel zu lange mit dem Abseilen. Schließlich spuckte der Heli den letzten Mann aus.
    Nelson seilte sich blind ab, seine Stiefel prallten auf den Boden, während die Rotorblätter den Sand aufwirbelten.
    »Lauf! Lauf! Lauf!«
    Er ergriff den jungen Ranger bei der Schulter und führte ihn gebückt und im Zickzack zu dem ausgebombten Haus, wo der Rest der Mannschaft auf ihn und den nächsten Befehl wartete.
    Ein starkes Widerstandsnest hatte verheerenden Schaden unter der Bevölkerung und den in der kleinen Ortschaft nördlich von Mossul stationierten US-Streitkräften angerichtet. Zwei Marines und ein irakischer Übersetzer waren in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gefangen genommen worden. Seine Einheit sollte sie mit einem Überraschungsangriff im Schutz der Dunkelheit befreien.
    Nur dass sie selbst überrascht wurden. Sie waren mitten in einem Großangriff gelandet, und es sah so aus, als ob jeder Anhänger der Fedajin und der Baath-Partei im Umkreis von hundert Meilen aus seinem Rattenloch gekrochen wäre, um mitzumischen.
    Der Feuerstoß einer Panzerfaust ließ ihn hochblicken zum Black Hawk. Die Rauchfahne der Granate schoss empor in Richtung Helikopter. Er wartete auf die ohrenbetäubende Explosion, aber die Granate verfehlte ihr Ziel. Der große Vogel drehte ohne einen einzigen Kratzer dröhnend ab, während am Boden wie verrückt gefeuert wurde und wohl an die hundert Befehlsschreie von der zwanzig Kilometer entfernten Combat Control in seinen Kopfhörern zu hören waren.
    Als sie endlich das verlassene Haus erreichten, stieß er Nelson so heftig durch die Tür, dass der Obergefreite mit dem Gesicht nach unten auf dem dreckigen Boden landete.
    »Him-mel, Sarge«, stotterte der Ranger, spuckte Sand aus und rappelte sich auf. Der junge Mann grinste, seine weißen Zähne leuchteten in der schmuddeligen Dunkelheit. »Ein kleiner Schubs hätte auch …«
    Nelson kam nie dazu, seinen Satz zu beenden. Er ließ sein M4 fallen und umklammerte mit beiden Händen seinen Hals. Ströme roten Bluts schossen durch seine Finger.
    Seine Augen waren weit aufgerissen vor Überraschung. Vor Verwirrung. Vor Schock. Dann vor entsetztem Bewusstsein, dass er so gut wie tot

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