Wer fuerchtet sich vor Stephen King
arbeitete als Tankwart und in einer Industriewäscherei in Bangor. Finanziell ging es ihm herzlich schlecht; seine Jobs brachten zwischen 1,25 und 1,60 Dollar die Stunde, und die Magazine, die seine Geschichten akzeptierten, zahlten erst bei Erscheinen und nicht bei Annahme. Wie sich King im Nachwort zu seiner zweiten Kurzgeschichtensammlung, SKELETON CREW, erinnert, wurde er einmal wegen groben Unfugs verhaftet und zu einer Geldstrafe von 250 Dollar (die er natürlich nicht aufbringen konnte) oder einem Monat Haft verurteilt. Vier Tage vor Ablauf der Zahlungsfrist bekam er einen Scheck von der Herrenzeitschrift Adam über 250 Dollar. Die Geschichte „The Float“, der das Honorar galt, ist allerdings nach Kings Wissen niemals erschienen, und er hat sie dreizehn Jahre später unter dem Titel „The Raft“ neu geschrieben.
King ging inzwischen fest mit Tabitha Spruce, und am 2. Januar 1971 heirateten die beiden in Old Town. Sie arbeitete nebenbei als Kellnerin und machte im Mai ihren Abschluss in Geschichte; kurz darauf wurde ihr erstes Kind, die Tochter Naomi Rachel, geboren. King schloss nun GETTING IT ON ab und schickte es an den Verlag Doubleday; der Redakteur Bill Thompson lehnte es zwar ab, ermunterte King aber, ihm andere Manuskripte zu schicken.
Im Herbst 1971 fand King eine Anstellung als Englischlehrer an der Hampden Academy in Hampden, Maine, mit einem Jahresgehalt von 6400 Dollar. Die Familie zog ins benachbarte Hermon, und im Winter schrieb King einen weiteren Roman, den Thompson bei seinen Vorgesetzten nicht durchsetzen konnte (und der später unter dem Pseudonym Bachman als THE RUNNING MAN veröffentlicht wurde). King schickte ihn an den Verlag Ace, doch der SF-Herausgeber Donald A. Wollheim war „nicht an negativen Utopien interessiert“.
Die finanzielle Lage der Kings hatte sich nicht grundlegend gebessert; die Verkäufe von Kurzgeschichten an Magazine (wie zum Beispiel „The Fifth Quarter“, die er 1972 unter dem Pseudonym John Swithen in Cavalier veröffentlichte), ermöglichten es der Familie, sich gerade so über Wasser zu halten. Die Geburt des zweiten Kindes, Joseph Hill, am 4. Juni 1972 verschlimmerte die Lage noch. King begann „zu viel zu trinken“, wie er später schrieb, und im Winter 1972 gingen ihm zu allem Überfluss auch noch die Ideen aus. Er kramte eine im Sommer begonnene Kurzgeschichte mit Titel „Carrie“ hervor, die dann allerdings zu einer völlig unverkäuflichen Novelle anwuchs … und zuerst einmal im Papierkorb landete.
Aber dort blieb sie nicht.
KLEINE KÖNIGE (Joe Hill)
Joseph (Joe Hill) Hillstrom King (1972) ist das zweite Kind und der ältere Sohn der Kings. Schon früh trat er in die Fußstapfen seines Vaters. Als er mit zwölf Jahren einen Artikel in der Bangor Daily News veröffentlichte, konnte die Zeitung sich den Hinweis auf den „Bestsellerautor“ Stephen King nicht verkneifen, und Joseph beschloss, nie wieder etwas unter seinem Namen zu veröffentlichen. Da lag das Pseudonym „Joe Hill“ nahe, zumal es auch einen Gewerkschafter dieses Namens gab, der 1915 unter zweifelhaftesten Umständen zum Tode verurteilt und später zum Gegenstand zahlreicher Lieder wurde.
Ab 1997 veröffentlichte er sporadisch Kurzgeschichten, bis er dann 2001 richtig loslegte und regelmäßig in den einschlägigen Genremagazinen publizierte. Seine Storys wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet, u.a. dem „World Fantasy Award“ und dem „Bram Stoker Award“. Herausragend sind hier so verstörende Storys wie „Die Maske meines Vaters“, die Geistergeschichte „20th Century Ghosts“ oder die klassische Horror-Story „Best New Horror“. Fast alle dieser Geschichten wurden in der Sammlung BLACK BOX veröffentlicht.
2007 folgte dann der Roman BLIND (HEART-SHAPED BOX), der auf Anhieb in 20 Länder verkauft wurde. Es handelt sich um einen klassischen Horrorroman, den auch sein Vater hätte schreiben können: Ein alternder Rockstar mit einem Faible fürs Abnorme ersteht auf ebay einen „Geist“ – ohne zu ahnen, dass der echt ist und eine perfide Rache vollziehen soll. Aber nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.
Die packende Handlung wird von überzeugenden Charakteren getragen und kann beeindrucken.
Auch auf dem Gebiet der Comics ist Joe Hill aktiv. In der Serie LOCKE & KEY, die von Gabriel Rodriguez gezeichnet wird, ist der Titel des ersten, vorbereitenden Sechsteilers Programm: WILLKOMMEN IN LOVECRAFT. Damit ist allerdings nicht der
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