Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
widerliche Mann neben ihr schmunzelte und brachte Emmi erneut auf die Palme. Wenigstens löste sich durch das Klackern auch endlich ihre Sprechblockade.
„Was ... was fällt Ihnen ein?“, stotterte sie heiser und noch immer mit viel zu schwerer Zunge. „Sie ... Sie...“
„Na, einer musste ja schließlich einmal eine Adresse sagen. Sie haben ja überhaupt nichts von sich gegeben. Gott sei Dank , wie ich bemerken darf, denn eine weitere Kotztüte hätte ich nicht anbieten können“, ätzte er und zeigte ein böses Lächeln mit weißen Zähnen. „Sie waren so gut wie nicht vorhanden und ziemlich sprachlos, Gnädigste. Ich vermute, dass sie während dem Flug einen kleinen Kurzschluss mit Brandfolgen hatten und die Leitfähigkeit einiger Synapsen eingebüßt haben. Also war ich so frei und habe dem Taxifahrer mein Hotel genannt.“
„Sie ... Sie ... Unhold! Nicht vorhanden , sagen Sie? Ich glaube ich spinne! Wohl eher vergraben ... unter ihrem fetten Hintern, Sie ... Sie...! Das ist Entführung, zumindest Körperverletzung...“
„Mund zu!“
„Was?“
„Still sein! Bitte!“, seufzte er und Emmi fielen fast die Augen aus den Höhlen.
„Aber Sie ... Sie haben ...!“
„Pssssst!“, deutete er mit seinem Finger vor dem Mund und zog den Ton in solch ungewöhnliche Länge, dass sie sich seltsamer Weise zu entspannen begann. Dabei wurde sein Blick schon wieder total eindringlich und Emmi reagierte mit Gänsehaut darauf. Wer hatte aber auch so derart winzig kleine Pupillen? Damit konnte ja noch nicht mal ein Hamster etwas anfangen.
Der Taxifahrer begann inzwischen fröhlich zu singen und machte die Situation nur noch skurriler. Für Emmi war es das reinste Narrenhaus und sie innerlich total aufgewühlt. Zumindest so lange, bis ihre Gedanken allmählich leichter wurden. Der Fremde stierte ihr immer noch in die Augen, drang in sie ein, bezwang ihren Geist. Nicht ein einziges Mal zwinkerte er und Emmi bemerkte es mit Staunen, ehe ihr Blick endgültig ins Leere driftete und dort wie selbstverständlich verharren wollte .
Als das Taxi hielt, war sie immer noch käseweiß. Sie hatte sich nicht übergeben, aber nur, weil sie sich so weit als möglich von dem Mann entfernt und an ihrer Reisetasche festgehalten hatte. Wer wusste schon, ob seine Krankheit nicht ansteckend war?
Erst nach einer Weile bemerkte sie, dass sie alleine im Taxi saß und offenbar die ganze Zeit ins Nichts gestiert hatte. Heftig blinzelnd guckte sie nun aus dem Fenster und erkannte Schilder eines Hotels. Ihre Augen tränten und die Zunge glich einem Reibeisen. Sämtliche Geschmackspapillen auf ihrem guten Stück waren getrocknet, als hätte sie einen Schnupfen und keine Luft bekommen. Aber vielleicht war das sogar die Lösung! Ein Schnupfen, eine Grippe oder ein schlichter Jetlag.
Emmi riss sich zusammen, sammelte ihre ganze Kraft und öffnete die Türe des Taxis. Wie eine Traumwandlerin stolperte sie ins Freie und atmete die Luft mit tiefen Zügen ein. Sie war noch am Leben! Immerhin! Ein Beinahe-Flugzeugabsturz war die reinste Lappalie gegen eine Entführung in einem tief fliegenden Taxi. Tapfer setzte sie einen Fuß vor den anderen und blickte sich um. Der finstere Typ schien endgültig verschwunden zu sein.
„Geschlafen, hm? Ja, ja ... lange Flug“, mischte sich der Taxifahrer in ihre Gedanken, während er mit ein paar schnellen Schritten zu ihr kam, um – wie sie annahm – das Geld für die Fahrt zu kassieren.
„Geschlafen?“, fragte Emmi verwirrt, weil sie sich noch nie so unausgeschlafen gefühlt hatte. Zugleich funktionierte ihr Körper wie auf Knopfdruck, denn ihre Hand begann in ihrer Tasche nach der Börse zu suchen.
„Alles schon bezahlt, Miss“, rief der Fahrer, weil er bemerkte, dass die Dame nicht wirklich fit, womöglich sogar betrunken war. „Ihr Mann schon vorgegangen ... wegen Zimmer“, kicherte er und stellte sich vermutlich gerade irgendetwas Schweinisches mit den beiden vor. Emmi schnaubte entrüstet, kramte aber weiter in der Tasche wegen der Börse. Doch der Taxifahrer schüttelte nur den Kopf, drehte sich um und stieg in sein Taxi. Erst als er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, nahm sie die Hand aus der Tasche.
Ehemann! So ein Idiot! ... ärgerte sie sich und versuchte auch die letzte Erinnerung an die schreckliche Fahrt abzuschütteln. Sicherheitshalber flüsterte sie noch ein leises „Ooooooohhhhhhhmmmmmmmm“, um die Kraft des heilenden Urlautes in sich aufzunehmen.
„Kann ich Ihnen
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