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Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Titel: Wer hat Angst vorm bösen Mann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Borwin Bandelow
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mehr nachgewiesen werden.
    Unterweger fängt im Gefängnis an, Bücher zu schreiben. Seine Autobiographie
Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus
[2] wird ein Bestseller, der auf seine Weise durchaus literarische Qualitäten hat und den Leser betroffen macht, auch wenn man den Autor nach der Lektüre nicht gerade als Sympathieträger empfindet.
    In diesem Buch kommt seine traurige Kindheit zur Sprache: Die Mutter war eine kriminelle Prostituierte, und von seinem Vater weiß man nur, dass er ein amerikanischer Soldat war. Jack hatte ihn nie kennengelernt. Die Mutter gibt ihr «Hurenbankerl» weg, an den Großvater, einen versoffenen, ordinären, sexbesessenen ehemaligen Zuchthäusler. Dann wird das Kind zwischen verschiedenen Personen hin und her geschoben, in Heimen für schwererziehbare Kinder aufbewahrt oder von Prostituierten aufgezogen. Mit zehn Jahren sieht er seine Mutter zum ersten Mal für kurze Zeit – danach nicht wieder.
    Jack Unterweger
    Der Knastpoet
    Seiner Autobiographie folgend, ist Jack bereits als Heranwachsender von einem übermächtigen Sextrieb befallen. Er begeht Autodiebstähle und Einbrüche, wird amphetaminsüchtig und schickt eine Freundin auf den Strich. Mit sechzehn wird er zum ersten Mal wegen eines Angriffs auf eine Prostituierte verhaftet. Seine zahlreichen Straftaten kumulieren schließlich in dem Mord an Margaret Schäfer.
    Seine Bücher, die er im Zuchthaus schreibt, machen in der literarischen Welt und bei der Wiener Schickeria Furore. Prominente suchen die Nähe des Knastpoeten.
Fegefeuer
wird verfilmt. Er verfasst Drehbücher für
Tatort
-Krimis und 150  Gute-Nacht-Kindergeschichten fürs Radio («Das Traummännlein kommt»). Auch in Literatursoireen und Talkshows ist er ein gerngesehener Gast. Unterweger wirkt außergewöhnlich, gebildet, interessant und unterhaltsam, er kann sich gut ausdrücken und sieht blendend aus; sein IQ beträgt 124 . [3] Er erhält den «Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Gefangene» für
Endstation Zuchthaus
. Ein Musterbeispiel, wie eine künstlerische Betätigung einen Straffälligen zum Besseren wenden kann. Alle erliegen dem Charme des «Häf’nliteraten», des «Knastpoeten»: eine Nonne, die Ehefrau eines Politikers und eben viele Künstler. Eine Petition, die von zahlreichen prominenten Intellektuellen wie Ernst Jandl, Elfriede Jelinek und Erika Pluhar unterschrieben wird, führt schließlich dazu, dass er vom österreichischen Bundespräsidenten begnadigt und 1990 , nach sechzehn Jahren Haft, frühzeitig auf Bewährung entlassen wird. Eine Psychologin mit drei Monaten Erfahrung im forensischen Bereich hatte nach einem einstündigen Gespräch mit dem Häftling eine Stellungnahme verfasst, in der sie von der brutalen Kindheit Unterwegers über seine Straftaten zur Läuterung durch die erfüllende Autorentätigkeit eine plausible Logik entwickelte und die schließlich in einer günstigen Prognose für eine bedingte Entlassung endete. In dem Gutachten waren mehrere Texte aus
Fegefeuer
wörtlich übernommen worden.
    Unterweger hatte sie alle getäuscht. Seine schwere Jugend hatte er sich selbst zusammengebastelt: Sein Großvater war in der Realität kein Lustgreis, seine Tante keine Prostituierte. Seine Mutter war zwar eine Betrügerin und hatte sich die Männer um die Ohren geschlagen, aber sie war nie auf den Strich gegangen. Doch Unterwegers Schauermärchen waren die Geschichten, die die Menschen hören wollten, die in ihm den Muster-Resozialisierten und das Opfer einer furchtbaren Kindheit sehen wollten.
    Der Vierzigjährige fängt in Freiheit an, sich als Schriftsteller und Journalist zu betätigen. Weißer Siebziger-Jahre-Anzug, Seidenhemd oder kurzes Lederleiberl, rote Blüte im Knopfloch, Cartier-Uhr, Goldkette, Wolfshund und ein Straßenkreuzer mit der Autonummer « JACK 1 » sind seine Erkennungsmerkmale. Er bekommt umgerechnet etwa 30 000  Euro aus dem Subventionsfonds des Unterrichtsministeriums.
    In Graz und Bregenz werden in dieser Zeit die Leichen der Prostituierten Brunhilde Massener und Heidemarie Hammerer gefunden – mit ihrer eigenen Unterwäsche erdrosselt. Kurz darauf wird das Grazer Strichmädchen Elfriede Schrempf vermisst; erst Monate später wurde ihre skelettierte Leiche gefunden. Dann verschwanden weitere drei Frauen aus den Straßen von Wien. In Prag ereignet sich ein ähnlicher Mordfall – die Gelegenheitsprostituierte Blanka Bockova wird nackt aufgefunden, mit einem Paar grauer Nylonstrümpfe stranguliert.
    Der

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