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Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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darum gebeten, Morgan begleiten zu dürfen. Er war in die Stadt und durch die Straßen gegangen, weil er einen grauenhaften Traum gehabt hatte. Der ihn bis in die tiefste Seele hinein erschütterte. Zuerst hatte er versucht, vor diesem Traum wegzulaufen. Als er sich sicher fühlte, hatte er lange in einer leeren Scheune geschlafen, mit einem Sack als Kopfkissen. Als er erwachte, hatten sein Gesicht und sein Hals gejuckt. Danach war er in die Stadt gegangen. Hatte sehen müssen, daß die Welt noch da war, mit Menschen und Autos. In den asphaltierten Straßen war es noch heißer gewesen, und er war in die Bank gegangen, weil es dort Schatten und vor dem Fenster eine verlockende Sitzgruppe gab. Das war alles.
    Er blieb vor dem Sofa stehen, auf dem Morgan lag, und versteckte die Waffe hinter seinem Rücken. In Gedanken zielte er und zog ab; der blonde Kopf auf dem Sofa platzte wie eine Melone, wobei sein Inhalt nach allen Seiten auseinanderspritzte. Und weg war Morgan. Von einer Sekunde zur anderen. So wie der Alte, damals, bei der Kirche.
    Morgan wandt sich und wimmerte leise. Dann öffnete er die Augen.
    »Du bist krank«, stellte Errki fest.
    Morgan nickte ernst. Ja, er war sehr krank. Er spürte, wie sich eine Schwäche in seinem Körper ausbreitete, das Gefühl, immer tiefer zu sinken. Nur zu gern hätte er sich jemandem überlassen, der ihn umsorgte und pflegte. Und die Verantwortung übernahm.
    »Kann ich irgendwas für dich tun?« fragte Errki freundlich.
    Morgan stöhnte. »Du müßtest mir schon eine Kugel in den Kopf geben.«
    Errki zog den Revolver hinter seinem Rücken hervor, bückte sich und plazierte den Lauf zwischen Morgans Augen. »Schachmatt.« Er lächelte. »Der König ist tot.«
    »WAS STUDIERST DU DA?« fragte Skarre. Er zog sein Notizbuch aus der Tasche und ließ sich neben Sejer nieder.
    »Fußspuren«, murmelte der. »Die sehe ich mir jetzt schon eine ganze Weile an, und ich habe das seltsame Gefühl, daß da etwas nicht stimmt.«
    Er schob Skarre die Bilder hin. Skarre sparte seine eigenen Entdeckungen geduldig für später auf.
    »Erzähl mal, was du siehst«, sagte Sejer.
    Skarre sah sich die Bilder an. »Sieben Fußspuren. Davon sind drei, oder nein, vier praktisch unbrauchbar. Aber drei sind ziemlich klar und zeigen ein deutliches Muster. Rillen«, sagte er. »Oder Wellen. Ziemlich große Schuhe. Dreiundvierzig, oder?«
    Sejer nickte. »Weiter.«
    »Gibt’s denn noch mehr zu sehen?«
    »Ich glaube schon.«
    Skarre vertiefte sich wieder in die Bilder, legte dann eins nach dem anderen beiseite, bis ihm nur noch zwei blieben. Die beiden, die auch Sejer sich vor einer Ewigkeit ausgesucht und angestarrt hatte. »Beides sind rechte Schuhe«, sagte er leise. »Vermutlich ein Freizeitschuh, ein Turnschuh zum Beispiel.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Ein Abdruck ist deutlicher als der andere.«
    »Richtig.«
    »Und eine von den Wellen hier«, er zeigte darauf, »ist durchbrochen. Ein Riß in der Sohle vielleicht?«
    »Und bei der anderen Spur ist das nicht so. Oder?« Sejer sah ihn an.
    »Aber das ist doch derselbe Schuh? Das sind doch beides rechte Abdrücke?«
    »Ist es derselbe?«
    »Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Vielleicht ist es ja auch ein Stein«, fügte er eifrig hinzu, »der sich in der Rille verklemmt hat. Daher der weiße Fleck in der Welle.«
    »Ein Stein unter dem Schuh, der später herausgefallen ist, meinst du das?« Noch immer sah Sejer ihn an.
    »Ja, zum Beispiel.«
    »Oder ein Riß in der Gummisohle. Außerdem«, sagte Sejer und zeigte auf das Bild, »ist die eine Spur schwächer als die andere. So, als sei diese Sohle stärker abgenutzt.«
    »Was meinst du jetzt?« fragte Skarre mißtrauisch.
    »Ich meine, daß sie zu zweit gewesen sein können.«
    »Zwei Täter?«
    »Ja.«
    »Und beide trugen Turnschuhe mit solchen Sohlen?«
    »Das tun viele. Vor allem junge Männer.«
    »Dann kann es Errki wohl kaum gewesen sein«, sagte Skarre langsam. »Der ist doch immer allein.«
    »Dein Fallschirmabsprung rückt näher«, sagte Sejer schadenfroh. »Ich dachte, wir machen es aus fünftausend Fuß Höhe. Damit du auch was davon hast.«
    Skarre spürte, wie eine Welle der Angst durch seine Brust spülte. Er sog zusätzlichen Sauerstoff ein, um sich zu fassen.
    »Der schlimmste Moment ist der, wenn die Flugzeugtür sich öffnet«, fuhr Sejer munter fort. »Das Brüllen des Windes und die kalte Luft. Du wirst staunen, wie kalt es in dieser Höhe ist.«
    »Ich kann etwas berichten«,

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