Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
beschrieben. Seid das, was ihr in anderen auch sehen wollt. Sucht euch ein jüngeres Kind und mischt euch ein. Es ist so, als wenn man einen Stein in einen See wirft. Die Wellen ziehen immer größere Kreise.“
Er sprach noch eine Weile über die Wichtigkeit, das Richtige zu tun, und stellte sich dann den Fragen der Jugendlichen.
Wie üblich wollten sie wissen, wie es gewesen sei, für die Cowboys zu spielen und mit seinem Collegeteam zwei Spielzeiten hintereinander ungeschlagen zu bleiben.
„Das war nicht mein Verdienst“, sagte er ihnen ehrlich. „Ich war Mitglied in einem ausgezeichneten Team. Jeder von uns hat seinen Teil dazu beigetragen, und deshalb haben wir gewonnen. Football ist nicht Golf. Es geht nicht nur um dich und den Ball. Es geht um alle, die um dich herum sind. Jedes Team ist nur so stark wie sein schwächstes Mitglied.“
Ein jüngeres Mädchen in der dritten Reihe hob die Hand.
Raoul zeigte auf sie. „Ja?“
„Machen Sie auch bei diesem Patenmodell mit, wo Erwachsene sich um Kinder kümmern, denen es nicht so gut geht? Mein Onkel kennt einen Jungen, dem er jetzt schon seit ein paar Jahren hilft.“
„Wie schön“, antwortete Raoul. „Für jemanden wie mich ist es schwierig, an diesem Projekt mitzuwirken. Die Medien bekommen das mit, und dann wird es unschön. Also versuche ich auf diese Weise etwas zurückzugeben – indem ich in Schulen mit den Jugendlichen rede, meine Ideen mit ihnen teile und mit den Lehrern zusammenarbeite.“
Er rasselte noch ein paar Minuten weiter sein Programm ab und war erleichtert, dass die Schüler es ihm abzukaufen schienen, während die Lehrer im Saal zustimmend nickten.
Lieber wäre ihm gewesen, sie wären aufgestanden und hätten ihn angeschrien. Auf welchem Planeten war ein ehemaliger Footballspieler so verdammt berühmt, dass er nicht ein Kind mit zum Bowling nehmen konnte? Typen, die viel berühmter waren als er hatten ein Privatleben.
Die Wahrheit war weit weniger schön. Er wollte nicht persönlich involviert sein. Er wollte sich nicht persönlich um jemanden kümmern. Der Preis war zu hoch. Es war besser, alles schön oberflächlich zu halten. Auf diese Weise verbrannte sich niemand die Finger, auch er nicht.
Eine Philosophie, die Pia nicht teilen würde, dachte er, als er seine Rede beendete. Sie war eine von denen, die sich Hals über Kopf in eine Sache stürzten und erst hinterher Fragen stellten. Genau das tat sie jetzt auch mit den Babys. Sie war eine Frau voller Überzeugungen und mit viel Courage.
Und verdammt anziehend, dachte er, als er lächelnd den Applaus entgegennahm. Vor drei Nächten war er bei ihr geblieben. Seitdem kam ihm sein Bett ein bisschen kälter, ein bisschen leerer vor.
Aber er kannte den Wert, allein zu bleiben, und die Gefahr, mehr aus etwas zu machen, als es war. Er wusste, wie es sichanfühlte, wenn einem das Herz gebrochen wurde. Auf keinen Fall würde er das noch einmal durchmachen wollen.
Pia wartete nervös auf der gepolsterten Liege.
„Keine Angst“, sagte die Arzthelferin zu ihr. „Ultraschall tut nicht weh.“
Pia musterte das Gerät. „Das Ganze hat doch bestimmt auch irgendwelche Schattenseiten.“
„Tut mir leid, nein. Wir erwärmen sogar das Gel, das wir auf Ihren Bauch streichen. Dies ist eine der einfachsten medizinischen Untersuchungen.“
„Nicht so schlimm wie ein Einlauf?“
Die andere Frau, Jenny dem Namensschild nach, lachte. „Haben Sie schon mal einen Einlauf bekommen?“
„Nein, aber ich habe Gerüchte gehört. Das scheint kein Spaß zu sein.“
„Vermutlich nicht, aber dies hier ist nichts Schlimmes.“
Jenny entblößte Pias Bauch und spritzte warmes Gel auf den Unterleib. Dann senkte sie den Stab und führte ihn über Pias Haut.
Es tat überhaupt nicht weh. Pia spürte nur etwas Warmes, Flaches, das sich mit leichtem Druck auf ihr bewegte. Okay, dachte sie, eins kann ich mir schon mal merken: Ultraschall ist nicht schlimm.
Einige Minuten später deckte Jenny sie zu und verschwand. Pia lag in dem schwach erleuchteten Raum und versuchte, gleichmäßig zu atmen. Schon bald würde sie herausfinden, ob sie bereit war für die Embryonen. Wenn ja, dann kam es jetzt darauf an. Würde sie die Sache wirklich durchziehen? Würde sie Crystals Babys bekommen? Sobald sie einmal aufgetaut waren, gab es kein Zurück mehr.
Bevor sie von der Liege klettern und schreiend davonlaufen konnte, erschien Dr. Galloway.
„Ich habe gehört, dass Sie bereit sind“, sagte die Ärztin
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