Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
lächelnd. „Lassen Sie mich mal sehen.“
Sie spritzte noch einmal Gel auf den Bauch und schaute auf den Monitor.
„Sehr schön“, murmelte sie. „Ja, Pia. Ich würde sagen, wir können morgen loslegen, wenn Sie möchten.“ Die Ärztin berührte ihren Arm. „Wir können aber auch noch einen Monat warten, wenn Sie mehr Zeit benötigen.“
Bereit? Sie war bereit? Jetzt?
Pia öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Es war, als würde ihr jemand die Luftzufuhr abschnüren. Ihr wurde ganz schwindelig. Bereit.
„Die E…Embryonen können bis morgen aufgetaut werden?“, fragte sie mit schwacher Stimme.
„Ja. Wir würden Ihnen einen Termin direkt nach dem Mittag geben.“ Die Ärztin legte die Sonde weg und wischte Pias Bauch ab. „Sie müssen sich nicht heute entscheiden. In einem Monat werden Sie genauso bereit sein.“
Sicher, aber ein Monat war eine lange Zeit, um zu warten. Pia fürchtete, dass sie bis dahin noch mehr Angst bekommen oder sich zumindest einreden würde, dass sie noch länger Zeit bräuchte.
Sie holte tief Luft und nahm all ihren Mut zusammen. „Um welche Zeit morgen?“
Offenbar waren Dr. Galloways Definitionen von schmerzfrei und Pias nicht unbedingt dieselben. Einen Katheter eingeführt zu bekommen, war eine gruselige Grenzerfahrung, aber Pia bemühte sich, sich zu entspannen und zu atmen.
„Fertig“, sagte ihre Ärztin einen kurzen Moment später. Sie stand auf, zog das Krankenhaushemd über Pias Beine und deckte sie zu. „Bleiben Sie noch ungefähr zwanzig Minuten hier liegen, damit sich alles beruhigen kann. Danach können Sie gehen.“
„Und ich kann mich dann ganz normal verhalten?“, fragte Pia. „Muss ich nicht vielleicht anstrengende Tätigkeiten und so etwas vermeiden?“
„Ich würde während der nächsten Stunden vorsichtig sein und mich ruhig verhalten. Haben Sie angefangen, die Vitamine zu nehmen, die ich Ihnen gegeben habe?“
Dr. Galloway hatte ihr gestern nicht nur ein paar Proben mitgegeben, sondern auch ein Rezept, mit dem sie schon in der Apotheke gewesen war. Sie hatte ihre erste Vitaminpille heute Morgen genommen und sie mit einem schrecklich gesunden Frühstück hinuntergeschluckt.
„Ja.“
„Dann ist das alles, was Sie im Augenblick brauchen.“
Die Ärztin dimmte das Licht noch ein wenig und verließ den Raum. Pia versuchte, es sich auf der gepolsterten Liege bequem zu machen. Sie schloss die Augen und legte die Hände auf ihren unteren Bauch.
„Hallo“, flüsterte sie. „Ich bin Pia. Eure Mom war meine Freundin. Sie war erstaunlich und wunderbar, und ihr hättet sie bestimmt geliebt.“
Tränen schossen ihr in die Augen, als sie an Crystal dachte. Sie blinzelte dagegen an und holte noch einmal tief Luft.
„Sie ist, äh, vor ein paar Monaten gestorben. Im Sommer. Es war schrecklich traurig, und wir alle vermissen sie. Euer Dad lebt auch nicht mehr, weshalb ihr vielleicht denkt, dass ihr einen nicht gerade leichten Start habt. Aber so ist es nicht. Wisst ihr, eure Eltern wollten gerne Kinder haben. Vor allem eure Mom. Sie wollte euch alle drei. Aber sie konnte euch nicht bekommen, weil, na ja, weil sie tot ist und so.“
Pia stöhnte. Das war so verflixt schwierig. „Entschuldigung“, murmelte sie. „Ich hätte das besser planen sollen. Was ich sagen wollte, ist, dass sie das hier wirklich gewollt hat. Sie wollte, dass ihr geboren werdet. Ich weiß, ich bin nicht sie, aber ich werde mein Bestes tun, das schwöre ich. Ich werde Bücher lesen und mit Frauen sprechen, die gute Mütter sind. Ich bin für euch da.“
Sie dachte an ihre eigene Mutter, die sie verlassen hatte, um nach Florida zu ziehen. „Ich werde euch nie verlassen“, versprachsie. „Egal, was passiert, ich werde für euch da sein. Ich werde nicht weglaufen und euch vergessen.“ Sie drückte leicht auf ihren Bauch. „Könnt ihr das fühlen? Das bin ich. Ich bin direkt hier.“
Furcht lauerte im Hintergrund. Die Möglichkeit, vom Schicksal bestraft zu werden, weil sie sich auf dem College gewünscht hatte, dass die Schwangerschaft enden möge. Aber natürlich konnte sie die Vergangenheit nicht mehr ändern. Sie konnte nur beten, dass die Seelen der Unschuldigen beschützt wurden. Dass, wenn jemand bestraft werden musste, sie diejenige war, die es traf.
„Das tut mir auch leid“, wisperte sie. „Es war ein Fehler.“ Auch wenn Dr. Galloway ihr versichert hatte, es sei nicht ihre Schuld gewesen, konnte sie das schlechte Gewissen noch immer nicht
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