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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Kette unglücklicher Zufälle hatte zum Brand der Zirnsheimer Kirche geführt. Eine Zufallskette, deren tragisches Ergebnis, der Tod Frau Pagels, im Grunde noch von der Komik der Abfolge übertroffen wurde. Und die ging so: Um den Gästen seines Sommerfestes, das weit über Altwassmuth hinaus als das Storchenfest bekannt geworden war, nicht immer die ewig gleichen Bratwürste servieren zu müssen, die ewig gleichen Nackensteaks und Folienkartoffeln, war Pfarrer Pagel in diesem Jahr auf die Idee gekommen, zusätzlich frischen, heiß geräucherten Fisch anzubieten, Forelle zum Beispiel. Und Lachs natürlich, wegen der Omega-3-Fettsäuren, die gut für den Verstand waren. Ein nicht zu unterschätzender Inhaltsstoff in einer Gemeinde wie Altwassmuth.
    Der semiprofessionelle Räucherofen, den er im Internet bestellt hatte, kam in einer edlen Holzbox, die zusätzlich dicht mit Holzwolle ausgelegt war, damit der schöne Edelstahlzylinder der Räucherkammer beim Transport keinen Schaden nahm. Dazu hatte Pagel mehrere Eimer Apfelbaum-und Buchenholzspäne bestellt für den guten Geschmack und war mit der gesamten Ladung nach Zirnsheim ins Materiallager gefahren, um dort die Apparatur erstmalig und noch ohne Gargut zu testen. Frau Pagel war mitgekommen und stapelte Tischwäsche im ehemaligen Kirchenschiff, kontrollierte Lichterketten auf defekte Glühbirnen und tat ähnliche Dinge, während ihr Mann schon den Ofen aus der Verpackung genommen und vor der Kirchentür aufgebaut hatte.
    Doch er bekam einfach die Späne nicht zum Glühen. Mal blies die Brise, die draußen ging, das Streichholzflämmchen aus, mal wirbelte sie ihm die leichten flockigen Späne von der Kehrschaufel, die er als Brandunterlage zweckentfremdete. Also beschloss er, ein paar Späne im luftzugfreien Inneren der Kirche zum Glühen zu bringen. Und zwar mit einem Heißluftfön, den sie sonst zum Anzünden der Grillkohle benutzten oder wenn sie die Lackschicht von alten Holzmöbeln entfernen wollten.
    Und dann endlich brannten die Späne, und der Fön verteilte sie großzügig ins Kircheninnere. Sie regneten auf Stoffballen nieder und auf Farbeimer.
    Eine Sekunde der Unaufmerksamkeit hatte genügt. Eine Sekunde, die Pfarrer Pagel, statt auf die Späne zu achten, seiner Gattin schenkte, die mit hallender Stimme durchs Kirchenschiff schrie, ob er lebensmüde sei und was er denn da in drei Teufels Namen mache.
    Die glühenden Späne fielen in die offenen Eimer mit den frischen Spänen, sie fielen auf die Holzwolle, die den Räucherofen geschützt hatten. Als Pagel zu seinem Wagen stürzte, der vor der Kirche parkte, um den Feuerlöscher zu holen, war er noch sicher, die Sache kontrollieren zu können. Als er zurück an der Kirchenpforte war und vor lauter Flammen nicht mehr ins Innere sehen konnte, wusste er, dass es zu spät war.
    »Das klingt ja unglaublich«, sagte Kai.
    »Wurde mir aber jenau so erzählt.«
    »Von wem?«
    »Spielt doch keene Rolle.«
    »Ich will aber einen Namen«, beharrte Kai.
    »Die Quelle is durchaus vertrauenswürdig. Hin und wieder«, versuchte Bruno abzuwiegeln.
    »Frau Wurst!«
    »Ick jeb’s ja zu, es war unser Elseken.«
    »Also ist Pfarrer Pagel sein Wille zur Originalität zum Verhängnis geworden«, sagte Kai, um Bruno nicht weiter in Verlegenheit zu bringen wegen Frau Wurst, »sein Wille zum Lachs. Wäre er bei den guten alten Bratwürsten und Nackensteaks geblieben, dann würde Frau Pagel noch leben.«
    »Ja!«
    »Vielleicht sollten wir auch mal besser unsere Keule vom Feuer nehmen.«
    »Wär ’ne Idee«, sagte Bruno.
    »Dann wäre jetzt alles geklärt«, sagte Kai, »die beiden Kirchen, der Friedhof, Jagodas Schweinestall.«
    »Allet«, sagte Bruno, »allet, bis uff die Sache mit der appen Hand mit dem Brieföffner.«
    »Stimmt«, sagte Kai, »die Hand hatte ich so gut wie vergessen.«
    »Dit klärn wa denn beim nächsten Mal, würd ick sagen, wa? Kommt Zeit, kommt Rat.«
    »Abgemacht, Bruno?«
    »Abjemacht!«
     
     

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