Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wer ist die Coolste im ganzen Land

Titel: Wer ist die Coolste im ganzen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Young
Vom Netzwerk:
Website des Daily Online in Rekordhöhen getrieben. Offensichtlich habt ihr mit eurem Thema genau den richtigen Nerv getroffen. Die Leser bekommen gar nicht genug von euch.«
    Ungefähr eine halbe Sekunde lang schauten Avalon und Halley sich in die Augen und tauschten ein stummes Siegerlächeln aus. Doch genauso schnell lösten sie den Blickkontakt auch wieder.
    »Nun zu der schlechten Nachricht.« Miss Frey senkte den Blick und fuhr mit den Fingern über die Naht der schwarzen Lederunterlage auf ihrem Schreibtisch. Ihre dunkelroten Lippen formten ein schmales, unbehagliches Lächeln und ihre hellblauen Augen wirkten wie mit Wasser gefüllte Gezeitentümpel. »Ich finde den abfälligen Ton, den ihr in euren Kolumnen teilweise anschlagt, sehr bedenklich - ihr beleidigt eure Mitschüler, aber vor allem beleidigt ihr euch gegenseitig.«
    Avalon schaute betreten auf das dunkle Holz ihres Pults und spürte, wie sich erst in ihren Händen und dann in ihrem ganzen Körper ein heißes Prickeln ausbreitete.
    »Natürlich freue ich mich, dass ihr mit so viel Ehrgeiz an die Sache herangeht«, fuhr Miss Frey fort, »aber kein Wettbewerb rechtfertigt die Feindseligkeit, die ihr beide an den Tag legt.«
    Avalon hatte das Gefühl, in den Schwitzkasten genommen worden zu sein. So böse waren die Kolumnen doch gar nicht gewesen … oder? Sie wollte sich verteidigen, wollte Miss Frey versichern, dass es ihr leidtat und dass sie mit einer gewissen Dramatik lediglich das Interesse am Daily Online hatten steigern wollen. Aber da durchschnitt schon Halleys klare, beherrschte Stimme die Stille.

    »Sie haben völlig recht, Miss Frey«, sagte sie und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte - jedes Klacken ihrer silbern lackierten Nägel klang wie ein winziger Speer, der sich in Avalons Rücken bohrte. »Wir sollten wirklich versuchen, in Zukunft wieder konstruktiver vorzugehen.«
    »Ich bin froh, dass du das so siehst, Halley.« Miss Freys Miene hellte sich auf, als sie aufstand und um ihr Pult herumging. »Wenn ihr euren Lesern und euch selbst keinen Respekt zollt, dann könnt ihr auch nicht erwarten, dass sie euch Respekt zollen, versteht ihr?«
    »Absolut.« Halley war schon wieder schneller gewesen. Avalon drehte den Kopf und sah Halley mit zusammengekniffenen Augen an. »Aber wir haben doch immer noch genug Zeit, um das Ruder noch einmal herumzureißen, oder?«
    »Ja, Halley, die habt ihr«, sagte Miss Frey. »Und ich hoffe wirklich sehr, dass ihr das auch tut. Sonst sehe ich mich nämlich leider gezwungen, euch vom Wettbewerb auszuschließen.«
    »Nein!« Avalon schlug beide Hände auf die Tischplatte und erschreckte sogar sich selbst damit. »Ich meine, so weit würden Sie es doch nicht kommen lassen, oder?«
    »Das liegt jetzt allein an euch.« Miss Frey neigte den Kopf zur Seite und warf Avalon einen rätselhaften Blick zu. »Bis heute bin ich bereit gewesen, nach der Devise ›im Zweifel für den Angeklagten‹ zu verfahren und das Ganze als scharfzüngigen Stylekasmus zu betrachten. Wie ihr es wohl ausdrücken würdet.«
    Avalon lächelte. Genau, sie war einfach nur stylekastisch gewesen. Das war alles. Die Dinge, die sie geschrieben hatte, waren nichts anderes als augenzwinkernder Sarkasmus gewesen.

    Wirklich.
    »Aber deine Kolumne von heute Morgen war ganz besonders verletzend.« Miss Freys stirngerunzelter Blick war direkt auf Avalon gerichtet, die augenblicklich in die Realität zurückkatapultiert wurde. »Behaltet das also im Hinterkopf und vergesst nicht, in welchem Licht eure giftigen Artikel den Daily Online erscheinen lassen - und euch selbst. Vergesst bitte auch nicht, dass ihr diesen Wettbewerb gemeinsam angetreten habt. Das heißt, dass ihr entweder gemeinsam gewinnt oder gemeinsam verliert.«
    »Keine Sorge, Miss Frey«, sagte Halley gelassen und ließ Avalon auch dieses Mal nicht zu Wort kommen. »Wir werden uns ab jetzt nur noch von unserer besten Seite zeigen.«
    »Wunderbar.« Miss Frey ging zu ihrem Stuhl zurück, bückte sich und hob ihre braune Tote-Bag vom Boden auf. »Was ist mit dir, Avalon? Siehst du das genauso?«
    »Ja.« Avalon nickte und blinzelte die Tränen weg, die in ihren Augen brannten. Dass es so weit gekommen war, war ganz allein ihre Schuld. »Natürlich.«
    »Das freut mich.« Miss Frey lächelte, legte ihre Brille ins Etui, ließ es in ihre Tasche gleiten und setzte dann ihre Sonnenbrille von Dior auf. »Ich bin am Verhungern. Warum geht ihr nicht auch etwas essen, solange ihr noch

Weitere Kostenlose Bücher