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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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sagte ich nun genau wie sie eben und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich will nicht.«
    »Okay«, knurrte Maiken. »Ein Angebot: Du machst jetzt brav die Übung und dafür erzähl ich dir gleich etwas, das dich sehr interessieren wird.«
    »Was denn?«
    »Erst die Übung.«
    »Pfff.«
    »Ich werte das als Zustimmung.« Maiken räusperte sich und setzte sich aufrecht hin. »Pass auf. Es geht bei dieser Übung darum, Aggressionen abzubauen. Seit du Tom letzte Woche geküsst hast, wirst du nämlich jeden Tag wütender. Weil du alles verdrängst! Aber das bringt dich nicht weiter und deswegen gehen wir das jetzt aktiv an. Was ich vorhabe ist ein Körperritual. Dabei öffnest du dich und machst den Weg frei für neue Gedanken. Und dazu musst du stehen.«
    Ich erhob mich.
    »Ohne das Kissen!«
    Ich legte das Kopfkissen zurück, das ich vor mein Gesicht gepresst hatte.
    »Mehr Körperspannung!«
    Ich zog den Bauch ein bisschen ein.
    »Jetzt mach mit dem rechten Fuß einen Schritt nach vorn.«
    Okay. Wenn`s sein musste.
    »Das war der linke!«
    Fußwechsel. Auch egal.
    »Und jetzt nimmst du deinen Arm und zerschneidest damit die Luft wie mit einem Schwert und dabei stößt du einen Kampfschrei aus.«
    »Mäh.« Ich wedelte mit der rechten Hand ein bisschen durch die Luft.
    »Lilia, wenn ich dir erzählen soll, was ich weiß, dann schrei! Übrigens: Es geht bei meiner Geschichte um einen gewissen Jemand, der dich zurzeit brennend interessiert.«
    Und dann legte ich los. Aber wie! Ich zerschnitt die Luft mit einem imaginären Schwert in hauchdünne Scheibchen. Ich sprang in meinem Zimmer herum wie Rumpelstilzchen, kurz bevor es sich selbst zerriss. Ich brüllte dabei wie ein ausgehungerter Tasmanischer Tiger und zum ersten Mal seit Tagen hatte ich wieder ein bisschen Spaß.
    Maiken nicht, sie war ganz blass um die Nase. Hatte wohl nicht mit der Wucht meiner Wut gerechnet.
    Irgendwann siegte mein Mitleid mit ihr und ich hielt mitten in der Bewegung inne. Ich klappte den Mund zu, ließ die Arme sinken und lächelte Maiken sanft an. »Reicht das?«, säuselte ich.
    Sie nickte. Dann griff sie zu dem Fläschchen mit den kleinen weißen Kugeln. Ich wollte schon ergeben meinen Mund öffnen, damit sie mir den Inhalt in den Rachen kippen konnte, aber sie hatte mich ganz vergessen. Geistesabwesend nahm sie selbst ein paar Kügelchen und schluckte sie, bevor sie das Fläschchen wieder in ihrem Rucksack verstaute.
    Da fiel mir wieder ein, dass Maiken gerade auch Liebeskummer hatte, und plötzlich schämte ich mich.
    Ich setzte mich neben sie auf die Bettkante und knuffte sie freundschaftlich in die Seite. Ein paar Minuten lang saßen wir einfach nur so da.
    Irgendwann räusperte ich mich, meine Stimme war ganz rau von meinem Kampfgebrüll. »So, erzähl mal!«
    »Rate mal, wen ich eben getroffen habe.« Maiken lächelte wie eine Sphinx.
    »Du, kann ich das Intro überspringen und gleich die richtige Geschichte hören?«
    »Okay. Dann eben im Schnelldurchlauf. Ich, Tom, Stadt. Er, Auerochsen, Insel. Du, ich, mit. Schnell, mail, tschüss.«
    »Hä? Was?«
    Und sie erklärte mir ihren Plan.

Betreff: Oscarverdächtig
    Datum: 05.06., 21:22 Uhr  
    Von: Tom Barker < [email protected] >
    An: Felix von Winning < [email protected] >
    Sende dir hier meinen ersten Übungsfilm, den ich eben im Wald aufgezeichnet habe. Ist noch nicht perfekt, das Bild wackelt ziemlich, aber das wird!
    So long,
    Tom

    Die Kamera zeigt Baumrinde. In Großaufnahme. Eine Ameise klettert über die schartige Borke. Dann wird der Bildausschnitt weiter, zeigt den Stamm, den gesamten Baum – eine Eiche – und zuletzt eine ganze Waldlichtung.
    »Das«, sagt Tom aus dem Off mit unheilvoller Stimme, »ist der Wald!«
    Jetzt schwenkt die Kamera nach links, man sieht Vicky, die an ihrem Fahrrad lehnt. Sie trägt Jeans und ein Glitzertop und hat die Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Ihre Augen sind hinter einer Sonnenbrille verborgen.
    »Hi, Felix!«, ruft sie und winkt.
    Die Kamera schwenkt nun in die andere Richtung und zeigt einen Stapel sorgfältig geschichtetes Brennholz. Das Bild wackelt gewaltig, es klappert und raschelt, man sieht kurz wieder Vicky, danach ein paar Baumkronen und zuletzt gar nichts mehr. Jemand flucht, dann beruhigt sich das Bild wieder.
    Die Kamera liegt jetzt offenbar auf dem Holzstoß von eben. Schritte rascheln durch altes Laub und neben Vicky erscheint Tom.
    »Das«, ruft er fröhlich und legt den Arm um Vickys Schulter, »ist das Team!«.

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