Wer liebt mich und wenn nicht warum
Ha! Das widerlegt deine Theorie.«
Maiken: »Quatsch! Das beweist sie. Florian und ich, wir passen eben nicht zusammen, so einfach ist das, und das hätte ich merken können, wenn ich mich nicht in diesen Schwachsinn reingesteigert hätte, dass man jeden Menschen gewinnen kann, wenn man nur die richtigen Tricks anwendet. Florian ist ein toller Typ, aber er hat eine Aura, die überhaupt nicht zu meiner passt. So, und jetzt will ich darüber nicht mehr reden. Jetzt will ich atmen und loslassen und meine Mitte finden. Und wenn du mich noch mal störst, bist du tot.«
Lilia: »Da hab ich aber Angst!«
Maiken: »Lil!!!«
Lilia: »Oooooooooooooommmmmmmmmm.«
Maiken: »Ich hatte dich gewarnt.«
Lilia: »Aua. Maiken!!! Lass das. Nicht an den Füßen. Nicht! An! Den! Füßen! Waaaaaah!!! Du bist gemein. Gut. Okay, ich hör auf, ich bin jetzt still, ich laaass dich ja in Ruuuhe, das ist nicht wiiii… echt, Maiken, das ist nicht wiiiiiiiiiitzig.«
Soweit das aus dem Gedächtnis erstellte Protokoll.
13.57 Uhr Gut. Nach einigem Grübeln halte ich es für möglich, dass Maiken recht haben könnte. Vermutlich befindet sich Lilia K. in der oben geschilderten Situation, weil sie ständig Theorien formuliert und anschließend versucht, danach zu leben.
Die Theorie für die aktuelle Studie über Lilia K. lautet also: Wenn Lilia K. aufhören würde, dauernd Theorien zu formulieren und stattdessen ganz sie selbst wäre, könnte sie Tom B. vielleicht zurückerobern.
Problem: Rein wissenschaftlich betrachtet sollte Lilia K. aufhören, alles rein wissenschaftlich zu betrachten. Wenn sie aber ihrer Theorie folgt, und aufhört, ständig eine Theorie zu verfolgen, dann folgt sie ja ihrer neuesten Theorie, hört also gar nicht damit auf, Theorien zu folgen.
14.15 Uhr Mir wird das zu kompliziert. Ich geh schwimmen.
14.40 Uhr Puh, kaltes Wasser klärt die Gedanken, jetzt weiß ich, was ich tun muss. Liebe oder Wissenschaft – vielleicht ist das gar nicht die Frage. Vielleicht geht ja beides.
Ich starte ein letztes Experiment. Ein allerletztes. Ich versuche noch ein einziges Mal, Tom mit Hilfe der Wissenschaft zurückzuerobern. Wenn Maiken aber recht hat und auch dieses wissenschaftliche Experiment nicht funktioniert, war’s das mit Wissenschaft, und zwar endgültig. Dann kümmere ich mich um meine Aura, meditiere und werde eins mit dem Universum. Ich schwöre es!
14.55 Uhr Ha! Das ist es! Hier in meinem Heft steht was über ein »Brückenexperiment«, und das mache ich jetzt mit Tom! Stammt aus Kanada, wurde von Psychologen entwickelt und ging so: Schauplatz war ein Canyon in Kanada. Dort führte eine wackelige Hängebrücke über eine tiefe Schlucht. Und siebzig Meter weiter unten rauschte ein Fluss. Nervenkitzel!
Ganz in der Nähe, aber nicht in Sichtweite, führte außerdem eine stabile Holzbrücke über diese Schlucht.
Die Psychologen ließen nun über beide Brücken männliche Testpersonen gehen. Jeweils auf halbem Weg begegneten sie dort einer hübschen Mitarbeiterin mit einem Fragebogen. Die sollte die Jungs unter einem Vorwand in ein Gespräch verwickeln und anlächeln. Und was geschah? Die Hälfte der Typen, die dabei waren, die Wackelbrücke zu bezwingen, verliebte sich in die Frau. Auf der Holzbrücke verlor dagegen nur ein Achtel der Männer Herz und Verstand an das hübsche Mädchen!
So fanden die Psychologen heraus: Wenn man sowieso schon aufgeregt ist und Herzklopfen hat, verliebt man sich viel schneller, als wenn man cool und entspannt ist. Oder noch einfacher gesagt: Wenn du willst, dass sich jemand in dich verliebt, bring ihn ein bisschen in Gefahr und schenk ihm danach dein schönstes Lächeln.
15.07 Uhr Tom! Da liegt er so friedlich, tippt auf seinem Handy rum und weiß nicht, was ihm blüht!
Tut mir leid, Junge, aber das muss jetzt sein. Eine Hängebrücke gibt es hier nicht, aber ein Zehnmeterbrett. Da kletterst du jetzt hoch, springst runter, und unten stehe ich und lächele. Du weißt es noch nicht, aber das tust du gleich, denn ich werde dich dazu bringen. Mit den Waffen einer Frau. Und wenn alles klappt, habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Maiken widerlegt und Tom zurückerobert.
15.09 Uhr Ich verwette meine linke Pobacke, dass das klappt.
A bsender: Tom
+4915786087865
Gesendet: 3. Juni, 14.56 Uhr
Jep, sie ist da. Mit Maiken. Liegt auf ihrem Handtuch und liest.
Absender: Felix
+4917692347682
Gesendet: 3. Juni, 14.58 Uhr
Geh hin und quatsch sie
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