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Wer mit Hunden schläft - Roman

Wer mit Hunden schläft - Roman

Titel: Wer mit Hunden schläft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Picus-Verlag
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die Gäste bereits abgereist waren, kehrte er dann zurück, in einem üblen körperlichen Zustand meistens.
    »Dieser Anblick hat mir die Eingeborenen für immer verdorben, Kreisky. Weil sie im Grunde alle ausgeschaut haben wie der Leitenbauer. Die gleichen Sachen gesagt haben wie er. Die gleichen Meinungen gehabt haben wie er. Wenn du solche Ansichten und Meinungen den ganzen Tag hörst, glaubst du auch irgendwann dran. Glaubst du auch, dass alle anderen Leute Schweine sind und die Welt ein Saustall und das ganze Leben ein Scheißdreck. Steigt dir beim Anblick dieser Fressen blitzartig die Grausbirn auf, Kreisky, sag ich zu ihm, wirklich wahr.« Die Form des Gesichts, die runde, für den mutmaßlich gutmütigen Bauern so typische Kopfform, die gemütlichen roten Wangen, die Murmelaugen und die kleinen, abstehenden Ohren, mit der dicken kurzen Nase über dem buschigen Oberlippenbart mitten im roten Gesicht, haben dem Norbert alle Menschen, die so aussahen, unsympathisch oder zumindest verdächtig gemacht. Hat ihn sein Urteil über Menschen, die so ausgeschaut haben, sofort treffen lassen, ungerechterweise. Hat der Leitenbauer auf einen Fremden, wie die Sommerfrischler zum Beispiel, einen sympathischen Eindruck gemacht, die seine unmögliche Art als schrullig und authentisch, ihn sogar als ein Original bezeichnet haben, war er in Wirklichkeit von einer anderen Art. Diese Art trat an den Sonntagen, an denen er von den Saufgelagen auf der Jagdhütte zum Leitenbauerhof zurückkehrte, als die Gäste diesen schon verlassen hatten, am deutlichsten zutage. War sie im nüchternen Zustand hinter seiner bamstigen Fresse verborgen, nur gelegentlich in seinen Augen, die meist unruhig hin- und herwanderten, erkennbar, brach sie bei dem rauschigen Leitenbauer umso ärger aus. Vom selbst gebrannten Schnaps, seinem geliebten Zwetschgernen, betäubt, hat er ihr quasi freien Lauf gelassen. » TRINK WAS KLAR IST, ISS WAS GAR IST, SAG WAS WAHR IS T , hat die Mutter immer gesagt, Kreisky. Wobei es der Leitenbauer mit der Wahrheit nie so genau genommen hat. Nur das Klare hat er gerne getrunken, das kannst du mir glauben, wirklich wahr.« Wankend und stinkend betrat er die Stube und musterte mit milchig getrübten Augen die Leitenbauerin, seine Kinder, den Norbert mit seiner Mutter, die gerade beim Mittagstisch saßen. Die grünen Aufschläge des Steireranzugs waren verdreckt, weil er beim Abstieg über die verfluchten Baumwurzeln gestolpert und deswegen im Dreck gelandet ist, wie er sich beschwerte. EILE MIT WEILE , hat die Mutter gesagt. Der Hut saß schief auf seinem Kopf, der am kurzen, dicken Hals unkoordiniert hin- und herwackelte. Habedehre, hat der Leitenbauer gesagt, sich an den Kopf des Tisches gesetzt und eine Pfeife angesteckt. Da haben alle gewusst, dass der Zores gleich losgeht. Das war die traditionelle Handlung, die er vollzogen hat, bevor der Zores losging. Die Pfeife steckte er sich immer nur im Schnapsrausch an. Er sie nicht vertrug eigentlich, weil er sie auf Lunge rauchte, wo doch jeder Raucher weiß, dass man eine Pfeife nicht auf Lunge raucht, sondern pafft. Am nächsten Morgen hat es ihm dann deswegen das Beuschel heraufgehaut, wie er es nannte. Den ganzen nächsten Tag jammerte er über seinen Kater und verteilte rotzend seinen Auswurf auf dem Leitenbauerhof. Wie Nacktschnecken klebten die Schleimbatzen auf den Grashalmen und zwischen den Zehen der Kinder auch, wenn diese im Sommer bloßfüßig herumliefen. Hollodero, der Leitenbauer, gib ihm!, hat er plötzlich aufgeschrien, weil er wie immer im angetrunkenen, im volltrunkenen Zustand, in dem er dann war, in der dritten Person über sich selbst redete. Die Leitenbauerin wusste gleich, dass sie nach diesem völlig sinnlosen Ausspruch dem Leitenbauer sein Stamperl und eine weitere Flasche des geliebten Zwetschgernen zu bringen hatte. Das Stamperl, aus dem schon der alte Leitenbauer getrunken und das er seinem Sohn vererbt hatte. Schmeckt es euch nicht?, hat er dann gefragt, nachdem er einige Stamperln Zwetschgernen kommentarlos, nur mit einem lauten Schnaufer quittierend, geleert hatte. Schmeckt euch das Essen nicht, das euch der Leitenbauer auftischt?, hat er gefragt, die Kinder und die Dirn anstarrend, die ihrerseits in ihr Essen starrten, in den bei den Bauern so beliebten steirischen Brennsterz, den es aus Tradition immer gegeben hat am Sonntag. Nie hat ihm jemand geantwortet, nicht ein einziges Mal ist es passiert, dass ihm jemand auf die Frage geantwortet

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