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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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gesagt hatte, er ginge weg, war ihr die Stopfnadel aus der Hand gefallen, obwohl sie seit Jahren wusste, dass dieser Tag unweigerlich kommen musste. Aber trotzdem verspürte sie diesen Schmerz in der Brust, und sie wusste, auch sein Vater würde ihn vermissen. Ohne Frank würde es im Haus leer sein.
    Gestern Abend im Bett hatte sie laut aufgeseufzt, als sie daran gedacht hatte, und ihr Mann hatte nach ihrer Hand gegriffen und sie fest gedrückt. Mit Frank ging auch ein Teil von ihnen.
    Sie hatten ihrem Sohn gegenüber zwar ihre Gefühle nicht gezeigt, aber er wusste, wie traurig sie sein würden. Er musste eben einfach gehen, und jetzt war er auf dem Weg zu Annie, um ihr einen Antrag zu machen.
     
    Annie eilte gerade zur Scheune. Die Phelps hatten keine Söhne, deshalb musste Annie die Pflichten übernehmen, die Mädchen für gewöhnlich erspart blieben. Sie musste die Kühe melken, Holz hacken und Fasane schießen. Sie half sogar im Herbst beim Schlachten, und sie konnte einem Huhn schneller und sauberer als jeder andere den Kopf abschlagen.
    Wahrscheinlich gab es kaum etwas, was Annie nicht konnte, dachte Frank. Sie konnte Pferde beschlagen, Kühe mit dem Lasso einfangen und im Frühjahr, wenn das Vieh zusammengetrieben wurde, sogar die Kälber mit dem Brandzeichen versehen.
    Und immer war sie gut gelaunt.
    Er kannte Annie jetzt fast ihr ganzes Leben lang, und er hatte noch nie ein böses Wort von ihr gehört. Am meisten liebte er ihr Lachen, ein Lachen, das auf andere Menschen ansteckend wirkte, selbst wenn sie gar nicht wussten, worüber sie eigentlich lachten.
    Jeder, der sie kennenlernte, musste sie einfach lieben. Und er liebte sie mehr als sein Leben. Sie war sein Leben.
    Einmal hatte er sie nackt gesehen. Damals war sie sechzehn gewesen und er neunzehn. Es war ein so heißer Augusttag gewesen, dass sie zum Schwimmloch gegangen waren, dort, wo der Bach in den Fluss mündete. Sie hatte gesagt: »Frank, wag es nicht, hinzugucken!«, hatte sich die Kleider vom Leib gerissen und war ins Wasser gesprungen.
    Aber er hatte jede ihrer Bewegungen beobachtet, und es hatte ihm den Atem verschlagen. »Du bist die allerschönste Frau auf der ganzen Welt!«, hatte er ihr erklärt.
    »Du hast doch hingeguckt!« Lachend war sie im Wasser herumgepaddelt. »Wie viele nackte Frauen hast du denn schon gesehen, Frank? Na los, willst du nicht reinkommen?«
    Natürlich war er ihrer Aufforderung gefolgt. Damals hatte er sich noch nicht getraut, sie anzufassen. Vor ihr hatte er noch nie eine Frau nackt gesehen, und seit damals sah er sie so vor sich, ohne Kleider, das blonde Haar in der Sonne schimmernd, und ihre Augen, die weder blau noch grün waren, aber schön wie Juwelen. Sie hatte sich im Wasser so nahe vor ihn gestellt, dass er ihren Körper spüren konnte, ihm einen leichten Kuss gegeben und war dann lachend davongeschwommen. Er hatte sie nicht sehen lassen, was diese Berührung bei ihm angerichtet hatte, und in diesem Moment hatte er ganz genau gewusst, dass er sie heiraten würde.
    Und jetzt war er auf dem Weg zu ihr, um ihr einen Antrag zu machen.
    Er folgte ihr in die Scheune, in die die letzten Strahlen der Nachmittagssonne fielen. »Annie?«, rief er, als er sie nicht gleich sah.
    Sie stand oben auf der Leiter zum Heuschober.
    »Bist du das, Frank? Komm herauf!«
    Rasch kletterte er hinauf, und sie schlang die Arme um ihn und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Ihre Haare rochen nach Sonne und der Seife, die sie und ihre Mutter letzten Sommer gemacht hatten und die ein wenig nach Flieder duftete.
    Sie lächelte ihn an. »Wie viele Jahre küsse ich dich jetzt schon, Frank? Anscheinend werde ich es nie leid.«
    »Also, ich kann jedenfalls nicht genug davon bekommen.« Er zog sie an sich.
    »Ich wusste, dass du heute Nachmittag herkommst«, sagte sie lächelnd und setzte sich auf einen Heuballen. »Schon als ich heute früh aufgewacht bin, wusste ich es.«
    »Na, dann hatte ich ja wohl keine andere Wahl, was?«
    Sie wollte ihn neben sich ziehen, aber er blieb stehen. »Ich muss dir etwas sagen, Annie.«
    Wartend blickte sie ihn an.
    »Willst du mich heiraten?«
    »Ich wusste schon immer, dass du mich das eines Tages fragen wirst, Frank, aber ich dachte, du wolltest erst mal zu Geld kommen.«
    »Ja, das gehört dazu. Aber ich weiß jetzt endlich, wie ich es machen will.«
    Schweigend blickte sie ihn an. Sie wollte ihn nicht unterbrechen, weil er dann manchmal vergaß, was er sagen wollte.
    »Ich gehe nach Colorado, um Gold zu

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