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Wer nie die Wahrheit sagt

Wer nie die Wahrheit sagt

Titel: Wer nie die Wahrheit sagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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roch er Virginia Cosgroves Blut; er hätte schwören können, dass er es roch, ein scharfer, metallischer, Übelkeit erregender Geruch. Heftig schluckend, tastete er mit den Blicken jeden Zentimeter des Raums ab.
    Also war Timmy doch nicht hier hereingekommen. Dann eben ein anderer Raum. Er rannte durch die Halle und sah seine Frau, die mit vorgehaltener Pistole eine dicke Glastür mit den Wort SECURITY auf der Scheibe aufstieß.
    Einen Augenblick später war auch er dort. Er sah Sherlock inmitten des Raums stehen, die drei Agenten hinter ihr verteilten sich fächerförmig, durchforschten das Zimmer. Aber Sherlock tat überhaupt nichts, stand einfach nur da und starrte das einzige große Fenster an, das nach draußen ging.
    Langsam drehte sie sich um, sah ihn in der offenen Tür stehen, hinter sich andere Agenten, sah, wie er sie anstarrte, Schock und Panik in den Augen. Sie neigte fragend den Kopf, dann fielen ihr die Augen zu, und sie brach zusammen.
    »Sherlock!«
    »Mein Gott, hat sie was abgekriegt?«
    »Was ist passiert?«
    Savich wusste, er durfte sich jetzt nicht aufhalten, doch nie im Leben war ihm etwas schwerer gefallen, als jetzt zu gehen. Er brüllte: »Schaut nach ihr! Conners, überprüfen Sie jeden! Deevers, Conlin, Marks, Abrams, Sie kommen mit mir!«
    Er hörte, wie ihm jemand nachrief: »Sie atmet noch, aber wir können nichts finden. Der Kerl war nicht hier drin, Savich. Wir wissen nicht, wo er hin ist.«
    Das Fenster, dachte er, Sherlock hatte das Fenster angestarrt. Er griff sich einen Stuhl und schleuderte ihn durch die riesige Scheibe.
    Als es ihnen gelang, aus dem Fenster zu klettern, wussten sie natürlich, dass Timmy Tuttle und Marilyn Warluski logischerweise nicht hier rausgekommen sein konnten, da die Scheibe ja intakt gewesen war. Aber das spielte keine Rolle. Wie sonst hätte Timmy Tuttle entfliehen können? Sie suchten jeden Quadratzentimeter der Flughalle ab, schauten in sämtliche Gebäude, liefen auch hinaus auf die Flugpiste, wo noch eine American 757 stand und auf den Abflug wartete, und riefen den Piloten an. Aber Tammy oder Timmy Tuttle war verschwunden und Marilyn ebenso. Als hätten sie sich in Luft aufgelöst, ohne eine Spur zu hinterlassen, bis auf Virginia Cosgroves Leiche, die, jetzt blutleer, auf der Seite lag, von mehreren Decken zugedeckt. Ein paar Notärzte untersuchten sie und den Inselpolizisten, dem Timmy Tuttle durch die Stirn geschossen hatte.
    Timmy hatte dabei seinen rechten Arm benutzt.
    Savich hatte Tammy Tuttle in dieser Scheune in Maryland durch den rechten Arm geschossen.
    Und im Krankenhaus hatten sie ihr den rechten Arm amputiert.
    Er fragte sich, ob sie allmählich alle verrückt wurden.
    Nein, es gab eine Erklärung.
    Irgendwie war ein Mann in den Flughafen gelangt, hatte Virginia Cosgrove getötet und Marilyn mitgenommen. Und niemand hatte ihn gesehen, bevor er Marilyn am Genick gepackt und sie fortgezerrt hatte.
    Niemand hatte große Lust zum Reden. Alle, die im Flughafen gewesen waren, schienen verwirrt und sahen – seltsam genug – aus, als hätten sie einen Kater.
    Savich und sein Team gingen wieder ins Zimmer der Flughafenwache. Sherlock war noch immer ohnmächtig. Man hatte sie mit Decken zugedeckt, und einer der hiesigen Ärzte saß neben ihr auf dem Boden.
    Keiner hatte viel zu sagen. Jimmy Maitland saß auf einem Stuhl in der Nähe von Sherlock.
    Savich hob seine Frau auf, ging mit ihr zu einem Stuhl und setzte sich mit ihr in den Armen hin. Er wiegte sie hin und her, ihr Gesicht keine Sekunde aus den Augen lassend.
    »Es scheint, als ob sie schläft«, sagte der Arzt, der jetzt neben ihnen stand. »Einfach nur schläft. Sie sollte bald aufwachen und uns erzählen können, was passiert ist.«
    Jimmy Maitland meinte: »Wir haben eine Suchmeldung nach Timmy Tuttle rausgegeben, mit Beschreibung, und nach Marilyn Warluski, mit Beschreibung. Die drei Agenten, die bei Sherlock waren, haben nichts gesehen, nada.«
    Savich nickte, streichelte das Haar seiner Frau. Er hatte das Gefühl, dass ihn von heute an nie wieder etwas überraschen könnte.
    Ein paar Minuten später schlug Sherlock die Augen auf. Sie blickte zu ihm hoch, und überraschenderweise lächelte sie. »Was ist passiert?«
    »Du erinnerst dich nicht?« Die Worte kamen langsam, fast widerwillig, als wollten sie nicht heraus, als wollte er lieber keine Antwort.
    Sie schloss einen Moment die Augen, runzelte die Stirn und sagte dann: »Ich weiß noch, ich rannte mit drei anderen Agenten in

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