Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
weit, die Geburt ist überstanden, die frischgebackene Mami verlässt mit ihrem Babybündel das Krankenhaus – aber nichts ist mehr, wie es noch vor wenigen Tagen war. Das kann ein Schock sein. Alles ändert sich. Nie mehr allein! Es kann Segen und Fluch zugleich sein. Keine ruhige Minute mehr, dafür Tage, an denen sie erst abends zum Duschen kommt, sich die Zeitungen, die sie eigentlich abbestellen sollte, immer höher stapeln, weil sie in den ersten Wochen weder einen Satz zu Ende sprechen, geschweige denn eine Zeitung zu Ende lesen wird. Sind junge Mütter dem gewachsen? Diese Frage mit einem ehrlichen »Nein, bin ich nicht« zu beantworten, traut sich selbstverständlich niemand. Aber fühlen Sie sich nicht schlecht, wenn Sie ein leises, verschämtes »Jein« denken, das ist ganz normal!
Junge Elternschaft ist einfach extrem anstrengend. Verzicht ist angesagt, bis sich die neuen Koordinaten eingependelt haben. Nicht mehr durchs Fernsehprogramm zappen, wann immer wir wollen. Keinen spontanen Latte macchiato mehr mit der besten Freundin und auch keinen Spontansex am Sonntagmorgen. Und diese extreme Müdigkeit, die junge Mütter in den nächsten Wochen und Monaten nicht mehr verlassen wird – all das hat einen Spaßfaktor, der sich auch beim allersüßesten Baby manchmal sehr homöopathisch anfühlen kann.
Dazu kommt die Angst, etwas falsch zu machen, und ein Körper, der leider nur in Ausnahmefällen so blitzschnell in seine pränatale Fasson zurückschnurrt wie bei den Supermodels und Hollywoodstars. »Während der Schwangerschaft fand ich meinen Körper super«, seufzt eine neue Mutter, »alles saftig und prall. Meine Haare saßen besser, meine Pickel waren weg, alles gut. Nach der Geburt erkannte ich ihn nicht mehr wieder. Entweder Fettpolster oder Hängepartien. Grausam.«
Das Schlimme ist, dass Familie, Freunde und Umwelt davon nichts hören und wissen wollen. Erwartet wird strahlendes Mutterglück, und ja, es ist da und es wächst auch, aber manchmal ist es anfangs eben noch etwas verschüttet. Wenn man die junge Mutter mehr in Ruhe ließe, wenn sie sich nicht ununterbrochen über rosa Babyschühchen und hellblaue Babymützchen wie wahnsinnig freuen müsste, dann würde sie sich viel schneller richtig freuen. Aber gerade in der Anfangszeit als Mutter, egal, ob es die erste, zweite, dritte oder vierte Babyrunde ist, möchte man nicht immer »Du musst der glücklichste Mensch auf der Welt sein« hören, sondern viel lieber ein »Mensch, was du jetzt leisten musst! Was kann ich dir abnehmen?«. Vermutlich würde unsere Antwort ganz simpel sein: »Nimm
mein frisch geschlüpftes Baby, das ich über alles liebe, und verschwinde für ein paar Stunden damit!«
Das postnatale Chaos
Die Tatsache lässt sich nicht leugnen: Babys schreien. Manchmal stundenlang, ohne erkennbaren Grund. Man schaukelt sie, singt ihnen etwas vor, füttert und streichelt sie – aber die kleinen, entzückenden Monster schreien weiter. So sind Babys und später, wenn aus kleinen Patschefüßchen riesige, stinkende Jungmännerfüße geworden sind, wenn sie nachts nicht nach Hause kommen oder ganz schreckliche Partner wählen, wenn sie mit dreißig zum vierten Mal das Studium wechseln, dann werden wir uns nach ihren ersten Monaten und Jahren zurücksehnen. »Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen« – ein Zitat, das Sie gerade in der Anfangszeit oft hören werden und das sich in späteren Jahren leider als wahr herausstellen wird. Doch so weit sind wir noch lange nicht.
»Freundinnen, die schon Kinder hatten, fragten mich, als ich noch kinderlos war, wann ich denn endlich auch ein Kind bekomme«, erinnert sich Miriam, die mit einundvierzig zum ersten Mal Mutter wurde. »Nachdem meine Tochter geboren war, wusste ich auch, warum: Sie wollten, dass ich ebenfalls Mitglied bin im Klub der Erschöpften, Kaputten, Übermüdeten. Willkommen im Klub der Übernächtigten! … ›Ach, du Arme‹, sagten sie nach der Geburt. ›Nun hast du auch den schönsten Teil deines Lebens hinter dir.‹«
Was zum Glück genauso übertrieben ist wie die Behauptung, erst mit dem Mutterglück finge für eine Frau das wahre Leben an. Die Wahrheit liegt, wie immer, irgendwo dazwischen. Und dass wir sie oft nicht finden, ist nicht das Schlimmste.
»Was ist das Schönste am ersten Jahr mit Kind? – Es geht vorbei!« Dieser kleine Witz spricht vielen Müttern und Vätern ganz tief aus der erschöpften Neuelternseele. Mann, war
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