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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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anhörte. »Wie viel wollt ihr denn?«
    »Dreihunderttausend. Zwei für Jasmine, eine für mich.«
    »Drei …?«, keuchte er und lachte ungläubig. Jasmine war von seinen Schauspielkünsten nicht beeindruckt. »Ihr habt wohl vergessen, dass ihr es hier mit Polizisten zu tun habt, nicht mit Gangstern. Wir sind pleite. In ’nem guten Jahr leben wir von unserer Pension.«
    »Ja, das täte mir auch schrecklich leid, wenn ich nicht mit diesem Juwelendieb geredet hätte, der dich Donnerstagmorgen mit ’ner großen Tasche voller reinem Heroin hat aus der Central Station kommen sehen. Meine Quellen berichten, Frankie Callahan hat drei Millionen pro Lieferung bezahlt. Natürlich könnt ihr Tony McGill für die Drogen selbst nicht ganz so viel abnehmen, vielleicht zwei Millionen, aber da ihr ihm ja noch die Konkurrenz aus dem Weg geräumt habt, müssten wir mindestens bei zweieinhalb sein. Vielleicht zwei-vier, damit ihr es sauber durch drei teilen könnt, achthundert für jeden. Oder hab ich jemanden vergessen?«
    McDade kochte vor Wut, seine Fingerknöchel wurden weiß, als er sich am Lenkrad festkrallte.
    »Nein.«
    »McDade, Cairns und Raeside … und jetzt ist auch Fallan wieder dabei, ganz wie früher, was? Bloß diesmal nimmt Fallan nicht sein Viertel, sondern bloß knapp über zehn Prozent. Das hört sich doch fair an, oder? Wenn wir die Leichen gesehen haben, rufst du ein paar Leute an. Wir wollen das Geld heute. Alles.«
    »Wir haben’s nicht.«
    »Und wie ihr das habt«, erwiderte Fallan und schob McDadeden Schalldämpfer in die Leiste. »Die Sache im Bahnhof war Donnerstagmorgen, und jetzt haben wir Dienstagabend.«
    Der Wagen wankte leicht, als er die Spur wechselte.
    »Meinst du, Tony McGill rückt einfach so drei Millionen raus?«
    »Nein, ich nehme an, ihr habt Raten vereinbart, aber wenn ihr nicht ganz dämlich seid, ist die größte Rate gleich bei Lieferung fällig. Vielleicht ein Drittel? Zwanzig Prozent?«
    »Fünfundzwanzig«, gab McDade mit einem Seufzen zu.
    »Dann ist ja alles klar. Dreihundert sollten kein Problem sein, und den Rest habt ihr sicher, ohne dass ihr noch irgendwen umlegen müsst. Sagt euch einfach, Big Fall hat sich zuerst seinen Anteil genommen. Ha, Schmiergeld von Tony McGill – wie in der guten alten Zeit. An dich kann ich mich aber gar nicht erinnern. Du warst auch nicht beim CID in Gallowhaugh, oder? Du warst bei der Drogenfahndung. Wie ist das denn gelaufen?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, was hatten beide Seiten davon? Drogenfahndung – ich nehme mal an, dass Tony dir gute Tipps geben konnte, viele Festnahmen, Drogenbeschlagnahmungen. Ich weiß nur nicht, was du ihm bieten konntest. Normalerweise ging’s darum, mal zwei Augen zuzudrücken, aber Tony hatte keine Drogengeschäfte laufen, die du hättest übersehen können. Das war doch seine Masche: der Mann, der die Drogen aus Gallowhaugh raushält. Was hast du für ihn getan? Hast du damals schon wie heute Probleme für ihn gelöst, Konkurrenz aus dem Weg geräumt? Hast du für ihn die Ramsays umgebracht? Was hatten die getan? Wie ist das gelaufen?«
    »So war’s nicht«, erwiderte McDade mit bebender Stimme. Er hörte sich den Tränen nah an. »Das war ganz anders. Du nennst das die gute alte Zeit, so ein Quatsch. ’Ne beschissene Zeit war’s. So jung bist du auch nicht, dass du dich nicht dranerinnern würdest. Wild und brutal war’s. Wir hatten nur ’nen Bruchteil von den Leuten, die wir gebraucht hätten. Da mussten wir ab und zu eben einen Pakt mit dem Teufel schließen und die am wenigsten schlimme Lösung hinnehmen.«
    »Leute in die Campsies schleifen und erschießen hört sich für mich schon ziemlich schlimm an.«
    »Und das von dir«, erwiderte McDade verbittert.
    »Ich schimpf mich ja auch nicht Freund und Helfer, oder wie euer Spruch geht. Ihr sollt doch die Guten sein.«
    »Im Vergleich zu dem Abschaum, mit dem wir’s zu tun hatten, waren wir’s auch, das kannst du mir glauben. Sind wir immer noch. Damals war nicht alles schwarz-weiß.«
    »Dann erklär mir mal die Grautöne.«
    McDade schaltete einen Gang runter, als er auf die Ausfahrt Royston and Springburn zukam, wo es nach Norden ging, von der Stadt in die Campsies. Jasmine meinte, sie habe gesehen, wie seine Linke sich in Richtung Jackentasche bewegte, und befürchtete kurz, er habe dort eine zweite Pistole versteckt. Fallan hatte es anscheinend auch bemerkt, wirkte aber unbesorgt.
    »Es gab einen Unfall«, sagte McDade. »Ich hatte

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