Wer schlafende Hunde weckt
Schnell?«
»Rühren Sie sich nicht vom Fleck. Ich bin gleich bei Ihnen.«
Und jetzt war er im Haus, nur noch Sekunden entfernt.War das der Anfang vom Ende oder das Ende vom Anfang? Hoffentlich Ersteres. Sie musste diesem Stillstand entkommen, diesem Leben in der Warteschleife.
Sie versetzte sich innerlich sieben Tage zurück, und alles, was in der Zeit passiert war, rauschte an ihr vorbei. Ihre Umgebung blieb die gleiche, aber die Welt sah anders aus; die Augen, die diese Welt, diese Umgebung betrachteten, waren jetzt andere.
Manches hatte sich aber nicht geändert. Wieder war sie in Jims Büro und wollte wissen, wie er verschwunden war. Wieder war Detective McDade auf dem Weg hierher, wollte Beweise verschwinden lassen und würde jemanden antreffen, den er nicht erwartete.
»Keine Angst, Sie sind die ganze Zeit gedeckt«, hatte Fallan ihr versichert.
Warum dachten manche Leute eigentlich, dass die Situation sicherer wurde, wenn noch mehr Waffen ins Spiel kamen?
Die Tür öffnete sich, und McDade kam herein.
Für diesen Part hatte sie keinen festen Text – nur die richtige Mimik und Haltung, als sie am Fenster stand und erwartungsvoll die Papprollen im Arm hielt.
Sie umklammerte die Rollen ein bisschen zu fest, sodass sie zusammengedrückt wurden und eine fast auf den Boden fiel, als sie sie hilflos McDade entgegenhielt. McDade ging schnell auf sie zu, um sie ihr abzunehmen, als er kalten Stahl im Nacken spürte.
»Hände hoch und nach außen«, befahl Fallan. »Eine Heckler und Koch Mark 23 mit Schalldämpfer zielt genau auf deinen Gehirnstamm, und anders als bei deinem Versuch am Samstag hat sie Unterschallmunition geladen, die dir leise im Schädel hin- und herspringt, bis von deinem Gehirn nur noch Matsch übrig ist.«
Das erzählte Fallan ihm wenigstens. In Wirklichkeit hielt er nur ein Stück Rohr, was aber nicht schlimm war, weil er inein paar Sekunden eine Automatik mit Schalldämpfer in der Hand halten würde.
»Wo ist deine Waffe?«, fragte er.
McDade griff sich in die Tasche.
Fallan senkte die Pistole und presste sie McDade nun unten in die Wirbelsäule.
»Ganz langsam«, forderte er. »Den Lauf zwischen den Fingern. Und überleg dir gut, ob du was versuchst, bloß weil ich nicht mehr auf deinen Kopf ziele. Ich brauch dich zwar lebendig, aber laufen musst du meinetwegen nie wieder.«
McDade zog ganz langsam am Lauf eine Pistole mit Schalldämpfer aus der Jacke. Fallan nahm sie ihm ab, begutachtete sie kurz, warf das Magazin aus und schob es gleich wieder hinein.
»Du bist dann wohl Fallans Junge«, stellte McDade ruhig fest. »Nicht ganz so festgenommen, wie mir gesagt wurde«, fügte er hinzu und warf Jasmine einen bösen, vorwurfsvollen Blick zu.
»Da bin ich wohl schon wieder mit meinen zarten Füßchen am falschen Ort herumgetrippelt«, erinnerte sie ihn an seine abfälligen Worte bei seinem letzten Besuch.
»Ich finde ja nicht, dass du Jasmine etwas vorwerfen kannst, wenn man bedenkt, was du mit ihr vorhattest«, sagte Fallan.
»Und was Sie meinem Onkel Jim angetan haben.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich wollte mir nur die Fotos ansehen, von denen Sie gesprochen haben.«
»Mit einer Beretta mit Schalldämpfer?«
»Das Mädchen hat gesagt, jemand hätte auf sie geschossen. Ich wollte sie beschützen.«
»Ach ja, hatte ich ganz vergessen – du bist ja Bulle. Du achtest immer sehr darauf, das Richtige zu tun, nicht wahr, Detective Inspector McDade?«
»Detective Sergeant. Und ich würde sagen, du legst jetztmal die Pistole weg. Es stimmt, dass sich ein paar gefährliche Leute für euren Fall interessieren, aber ich kann euch damit helfen.«
»Das glaub ich gerne«, erwiderte Fallan. »Deshalb machst du jetzt auch mit uns eine kleine Tour in die Campsies. Es ist nämlich so: Wir wissen schon, was ihr getan habt, also hilft dir lügen und leugnen nicht weiter, wenn du auch wieder zurückkommen willst.«
»Was denn?«, fragte er nervös.
Sie nahmen Jims Ermittlungswagen. Fallan hatte Jasmine vorgeschickt, schauen, ob die Luft rein war und ob McDade niemand gefolgt war.
»Außer seinem Wagen ist keiner hier«, berichtete sie. »Ein silberner Vauxhall Vectra.«
Jasmine schloss Jims Wagen auf, und Fallan ließ McDade auf dem Fahrersitz Platz nehmen. Fallan setzte sich daneben und Jasmine stieg hinten ein.
Fallan hielt McDade die Schlüssel hin und zielte dabei mit der Beretta in der Rechten auf ihn.
»Spontan fallen mir zwanzig Körperteile ein, in die ich ein
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