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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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paarmal schießen kann, ohne dich ernsthaft am Fahren zu hindern«, warnte er.
    »Wohin fahren wir?«, fragte McDade.
    Fallan hatte McDade die Wahl des Wagens als eine »Geste des Gedenkens an Freunde, die nicht mehr unter uns weilen«, erklärt. In Wahrheit hatten sie im Wagen schon zwei Kameras und einen Audiorekorder aufgebaut, der die Signale der Funkmikrofone aufzeichnete, die sie beide trugen. Außerdem trugen sie beide Diktafone, und Jasmine ließ ihr Handy als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung auch aufzeichnen. Sie wollten jedes Wort und jede Nuance mitschneiden. Sie wollten nicht nur ein Geständnis von ihm hören, sondern vor allem Details, die nur ein Täter wissen konnte, die ihm vor Gerichtdas Genick brechen würden. Und das größte davon würde ihr Ziel bestimmen.
    »Du fährst uns jetzt zuerst zu den Ramsays und dann zu Jim Sharp«, erklärte Fallan, als McDade den Motor startete.
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest.«
    Fallan drückte McDade das Ende des Schalldämpfers in den Oberschenkel.
    »Fordere mich nicht raus. Wir wissen, dass du dabei warst, als die Ramsays gestorben sind. Wir wissen, dass Dominic Wilson als Charlie Ramsay auf die Welt gekommen ist. Wir wissen, dass du das Baby zu deinem Freund Ruaraidh gebracht hast. Wir wissen, dass du sein Ansprechpartner in dieser Sache bist, dass er dich angerufen hat, als Jim sich voller Fragen bei ihm gemeldet hatte. All das haben wir direkt von Wilson, also gib Gas.«
    McDade seufzte bebend. Angst, Wut, Schock und Resignation waren ihm anzumerken. Er legte den Gang ein und fuhr los.
    »Tja, du fragst dich wohl, warum Wilson dich nicht angerufen hat, als wir ihm schwierige Fragen gestellt haben. Das hat wohl zwei Gründe. Zum einen wusste er nicht, dass er quasi einen Mordbefehl gab, als er dich wegen Jim angerufen hat. Viel wichtiger ist aber, dass er wusste, dass er nichts zu befürchten hat, weil wir ihm das Leben nicht unnötig schwer machen wollen. Euch eigentlich auch nicht.«
    McDade warf Fallan kurz einen skeptischen, neugierigen Blick zu und schaute dann wieder auf die Straße.
    »Wie meinst du das?«, fragte er, als er eine Auffahrt auf die M77 hinauf beschleunigte.
    »Weil es uns nicht um Gerechtigkeit geht. Wenn ein paar alte Männer ins Gefängnis gehen, kommt Jasmines Onkel Jim auch nicht zurück.«
    »Was?«, fragte Jasmine hörbar schockiert und zutiefst empört. »Das war so nicht abgemacht. Und wie es mir hier um Gerechtigkeit geht.«
    »Die werden Sie nicht finden. Gerechtigkeit ist ein Hirngespinst, Peter Pans Schatten. Selbst wenn Sie sie erwischen, ist sie nicht greifbar, und die Miete können Sie davon auch nicht bezahlen.«
    »Worum geht’s uns denn dann?«, fragte sie mit beißendem Sarkasmus.
    »Schadenersatz«, erwiderte er und sah McDade an. »Ich hab nämlich mal gelesen, dass es Kulturen gibt, in denen man als Strafe für einen Mord für die Hinterbliebenen des Opfers verantwortlich wird. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich möchte das Prinzip auf unsere Lage anwenden. Als ihr Jim Sharp umgebracht habt, habt ihr Jasmine nicht nur den Onkel genommen, sondern auch die Lebensgrundlage.«
    »Ihr wollt Geld? Warum fahren wir dann in die Campsies?«
    »Als gegenseitige Versicherung. Es läuft nämlich so. Hinten im Wagen haben wir ’ne Schaufel liegen. Du bringst uns zu den Leichen und gräbst sie uns zum Beweis aus. Die werden zwar nicht mehr großartig aussehen, aber Eilidh Ramsay trug einen goldenen Verlobungsring mit einem Diamanten, einem Rubin und einem Smaragd. Da ihr ja alle Bullen seid, glaub ich nicht, dass einer von euch dumm genug war, den zu klauen und in Umlauf zu bringen, also müsste er noch da sein. Jim wird natürlich einfacher zu identifizieren sein.
    Dann haben wir einen Beweis dafür, was du weißt. Vielleicht können wir ja ein paar Fotos von dir bei der Arbeit machen. Danach geht’s an die Finanzen, und ihr könnt zahlen, bis es wehtut. Wenn wir dann das Geld haben, kannst du mit Cairns und Raeside wieder herkommen und die Leichen verschwinden lassen, damit wir euch nichts mehr tun können und ihr uns nichts mehr tun müsst.«
    »Und was, wenn ich nicht weiß , wo diese Leute begraben sind?«, fragte McDade mit echter Sorge.

    »Dann fahren wir trotzdem in die Campsies, nur gräbst du mit der Schaufel ein großes Loch, ich verpass dir zwei in den Kopf und verscharr dich, und wir machen morgen Abend dasselbe mit Bob Cairns oder Bill Raeside.«
    »Scheiße«, murmelte McDade, der sich gebrochen

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