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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schulter. »Meine Micky gehorcht«, sagte sie selbstbewußt. »Paß mal auf.« Sie legte die Hände trichterförmig vor den Mund. »Micky … komm, Micky … komm … Komm, komm … Micky …«
    Aber auch Micky reagierte nicht. Sie lief, erreichte mit Pumpi den Lieferwagen und blieb stehen.
    Noch einmal schrie Mike: »Pumpi … hierher! Sofort hierher! Platz!« und pfiff noch einmal grell auf den Fingern. Und dann sah er, wie Pumpi unter den weißen Lastwagen kroch, gefolgt von Micky … etwas, was der Hund noch nie getan hatte, denn er empfand eine große Angst vor Autos, seit er vor zwei Jahren von einem Wagen angefahren und leicht verletzt worden war.
    Als Mike sich aus seiner Erstarrung löste und durch den Schnee zu der kleinen Straße rannte, fuhr der weiße Lieferwagen wieder an, erst mit durchdrehenden Rädern und dann, als die Räder im Schnee packten, mit großer Geschwindigkeit.
    »Pumpi!« schrie Mike. »Pumpi!«
    Er erreichte die Stelle, wo der Wagen gestanden hatte. Aber da war kein Hund mehr, und auch Micky war verschwunden, als hätten sich beide spurlos in nichts aufgelöst.
    »Wo ist Micky?« rief Wiga, die nicht so schnell wie Mike laufen konnte. »Micky! Micky!«
    »Weg …« Mikes Gesicht begann zu zucken. »Weg. Beide weg …«
    as kann doch gar nicht …« »Sie sind aber weg! Siehst du sie …?«
    »Nein.« Wiga starrte auf die Stelle, wo Micky und Pumpi unter den Lastwagen gekrochen waren. Die Reifenspuren waren das einzige, was im Schnee übriggeblieben war. Die Abdrücke von Hund und Katze waren beim Anfahren verweht worden. Es war, als hätte es die Tiere nie gegeben.
    »Wie … wie ist das denn möglich, Mike?«
    Wiga sah Mike hilfesuchend an. Und als sie merkte, daß der Junge weinte, daß Mike, der starke Mike, hilflos im Schnee stand und schluchzte, begann auch sie zu weinen, zog sich die Strickmütze tief ins Gesicht und heulte hemmungslos.
    Carola Holthusen zuckte zusammen, als das Telefon klingelte. Sie hatte seit einer halben Stunde versucht, Mike zu beruhigen und ihn zu einer klaren Schilderung des Geschehens zu bringen. Es war vergeblich gewesen. Mike hockte auf der Couch, faselte etwas von einem Möbelwagen und davon, daß Pumpi sich in Luft aufgelöst haben mußte, etwas, das keinen Sinn ergab. Nur eins war sicher: Mike war ohne den Hund aus der Großen Heide zurückgekommen, tränenüberströmt und verwirrt.
    »Ja, bitte?« sagte sie und bemühte sich, ihre Erregung zu unterdrücken. »Hier Holthusen …«
    »Hier Tenndorf. Ihr Nachbar von gegenüber. Unsere Kinder sind miteinander befreundet …«
    »Ja …« Carola Holthusen atmete tief durch. Hinter ihr, auf der Couch, schluckte Mike sein Schluchzen herunter und wollte tapfer sein. »Sie rufen sicherlich an wegen …«
    »Richtig. Wigas Katze ist weg und Mikes Hund. Gestohlen …«
    »Glauben Sie, daß jemand …?« Sie stockte, sie mochte das Wort nicht vor Mike aussprechen.
    »Am Telefon ist das schlecht zu erklären.« Tenndorf zögerte einen Augenblick. Bisher kannten sie einander nur von flüchtigen Begegnungen auf der Straße. Guten Tag, guten Abend, ein kurzes Zunicken … weiter nichts. »Darf ich zu Ihnen hinüberkommen? Oder wenn Sie – wenn Ihnen das angenehmer ist – zu mir …«
    »Was macht Ihre Tochter jetzt?«
    »Nachdem sie sich ausgeheult hat, ist ihre Stimmung ins Extrem umgeschlagen. Wiga hat eine Riesenwut auf Micky, weil die nicht gehört hat. Und Ihr Mike?«
    »Er sitzt neben mir und begreift die Welt nicht mehr. Ehrlich gesagt, ich begreife auch noch nicht ganz, was da geschehen ist.«
    »Eine große Sauerei! Verzeihung, aber anders kann man es nicht nennen. Ich bin in fünf Minuten bei Ihnen. Natürlich bringe ich Wiga mit, sonst haben wir nur ein einseitiges Bild von dem Vorfall.«
    Carola Holthusen legte den Hörer auf, lief ins Bad, zog die Lippen mit einem dezenten Rosa nach, tupfte etwas Puder auf Wangen und Stirn und ordnete ihre Haare. Als es an der Tür klingelte, machte Mike auf. Er hielt sich tapfer, auch beim Anblick von Wigas verheultem Gesicht, gab Tenndorf die Hand und sagte bedrückt:
    »Gut, daß Sie kommen. Mama scheint das alles nicht zu verstehen.«
    Es ist auch schwer, mein Junge, das zu begreifen, dachte Tenndorf. Da geht man in der verschneiten Heide spazieren, will Schneehasen beobachten, und auf einmal sieht man, wie das Liebste, das man hat, auf einen Wagen zuläuft und plötzlich nicht mehr da ist. Wie weggezaubert …
    Er strich Mike über das Haar und ließ sich in das

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