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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hund und eine Katze gestohlen. Vor zwei Stunden in der Großen Heide.«
    Abbels' Blick flog über die große Wandkarte an der Längsseite des Zimmers. Große Heide, das ist in Bothfeld. Tierfänger. Schon wieder. Es ist zum Kotzen! Und allen Bestohlenen muß man das Gleiche erzählen: Zähne zusammenbeißen und den kleinen Liebling vergessen. Ohne konkrete Hinweise ist eine Fahndung ausgeschlossen.
    »Vorweg muß ich Ihnen eins sagen, Herr Tenndorf«, sagte Abbels, gütig wie ein tröstender Vater. »Wir …«
    »Sie sind kaum in der Lage, uns zu helfen«, unterbrach ihn Tenndorf.
    »Das wissen Sie also schon?«
    »Der Polizeimeister auf dem Revier hat es klar gesagt: Sparen Sie sich die Telefongebühr.«
    »So grob wollte ich das nicht sagen. Nur zur Information: Sie sind in dieser Woche der neunte Betroffene, der sich bei uns meldet. Sechs Hunde und drei Katzen. Von der Straße weg, und keinerlei Anhaltspunkte. Nur ein Mädchen hat etwas bemerkt, beim Gassigehen …« Abbels lachte kurz auf. »Ihr Hund wurde in einen Lieferwagen gelockt.«
    »VW oder Ford, weißer Aufbau, Aufschrift ›Möbeltransport Rapid‹.«
    »Richtig! Das war der also auch bei Ihnen?! Es gibt keinen Möbeltransport Rapid …«
    »Das weiß ich mittlerweile auch. Und was tut die Polizei in dem Fall?«
    »Sollen wir alle weißen Lieferwagen anhalten? Sollen wir Zivilstreifen herumschicken und jeden parkenden Lastwagen untersuchen? Natürlich müssen wir Ihre Anzeige aufnehmen – kommen Sie bitte deswegen morgen um zehn Uhr zum Kommissariat. Aber das ist nur noch eine Formsache. Ein guter Rat: Kaufen Sie sich einen neuen Hund und eine neue Katze. Überlegen Sie mal, was ein Hund kostet und wie teuer für den Staat sinnlose Ermittlungen werden können. Es gibt doch keine Zeugen oder konkrete Hinweise …«
    »Aber Sie wissen so gut wie ich, wo die Tiere hinkommen.« Tenndorfs Stimme hob sich etwas. »In Laboratorien und Kliniken, für Tierversuche. Sie haben doch genau wie ich in den Zeitungen gelesen, daß allein in Deutschland die Zahl der Tiere für Experimente schätzungsweise zwischen sieben und zehn Millionen liegt. Nicht nur Mäuse, Ratten oder Meerschweinchen, sondern auch Katzen, Hunde, Rinder, Schweine, Affen, Schafe und Ziegen …«
    »Sie sagen es. Zehn Millionen Tiere – und zwei davon können Ihr Hund und Ihre Katze sein. Wo sollen wir da suchen? In Hannover und um Hannover herum und in ganz Niedersachsen gibt es eine Unmenge von Forschungsinstituten! Sollen wir die alle nach Ihren zwei Tieren durchsuchen? Wenn Sie nüchtern denken, Herr Tenndorf, ein neuer Hund ist bequemer und billiger …«
    »Für meine Tochter ist ihre Katze unersetzbar. Sie war ihr einziger Trost nach dem Tod ihrer Mutter.«
    »Das ist zwar sehr tragisch, aber an der Sachlage ändert sich nichts.« Abbels räusperte sich. »Übrigens, wissen Sie, daß nach dem Gesetz ein Tier eine Sache ist? Wie gesagt, kommen Sie morgen um zehn ins Kommissariat. Zweiter Stock, links, Zimmer 204.«
    Abbels legte schnell auf. Er wollte keine längere Diskussion mehr am Telefon. Es ist eine Sauerei, zugegeben, dachte er. Wenn ich daran denke, daß jemand mir meinen Hasso klauen könnte, eine Dogge wie aus einem Bilderbuch – ich würde den Kerl verfolgen wie einen Mörder! Aber erst muß man wissen, wer es ist …
    Er stand seufzend auf, zog seinen Wintermantel an und verließ das Dienstzimmer. Draußen, im Sekretariatsraum, machte Kollege Aßmann vom Spätdienst gerade einen Witz vor der kleinen, rotblonden Monika an der Schreibmaschine. Sie lachte etwas gequält.
    »Nicht aufregen, Moni!« sagte Abbels sarkastisch. »Du weißt doch: Wenn Aßmann einen Witz erzählt, muß er das Kitzeln mitliefern, sonst vergißt man das Lachen.«
    »Sehr witzig.« Kommissar Aßmann gab Abbels die Hand. »Was Neues, Julius?«
    »Das Übliche … Und wieder der Tierfänger. Eine Katze und ein Hund. Diesmal mit einem weißen Transporter. Habe alles notiert.«
    »Da kommt doch nichts bei raus, Julius.«
    »Das weiß ich auch. Aber das Kind tat mir leid. Die Katze war eine Art Mutterersatz.« Ohne Abschiedsgruß verließ Abbels das Kommissariat.
    Aßmann starrte auf die zuschlagende Tür und schüttelte den Kopf. »Mutterersatz. Eine Katze? Soll man darüber lachen?«
    »Ich kann's nicht.« Monika faltete die Hände über ihrer Schreibmaschine. »Wenn ich an das kleine, traurige Mädchen denke …«
    »Und wenn ich daran denke, was heute nacht wieder alles geklaut wird, kommen mir auch die

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