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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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eigene Tochter Officer der State Police geworden ist. Sein Sohn starb. Seine Tochter hat er verstoßen.
    Brian hält Sophie und das Fahrrädchen im Gleichgewicht. Es wackelt ein wenig. Vielleicht überträgt es ihre Nervosität. Oder seine. Sie sind beide hochgespannt. Ich halte Abstand und bin stumm.
    Sophie tritt in die Pedale. Brian läuft neben ihr her und assistiert, damit Sophie in Schwung kommen kann. Sie wird schneller und schneller.
    Ich halte die Luft an und balle die Hände zu Fäusten. Nur gut, dass sie einen Helm trägt. Ich habe nur diesen einen Gedanken. Gott sei Dank, sie trägt einen Helm. Und warum habe ich sie nicht in Watte gepackt, bevor ich sie aufs Fahrrad ließ?
    Brian lässt los.
    Sophie radelte weiter. Ein Meter, zwei, drei. Sie schaut zur Seite und scheint erst jetzt zu bemerken, dass Brian nicht mehr neben ihr herläuft. Sie fährt tatsächlich allein. Im nächsten Augenblick schlägt der Lenker um. Sie schreit auf und kippt mitsamt dem Fahrrad um.
    Brian ist sofort zur Stelle. Ehe ich reagieren kann, hilft er ihr auf die Beine und schaut nach, ob sie sich verletzt hat.
    Sophie weint nicht. Sie sieht mich kommen und ruft: «Hast du mich gesehen, Mommy? Hast du’s gesehen?»
    «Ja, ja», versichere ich und überzeuge mich davon, dass sie wirklich nicht verletzt ist. Sie hat nichts. Aber ich bin um Jahre gealtert.
    «Noch mal!», verlangt mein wildes Kind.
    Lachend richtet Brian das Fahrrad auf und hilft ihr auf den Sattel. «Du bist verrückt», sage ich an ihre Adresse und schüttele den Kopf.
    Sophie strahlt übers ganze Gesicht.
    Es dauert nicht lange, und sie strampelt tatsächlich allein und ohne Hilfe durch den Park. Die Stützräder sind vergessen. Brian und ich komme nicht mehr mit; sie ist zu schnell für uns. Stattdessen steigen wir auf einen Picknicktisch, um sie im Auge behalten zu können.
    Wir haben uns wieder an die Hände genommen und lehnen im lauen Abendwind aneinander. Mein Kopf ruht auf seiner Schulter, während Sophie an uns vorbeisaust.
    «Danke», sage ich.
    «Sie ist ganz aus dem Häuschen», erwidert er.
    «Ich hätte wohl nicht den Nerv dazu gehabt.»
    «Mir klopft das Herz immer noch im Hals.»
    Überrascht schaue ich zu ihm auf. «War dir auch nicht wohl dabei?»
    «Machst du Witze? Dieser erste Fehlstart hat mir einen Mordsschrecken eingejagt.» Er schüttelt den Kopf. «Mir hat niemand gesagt, welche Ängste man als Vater ausstehen muss. Dabei geht es jetzt erst richtig los mit ihr. Demnächst will sie womöglich ein BMX-Rad haben, auf dem sie dann Treppen runterfährt und auf dem Lenker Handstand macht. Ich werde mir wohl dieses Haarmittel für Männer besorgen müssen, das graue Haare kaschiert.»
    «Nur für Männer?»
    «Ja. Sobald wir zu Hause sind, bestelle ich mir einen ganzen Vorrat davon.»
    Ich lache. Er legt mir den Arm um die Schultern.
    «Es ist wirklich erstaunlich», sagt er. Ich lächelte und nickte. Er ist das Beste, was Sophie und mir passieren konnte.
    «Tut mir leid wegen dieser Geschichte am Wochenende», sagt Brian zwei Minuten später.
    Ich akzeptiere seine Entschuldigung, ohne ihn anzusehen.
    «Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist», fährt er fort. «Es soll nicht wieder vorkommen.»
    «Ist schon gut», sage ich und meine es so. Zu diesem Zeitpunkt unserer Ehe glaube ich ihm noch.
    «Ich glaube, ich werde ein bisschen Sport treiben», sagt Brian. «Zeit dazu habe ich ja. Und es kann nicht schaden, wieder in Form zu kommen.»
    «Du bist doch in Form.»
    «Ja. Aber ich würde wieder gern Gewichte heben wie damals im College. Und machen wir uns nichts vor …» Sophie saust am Picknicktisch vorbei. «Schnell, wie sie jetzt schon ist, werden wir bald all unsere Kraft brauchen, um mit ihr Schritt halten zu können.»
    «Wie du meinst», sage ich.
    «Hey, Tessa.»
    «Ja?»
    «Ich liebe dich.»
    Im Traum oder in meiner Erinnerung schlinge ich lächelnd beide Arme um die Taille meines Mannes. «Hey, Brian. Ich liebe dich auch.»

    Ich schreckte auf. Ein unbestimmtes Geräusch holte mich unsanft aus der goldenen Vergangenheit zurück in die sterile Gegenwart. Geborgen in den Armen meines Mannes zu liegen und Sophies übermütiges Lachen zu hören war an jenem Nachmittag im Herbst nur die Ruhe vor dem Sturm, was ich damals aber natürlich nicht wissen konnte.
    Mit einem völlig erschöpften Kind waren wir nach Hause zurückgekehrt. Wir brachten sie früh zu Bett. Dann, nach einem gemütlichen Essen, liebten wir uns. Später schlief

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