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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Mädchen suchen müssen.
    Gütiger Gott, was sollte sie nur Alex sagen? Wie stand sie eigentlich dazu, sie, der bekennende Workaholic mit Aufstiegsambitionen?
    Sie rührte ein letztes Mal in ihrer Suppe und schob den Teller beiseite. Bobby schien darauf zu warten, dass sie etwas sagte.
    «Kannst du dir mich als Mutter vorstellen?», fragte sie.
    «Nein.»
    «Die Antwort kam schnell.»
    «Wenn sie dir nicht gefällt, hättest du nicht fragen sollen.»
    Sie schüttelte den Kopf. «Ich habe mich selbst nie als Mom gesehen. Moms … singen Wiegenlieder, machen Fläschchen warm und schneiden drollige Grimassen, um ihre Babys zum Lachen zu bringen. Ich weiß nur, womit ich meine Kollegen aufmuntern kann – zum Beispiel mit frisch gebrühtem Kaffee und gezuckerten Donuts.»
    «Carina hat es besonders gern, wenn ich Kuckuck mit ihr spiele», verriet Bobby.
    «Wirklich?»
    «Ja. Ich halte eine Hand vor die Augen, zieh sie dann plötzlich weg und rufe ‹Kuckuck!› . Davon kann sie gar nicht genug bekommen. Und stell dir vor, mir wird selbst nicht langweilig dabei.»
    D.D. führte ihre Hand vor die Augen. Bobby verschwand. Sie zog sie weg, und Bobby war wieder da. Nicht besonders aufregend, wie sie fand.
    «Ich bin nicht dein Baby», sagte Bobby wie zur Erklärung. «Wir sind genetisch darauf programmiert, unsere Kinder glücklich zu machen. Carina strahlt … unbeschreiblich. Und wenn sie strahlt, hat sich für mich die ganze Plackerei gelohnt. Dafür mache ich mich auch gern zum Hampelmann. Was soll ich sagen? Vater zu sein ist schöner als alles andere.»
    «Ich glaube, Brian Darby hat seine Stieftochter getötet. Ich glaube, er hat Sophie umgebracht und wurde deshalb von Tessa Leoni erschossen.»
    «Den Verdacht habe ich auch.»
    «Wenn wir genetisch darauf programmiert sind, unsere Kinder glücklich zu machen, wie kommt es dann, dass so viele Eltern die eigenen Kinder misshandeln?»
    «Es gibt einfach zu viele Arschlöcher auf der Welt», antwortete Bobby.
    «Bleibst du mit dieser Einsicht lieber nicht gleich im Bett?»
    «Ich kann mir diese Arschlöcher vom Leib halten. Ich habe Annabelle, Carina und meine Freunde. Das reicht.»
    «Wird’s für euch ein zweites Kind geben?»
    «Das hoffe ich.»
    «Du bist ein Optimist, Bobby Dodge.»
    «Wie man’s nimmt. Liege ich richtig in der Annahme, dass es zwischen dir und Alex ernst wird?»
    «Das ist die Frage.»
    «Macht er dich glücklich?»
    «Mir kommt’s nicht so sehr darauf an, glücklich zu sein.»
    «Stellt er dich wenigstens zufrieden?»
    Sie dachte zurück an den Morgen, als sie Alex’ Hemd getragen und an seinem Tisch gesessen hatte. «Ich hätte nichts dagegen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.»
    «Das ist doch schon was für den Anfang. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest. Ich muss meine Frau anrufen und meine Tochter mit ein paar lustigen Geräuschen zum Lachen bringen.»
    Bobby entfernte sich. «Kann ich mithören?», rief ihm D.D. nach.
    «Auf keinen Fall.»
    Dazu hatte sie im Grunde auch keine Lust, denn ihr Magen fing wieder zu krampfen an. Sie dachte an das kleine Bündel in Blau oder vielleicht auch in Rosa und fragte sich, wie ein kleiner Alex oder eine kleine D.D. aussehen würde, ob sie ihr Kind so lieben könnte, wie Bobby Carina allem Anschein nach liebte, und ob das reichte.
    Bei Polizistinnen stellte sich häusliches Glück nur selten ein. Tessa Leoni konnte das wohl bestätigen.

    Die Straßen waren voller Schneematsch. Sie schalteten Blaulicht und Sirene ein, brauchten bis Roxbury aber trotzdem mehr als vierzig Minuten. Die Suche nach einem Parkplatz kostete sie weitere fünf Minuten, und als sie endlich die Vorhalle der Polizeizentrale betraten, hatte Trooper Shane Lyons schon über eine Viertelstunde auf sie gewartet. Der stämmige Officer kam ihnen entgegen. Er trug immer noch Uniform und hatte den Hut tief in die Stirn gezogen. Die Hände steckten in schwarzen Lederhandschuhen.
    Zuerst wurde er von Bobby begrüßt, dann von D.D. Weil ein Gespräch im Vernehmungszimmer unpassend gewesen wäre, zogen sie sich in einen unbesetzten Konferenzraum zurück. Lyons setzte sich und nahm seinen Hut ab, behielt aber Mantel und Handschuhe an. Er schien sich nicht auf eine längere Unterredung einzustellen.
    Bobby bot ihm eine Cola an, die er dankend annahm. D.D. entschied sich für Mineralwasser, Bobby für eine Tasse schwarzen Kaffee. Als für alle gesorgt war, konnten sie nun zur Sache kommen.
    «Es hat Sie anscheinend nicht sonderlich

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