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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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hat, dafür aber alle Krimi- und Detektiv-Geschichten, die ihm in die Finger gekommen sind. Schade nur, dass die katholische Pfarrbibliothek in Kalterherberg keine »Jerry-Cotton«-Heftchen hat.
    In diesem Zusammenhang: So eine richtige, also so eine richtige Krimigeschichte hatte Nusselein noch nie im »Hammer« platzieren können.
    Nein, Charly Nusselein träumte vielmehr davon, einmal selbst einen echten Kriminalfall aufzuklären und dann das gelöste Verbrechen der Kripo zu präsentieren. Unter Mord sollte aber nichts laufen – träumte wenigstens Charly Nusselein in seinem Wagen, der kein Zirkuswagen ist, in Ruitzhof.
    Kurzum: Ob Nusseleins wüstenrot-freie Wohnstätte nun ein Bau- oder Zirkuswagen ist, und ob Incitatus wirklich die eine oder andere Pfeife raucht, soll uns nun nicht mehr interessieren. Denn Nusseleins Stunde – oder besser: Mord – sollte kommen, in die Historie der späteren ungeschriebenen Nusselein-Enzyklopädie gerne als »Äh, mein erster, richtiger Fall« eingehend.
    * * *
    Alles begann an einem ganz normalen Wahlabend, oder besser gesagt: an einem Landtagswahl-Abend. Da die Eifel ein getrenntes Land ist – fast wie früher die DDR, allerdings mit Buchenhecken statt einer Mauer – muss noch erwähnt werden, dass die Wahl nur im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel stattfand. In NRW regiert mit Nils Steenken von der SPD ein Ministerpräsident, der vor Jahren als Staatssekretär aus Kiel nach Düsseldorf geholt worden war und sich langsam bis zum Ministerpräsidenten hochgedien(er)t hatte. Ein Fischkopf also und nicht etwa ein Rheinländer oder – meinetwegen auch – ein Westfale. Man stelle sich nur einmal vor, in Bayern würde ein Sachse Ministerpräsident – unmöglich: »Nü, liepe Payern, mochen Se mol das linke Ohr frei …«
    Um die kosmopolitische Bedeutung der Landtagswahl zu verdeutlichen, begann Nusseleins erster richtiger Fall nicht etwa in Monschau, sondern vielmehr im urbanen Aachen, genauer gesagt in einer Grundschule der eben erwähnten südlichen Stadtteile, die zur Eifel gehören. Wer es genau wissen will: in Walheim. Völlig unberührt lässt uns dabei die Frage, ob Aachens Zentrum zur Eifel gehört oder nicht. Wir diskutieren diese Frage ja auch nicht in Sachen Trier – oder …????
    Um aber in Gedanken ganz nahe bei Charly Nusselein zu sein, muss noch erwähnt werden, dass Herr Schlüter an diesem Wahltag nicht alle Parteien mit idealem Wetter bedacht hatte.
    Es war nämlich der Wahlabend der langen Gesichter.
    Ernst-Wilhelm Noppeney, in die Jahre gekommener Ex-Bürgermeister, CDU, der schon lange von Aachen geschluckten ehemaligen selbständigen Gemeinde Walheim & Kornelimünster, traute so einer modernen Errungenschaft, wie es eine Digital-Uhr nun mal ist, immer noch nicht. Daher hatte er als zuverlässigen Vertreter der offiziellen Zeit ein Billig-Transistorradio mitgebracht, das er als kostenlose Zugabe bei seiner letzten Bestellung von einem Großversandhaus für Kleinartikel bekommen hatte.
    Auf den Vertreter der offiziellen Zeit war Verlass – immerhin stand hinter dem kleinen Radio das zweite Programm des Westdeutschen Rundfunks mit geballter Kraft und Pünktlichkeit:
    »18 Uhr, WDR II – das Nachrichten-Magazin. In diesem Augenblick schließen überall im Lande die Wahllokale …«
    Weiter kam der Sprecher nicht, da Ernst-Wilhelm Noppeney mit einem schnellen Dreh das kleine Gerät zum Schweigen gebracht hatte. Er schloss den obersten Knopf seiner Jacke, stellte sich gut sichtbar in den zum Wahllokal umfunktionierten Raum der Grundschulklasse und verkündete mit sicherer Stimme:
    »Em, ja. So. Auch unser Wahllokal ist hiermit geschlossen. Wir können mit der Auszählung beginnen.«
    Auch Günther Lehnen hatte den Zenit seiner kommunalpolitischen Karriere schon lange überschritten. Doch als ehemaliger SPD-Fraktionsvorsitzender der gleichen ehemaligen Gemeinde sah er in Noppeney immer noch einen ungeliebten Gegenspieler, und so wunderte es keinen im Wahlvorstand, dass er sich sofort zu Wort meldete:
    »Dazu gehört aber auch, dass die Tür zum Wahllokal geschlossen wird.«
    Werner Tholen, der als Ex-FDP-Gemeinderat der Ex-Gemeinde weder den Vertreter der CDU noch den der SPD jemals in sein gelb-blaues Herz geschlossen hatte, war sich nicht sicher, ob das kommunale Wahlgesetz etwas zum »Schließen von Türen der Wahllokale nach Wahlschluss« sagt und knallte zum Zeichen seiner liberalen Unabhängigkeit die Tür einfach zu.
    Rums!!!!
    Die Wahlurne

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