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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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der Fraktion der Grünen in Monschau war aber Jürgen Lauscher, der immer schwarz-grau längsgestreifte Jeans trug.
    Natürlich drehte dieser – immerhin lebten die Lauschers auf ihrem Bauernhof in Rohren gesund – seine »Drum«-Zigaretten selbst und aß auch nur Yoghurt aus eigener Herstellung. Ihm war klar, dass auch ein Öko-Raucher einmal zu einer großen politischen Belastung der Partei werden könnte und so verkündete er, dass er bald im »Kollektiv mit Gleichgesinnten« das Rauchen einstellen werde. Mit dem Gesetzentwurf »Von der Zigarette zur Yogurette!« für den Landesparteitag scheiterte er aber im Ortsverband kläglich. Kurzum: Es gab nichts, was Lauscher nicht politisch begründen musste – vom Nussaufstrich auf seinem Backautomaten-Brot bis zur Ablehnung von Kapkirschen, da »die Setzlinge immerhin noch in der Vor-Mandela-Zeit von Farbigen unter Zwang gepflanzt worden sind«.
    Von den Mitgliedern der grünen Ortsgruppe wagte es allerdings niemand, ein einfaches Eifeler »Du hast se doch nicht alle!« in Richtung des grünen Fraktions- und Parteichefs zu schmettern.
    Auch Ludwig Förster hatte sich anfangs zurückgehalten und so verteidigten immer mehr Monschauer Grüne den Zeitgeist mit uralten 68er Argumenten.
    Die Lauscher-Sandale nebst grauer Wollsocke als Sinnbild wurde für die gesamte Fraktion zur Bremse. Wo Medienschaffende und -geschaffte eine Schere im Kopf haben, hatten die Monschauer Grünen eine ideologische Sandale. Lauscher Sandale. Inklusive grauer Wollsocke – versteht sich …
    Ludwig Förster machte sich erstmalig politisch verdächtig, als er beiläufig erzählte, dass er seine Tochter Hanna im katholischen Kindergarten Monschau anmelden wollte. Lauschers Ehefrau Heidi Pötter-Lauscher, Lehrerin an der Grundschule in Mützenich, schaute nach dieser Mitteilung den Buchhändler an, als habe dieser mit einer christdemokratischen Jung-Funktionärin auf einem Fahrradstreifen im Kat-losen Wagen aus Stuttgart geknutscht.
    »Was«, schrie sie, »in so einen Kindergarten willst du deine Hanne schicken!«
    Ihr hennagefärbtes Haar wirbelte ein verächtliches »Nein, unser Rüdiger-Fabian wird nur einen alternativen Kindergarten besuchen.«
    Ludwig Förster dachte:
    »Gott-sei-Dank hat sie nicht autonom-alternativ-biologisch-vegetarischen gesagt.«
    Doch grünes Szene-Schlechtgewissen schüttelte Ludwig Förster damals noch nicht locker ab und so konnte er nur verdattert antworten:
    »Ja, öh, das ist so, weißt du …«
    Da Ludwig Förster Frauen immer ausreden ließ, stoppte er seinen Argumentationsfluss erst, als Heidi Pötter-Lauscher Anstalten machte, sich auf ihrem Flokati vor Gram zu wälzen:
    »Da kann doch wohl nur unser selbstverwalteter Kinderladen ›Scheckigbunte Rappelkiste Mützenich‹ in Frage kommen«, rief sie entgeistert aus.
    Das bessere Argument war nicht unbedingt bei dem Buchhändler. Mit einem sprachunsicheren »Ja, öh, das ist so, weißt du …« konnte er erklären, dass ihm in der »Scheckigbunten Rappelkiste Mützenich« ein Platz für seine Tochter parallel zu deren Pubertätsbeginn versprochen worden sei. Er verkniff sich – nachdem seine ideologische Sandale im Kopf einmal kurz aufgetippt hatte – dass ihn bei einem Besuch des Kinderladens ein von der Galerie (unbehandeltes Holz) auf Holz-Spielzeug (bis dahin unbehandelt) pieselnder Dreijähriger leicht verstört hatte.
    »Und Waldorf-Roetgen?«
    Ludwig Förster verschwieg sandalengetreten, dass ihm bis dahin nur »Waldorf-Astoria New York« ein Begriff gewesen sei, und konnte seinen Kopf mit dem Hinweis auf die gen Roetgen fahrenden Kat-losen Eltern-Auto-Karawanen gerade noch aus der Schlinge ziehen.
    Ludwig Förster hatte seine Hanne dann im katholischen Kindergarten »Zum unschuldigen Lämmchen« in Monschau angemeldet und wen traf er da?
    Heidi Pötter-Lauscher mit Rüdiger-Fabian:
    »Ja, em, öh, das ist so, weißt du …«, stotterte sie, »neue gesellschaftliche Verän…, eben die, vor allem im Osten.«
    »Lass nur«, sagte Förster und hob dabei die Hand wie der alte Mao auf dem langen Marsch durch die Institutionen.
    Seit diesem Zeitpunkt kauften die Lauschers ihre esoterischen Bücher nicht mehr in Försters Buchladen »Lesezeichen« an der Monschauer Laufenstraße.
    Zur entscheidenden Partei-Krise kam es aber, als einige gemeine Mitglieder – darunter auch Ludwig Förster – Joschka Fischer nach Monschau einladen wollten. Bei der Parteiversammlung, die wegen der Mitgliederzahl von zwölf in

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