Wer zuletzt küsst, küsst am längsten - Mallery, S: Wer zuletzt küsst, küsst am längsten
als Gauner gesehen.
„Willst du damit sagen, dass er wirklich illegale Waffen an Terroristen geliefert hat?“
„Ich will damit sagen, dass du alle Möglichkeiten überprüfen solltest, bevor du irgendwelche Annahmen triffst.“
Nach allem, was sie von Garth wusste, bluffte er nicht. „Wenn du Beweise gehabt hättest, wärst du zum FBI gegangen.“
„Vielleicht sammle ich nur Fakten. Ich mache meine Hausaufgaben, Dana. Das solltest du auch tun.“
Sie schob ihren Teller von sich. Sie war hier, um die Situation für ihre Freunde zu verbessern, nicht um sie zu verschlimmern. Wenn Jed wirklich seine Finger in all dem hatte, wessen Garth ihn beschuldigte, hätten sie eine ganze Menge aufzuräumen.
„Lass uns das Thema wechseln“, schlug er vor und schenkte ihr Wein nach. „Wie geht es deinem Vater? Florida ist um diese Jahreszeit wirklich ganz bezaubernd.“
Wenn sie etwas im Mund gehabt hätte, hätte sie sich jetzt verschluckt.
Wie viel wusste er über sie? Und dazu kamen die Varianten dieser Frage: Wer hatte es ihm erzählt und warum? Woher hatte er gewusst, dass er sich überhaupt über sie informieren musste? Und fragte er nur ins Blaue hinein, oder wusste er wirklich etwas?
„Ich weiß es nicht“, erwiderte sie kühl. „Wir stehen nicht in Kontakt.“
„Das überrascht mich nicht. Du hast ihn niemals damit konfrontiert. Manche Kinder tun das, sie gehen als Erwachsene zurück. Schauen dem Teufel ins Gesicht sozusagen. Du wolltest aber alles einfach nur hinter dir lassen.“
Sie wusste nicht, ob er fragte oder erzählte, und es war ihr auch egal. Sie könnte den Rest des Lebens verbringen, ohne ihren Vater zu sehen, und wäre sehr glücklich dabei. Sie hatte viel zu viel Zeit nur mit ihm verbracht, als sie jung war.
Ihre Mutter war gestorben, als Dana klein war – zu klein, um sich an sie zu erinnern. Danas Vater war nicht sonderlich an seiner Tochter interessiert, und eine Reihe von Freundinnen hatte ihr auch nur Gleichgültigkeit entgegengebracht. Später, mit sechs oder sieben, war sie zu einer Belastung geworden. Die Frauen, die kamen und gingen, wollten kein „Gör wie sie“ herumhängen haben. Genervt davon, dass Dana ihm das Leben schwer machte, begann ihr Vater, sie zu schlagen.
Oder vielleicht hatte er es auch nur getan, weil es ihm gefiel. Die Schläge hatten ihr junges Leben dominiert. Es gab immer blaue Flecken, die sie verstecken musste, Verstauchungen, die sie nicht erklären konnte. Vielleicht hatten ihre Lehrer etwas gewusst, vielleicht hatten sie einfach nur in die andere Richtung geschaut, aber niemand hatte ihr je eine Frage dazu gestellt.
Eines Tages war er ohne ein Wort verschwunden. Sie war sechzehn gewesen und so dankbar, dass sie niemandem etwas davon erzählt hatte. Sie war praktisch bei Lexi und ihren Schwestern eingezogen, die die Wahrheit vielleicht vermuteten, aber nie darüber sprachen.
Irgendwann hatte sie dann gehört, dass ihr alter Herr sich in Florida niedergelassen hatte. Sie war aufs College gegangen und hatte nie zurückgeschaut. Aber wie hatte Garth davon erfahren?
„Du hast etwas mit deiner Angst gemacht“, sagte er. „Das respektiere ich.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
Sie starrten einander an. In seinen Augen lag keine Verurteilung, nichts, was sie sich unbehaglich fühlen lassen konnte, außer der Tatsache, dass er offensichtlich ihr tiefstes, dunkelstes Geheimnis enthüllt hatte. Was bedeutete, dass sie nun seines herausfinden musste.
Sie erinnerte sich an die Narben auf seinem Körper, Narben, die er als Gefangener bekommen hatte, als ihm dauerhaft die Augen verbunden gewesen waren und er jeden Tag gefoltert wurde. Vielleicht hatte Garth keine Geheimnisse. Vielleicht trug er die Wahrheit jeden Tag auf seinem Körper mit sich herum.
„Ich würde Rache empfehlen“, sagte er, „aber dafür bist du nicht der Typ.“
„Ich glaube an das alte chinesische Sprichwort: Bevor du eine Reise der Rache antrittst, schaufle zwei Gräber.“
„Kein Problem. Ich bin mir sicher, dass es irgendwo ein Titan-Mausoleum gibt.“
Jed hat diesen Feind erschaffen, dachte Dana und konnte beinahe Mitleid mit dem alten Mann empfinden. Aber er hatte verdient, was ihm geschah.
Nachdem er Kathy, Garths Mutter, geschwängert hatte, hatte er ihr ausreichend Geld dagelassen, damit sie und das Baby wohlversorgt waren. Das war besser, als sie zu heiraten – zumindest aus Jeds Perspektive.
Alles war gut gewesen, bis bei Kathy ein Hirntumor
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