Wer zuletzt küsst, küsst am längsten - Mallery, S: Wer zuletzt küsst, küsst am längsten
Dana hatte gar nicht bemerkt, wie hungrig sie war, bis ihr der Duft des chinesischen Essens in die Nase stieg und ihr Magen anfing zu grummeln. Genauso beunruhigend war sie sich des neben ihr stehenden Mannes bewusst. Garth hatte nicht im Mindesten besorgt gewirkt, dass sie zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen unangemeldet bei ihm aufgetaucht war. Warum konnte er nicht wenigstens so tun, als wäre er nervös?
Im obersten Stockwerk stiegen sie aus, und sie folgte ihm zu seinem Penthouse. Er schloss die Tür auf und ließ ihr den Vortritt.
Sie betrat einen dunklen Raum. Sekunden später schaltete Garth das Licht an.
Gestern Morgen war sie mehr an dem Mann als an seiner Wohnung interessiert gewesen und hatte nicht viel mehr mitbekommen als den offenen Grundriss und den Mörderausblick. Jetzt ignorierte sie die Lichter der Stadt und konzentrierte sich stattdessen auf ihre unmittelbare Umgebung.
Die Wohnung war im Loft-Stil erbaut und bestand im vorderen Teil aus einem einzigen großen Raum. Das Wohnzimmer lag vorne, eine Essecke zur Rechten. Eine halbhohe Wand trennte die einem Restaurant würdige Küche mit ihren glänzenden Einbauschränken und der Arbeitsplatte aus Granit vom Rest des Raumes. Die Möbel waren imposant, die Farben gedeckt und maskulin, der Teppich war flauschig. Der ganze Raum sah teuer und gemütlich aus, was eine sehr seltene Kombination war.
„Du hattest eine gute Innenarchitektin“, sagte sie.
Garth legte seine lederne Aktentasche und die Post auf einen Tisch an der Eingangstür und zog sich sein Anzugjackett aus. „Danke. Ich finde auch, dass er seinen Job gut gemacht hat.“
„Er? Es war keine Frau? Das überrascht mich.“
„Ich weiß Talent in beiden Geschlechtern zu schätzen.“
„Oh, ein kleiner Mister Aufgeschlossen.“
Er trat neben sie und deutete auf den großen Holztisch im Essbereich. „Sollen wir?“
Sie ging zum Tisch und stellte die Tüte mit dem Essen ab. Er stand bereits am Weinschrank, der zwischen Ess- und Wohnbereich in die Wand eingebaut war.
„Wein?“, fragte er. „Oder bist du im Dienst?“
„Wein wäre nett.“
Er kehrte mit zwei Gläsern und einer Flasche Rotwein zurück. Das Etikett sagte Dana nichts, was allerdings auch nicht überraschend war. Sie war eher die Biertrinkerin.
„Teller sind in der Küche“, sagte er, während er an ein Sideboard trat, eine Schublade aufzog und einen Korkenzieher herausholte.
Sie ging in die riesige Küche und machte das Licht an. Die Arbeitsplatte bot Platz für zwanzig Köche, es gab eine doppelte Spüle, einen doppelten Ofen und eine Wärmeschublade.
„Dein Caterer muss ganz wild darauf sein, hier zu arbeiten. Man braucht nur noch ein paar Lakaien.“
„Ich habe Lakaien. Sie haben nur heute ihren freien Abend.“
Sie drehte sich um, damit er ihr Lächeln nicht sehen konnte. Dann öffnete sie eine Schranktür nach der anderen, bis sie die Teller gefunden hatte. Das Besteck war in der darunterliegenden Schublade. Nachdem sie sich noch ein paar Haushaltstücher als Servietten geschnappt hatte, kehrte sie an den Esstisch zurück.
Er hatte die Weingläser am einen Ende des Tisches einander gegenübergestellt. Während sie den Tisch deckte, packte er die Kartons mit dem chinesischen Essen aus der Tüte.
„Das ist ein historischer Moment“, sagte er, als sie sich setzten. „Möchtest du ein paar Worte sagen?“
„Keine, die für eine feine Gesellschaft angemessen wären.“
Er zwinkerte. „So fein bin ich gar nicht.“
„Stimmt.“
Er bot ihr etwas an, das nach Hühnchen Kung Pao aussah. „War das dein Ernst mit dem unbezahlten Urlaub?“
Sie füllte sich etwas von dem scharfen Hühnchen auf ihren Teller. „Absolut. Mein neuer Job bist du. Ich weiß, dass das dein Herz erzittern lässt.“
Anstatt sich selber zu bedienen, krempelte er die Ärmel seines weißen Hemdes auf und nahm einen Schluck Rotwein.
„Ich würde keinen Teil meines Körpers als zittrig beschreiben, aber ich bin tatsächlich neugierig, wie dein Plan aussieht.“
„Habe ich doch gesagt. Beobachten, verfolgen, dich dabei erwischen, wie du Böses tust.“
Er schenkte ihr ein langsames, sexy Lächeln. „Dazu wird es so viele Gelegenheiten geben.“
„Du glaubst tatsächlich, dass du so bist, oder?“
„Ich weiß es.“
Der Mann hat Eier, dachte Dana und griff nach den Frühlingsrollen. Und zwar ziemlich große. Und ein Ego von den Ausmaßen der Titanic. Was ihr beides in die Hände spielen könnte. Wenn er sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher