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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Louboutins Markenzeichen sind seine eleganten Abendschuhe, für die er edelsteinbesetzte Riemen, Schleifen, Federn, Lackleder und ähnliche dekorative Elemente verwendet.
    Wikipedia (engl.)
    Ein reines und unschuldiges Gewissen fürchtet nichts.
    Elizabeth Tudor, Königin
    Beides hab ich nicht.
    Elizabeth Taylor, Vampirkönigin

Prolog
    Liebe Betsy,
    ich bin jetzt fort, doch nicht für immer. Konnte dich doch nicht verlassen, ohne dir den Exklusivbericht zu geben, also spitz die Lauscher!
    Eins vorweg: Mach dir keine Vorwürfe – obwohl du es natürlich doch tun wirst. Schon jetzt, da ich diesen Brief schreibe, halte ich es für arge Zeitverschwendung, aber ich springe ins kalte Wasser und versuche es trotzdem. Also: Mach dir keine Vorwürfe, dumme Nuss!
    Ich wollte es. Ehrlich gesagt hatte ich immer schon eine Neigung zum Freitod. Das liegt sogar in meiner Familie (wie auch der Hang zum Alkoholismus und die Fähigkeit, ein Bett ordentlich zu beziehen). Scheiße, erinnerst du dich noch an den Abend, an dem wir uns kennenlernten? Ich wollte einen Schwalbensprung vom Dach des Krankenhauses machen, und du hast es nicht zugelassen. Du hast mich gerettet … für eine Weile.
    Jetzt rette ich dich.
    Das erscheint mir nur fair.
    Es ist auch nur fair, dass du den anderen keine Vorwürfe machst. Im Nachhinein erscheint es leichtfertig und riskant, mich so lange mit dem Vampir reden zu lassen, nicht wahr? Klar, hinterher ist man immer schlauer.
    Aber es ist nicht ihre Schuld. Ich habe ihnen nur das Notwendigste erzählt. Damit sie sich keine Sorgen machten, weil ich immer wieder zu der Kreatur im Kellerverlies zurückkehrte. Sie wollten mich ebenso retten wie du. Und sie wissen nicht einmal ein Fünftel dessen, was ich weiß.
    Sich selbst bei der Schilderung der furchtbaren Verbrechen zuzuhören, die man eines Tages verüben wird, ist ein besonderes Erlebnis, das will ich gar nicht leugnen. Aber bevor du dir ein Stuhlbein oder Ähnliches schnappst und in den Keller marschierst, um mein anderes Ich wie ein John Wayne mit Fangzähnen zu töten, musst du mir bitte glauben, dass der andere Marc mich nicht verflucht hat, mir dies anzutun!
    Er hat mir nur prophezeit, was geschehen wird, wenn ich es nicht tue. Glaube mir, danach ist mir die Entscheidung überhaupt nicht schwergefallen.
    Also habe ich mich selbst gerettet. Und ich habe dich gerettet. Und war froh darüber. Weißt du, warum?
    Weil ich dich liebe, dumme Nuss. Ich liebe dich seit unserer ersten Begegnung. Du bist wie die kleine Schwester, die ich nie haben wollte. (Scherz. Kein sehr guter, das geb ich zu.) Und genau in diesem Augenblick hegst du bestimmt düstere Gedanken, dass du deine Freunde nicht beschützen kannst, dass das Dasein als Vampirkönigin dein Leben ruiniert hat, dass kein Job auf der Welt diesen Aufwand wert ist und warum du bloß nicht vorhersehen konntest, dass ich mich umbringen würde, bla, bla, bla.
    Doch lass mich dir eine ewig gültige Wahrheit verraten: Dich zu kennen hat in mir immer nur ein Gefühl hervorgerufen. Nicht Angst, nicht Gier, nicht Wahnsinn, Wut oder Verzweiflung. Sondern schlicht und einfach: Glück.
    Dich zu kennen hat mich glücklich gemacht. Selbst jetzt, da ich meinen kleinen Opiate-Cocktail braue, bin ich glücklich. Ich bestimme selbst, auf welche Weise ich diese Welt verlasse, und habe insofern mehr Glück, als der arme Bastard im Keller jemals haben wird. Sieh nur, welchen Preis er am Ende bezahlt hat!
    Indem ich mir dies antue, mache ich eine Riesensauerei rückgängig.
    Aber nimm mich nicht beim Wort.
    Geh in den Keller und frag mich. Frag mich nach dir. Was ich dir erzähle, wird dir nicht gefallen, doch du wirst hinter meinem grausigen Lächeln die Wahrheit erkennen.
    Ich liebe dich.
    Ich sehe dich wieder. Glaub es ruhig.
    Dein Freund
    Marc

1
    Ich gehörte früher mal zu diesen Spinnern, die auf Beerdigungen abfahren – unglaublich, was? Die Leute pflegen zu Beerdigungen ihre besten Schuhe anzuziehen. Wohlgemerkt: Zu Hochzeiten tun sie dies nicht. Sie durchwühlen ihren Schrank, denken an Braut und Bräutigam und sinnieren: »Ja, diese Schuhe sind noch okay, ich muss nicht extra shoppen gehen«, und ziehen ohne Bedenken die Pumps der letzten Saison an.
    Bei einer Beerdigung hingegen denken sie: »Ach Gott, als ich Tante Ginny das letzte Mal gesehen hab, war ich so hässlich zu ihr, und jetzt ist sie tot.« Und flugs werden die neuen Guccis hervorgekramt.
    Ich selbst habe ja in dieser Hinsicht großes Glück gehabt.

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