Werde meine Prinzessin
stand im Begriff, ein Vermögen für sehr wenig Arbeit zu verdienen. "Wir werden bereit sein."
"Vielen Dank für Ihre Mitarbeit. Wir sehen uns morgen Abend."
Dora legte den Hörer auf, schaltete den Anrufbeantworter ein, griff nach einigen Unterlagen und verließ den Raum.
Khalils Büro lag neben ihrem. Er ließ die Tür offen stehen und hatte sie angewiesen, jederzeit ohne Hemmungen einzutreten. In den vergangenen fünf Tagen hatte sich eine Routine in ihrem Arbeitsrhythmus entwickelt. Jeden Vormittag und dann erneut am Nachmittag führten sie eine Besprechung.
Als sie sich vor seinen Schreibtisch setzte, nickte er ihr zu und murmelte: "Ich bin gleich so weit."
"In Ordnung."
Khalil fuhr fort, mit äußerster Konzentration Daten in seinen Computer zu tippen. Er besaß ein markantes, eindrucksvolles Profil. Sein dunkles Haar, das er streng zurückgekämmt trug, reichte ihm bis auf den Kragen. Wie gewöhnlich trug er einen maßgeschneiderten Anzug, der die Stärke und Grazie seines Körpers unterstrich. Es war gefährlich, ihn zu lange zu betrachten. Daher blickte sie aus dem Fenster hinter ihm auf die Stadt tief unten.
Als er sich ihr schließlich zuwandte, fiel ihr der unbeugsame Zug um seinen Mund auf, die strenge Miene und die schmale, blasse Narbe auf seiner linken Wange.
Nur gelegentlich gelang es ihr zu vergessen, dass ihr derzeitiger Arbeitgeber königlicher Abstammung war. Denn Khalil sonderte sich stets ein wenig ab. Er ermutigte keinerlei Vertrautheit und ging selten auf ihren Humor ein. Nur seine scharfe Intelligenz verhinderte, dass er pompös wirkte. Er war in vielerlei Hinsicht der vielschichtigste Mensch, dem sie je begegnet war.
"Wie war Ihr Morgen?" erkundigte er sich.
Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass die Frage allein auf Höflichkeit beruhte, nicht auf dem Wunsch nach Informationen. "Es läuft gut." Sie reichte ihm ein Fax. "Hier ist der Bericht über die neuen Computerchips."
Sie wartete, während er den Bericht überflog. Seine Augen waren groß und dunkel. Manchmal hätte sie schwören können, dass er ihr bis in die Seele blickte, doch das war lächerlich und Wunschdenken ihrerseits. Er bemerkte kaum, dass sie lebte. Für ihn war sie eine effektive Büroeinrichtung. Ein weiblicher Roboter.
Sie strich über den weichen Wollstoff ihres Rockes und lächelte. Ihre neue Garderobe verblüffte sie immer noch. An diesem Tag trug sie einen gerade geschnittenen dunkelbraunen Rock, der ihren Unterkörper lang und schlank erschienen ließ, und dazu einen sehr weiten rehbraunen Pullover, der ihrem Oberkörper mehr Volumen verlieh. Stiefel vervollständigten ihre Aufmachung, in der sie sich zum ersten Mal im Leben ein wenig attraktiv fühlte.
Khalil legte das Fax beiseite. "Was gibt es sonst noch?"
"Für morgen habe ich einen Termin mit den Wissenschaftlern vereinbart, die sich mit Rückgewinnung von Wasser
beschäftigten."
"Sehr gut", lobte er. "Als Wüstennation ist es für uns von höchster Wichtigkeit, genügend Wasser für die Landwirtschaft und die wachsende Bevölkerung zu beschaffen. Ich glaube fest daran, dass wir die Wüste schließlich zurückgewinnen werden, obwohl es ihr sicherlich sehr widerstrebt, gezähmt zu werden."
"Mir war gar nicht bewusst, dass die Wüste als weibliches Wesen angesehen wird."
"Aber ja. Alle unberechenbaren Dinge sind weiblich. Schiffe, Flugzeuge, Mutter Natur."
Sie fragte sieh, ob er Probleme mit Frauen hatte. Soweit sie wusste, hatte er seit jenem Abend ihrer Ankunft keinen Besuch empfangen. Gab es eine besondere Frau in seinem Leben? War er womöglich verheiratet? Sie verdrängte den unliebsamen Gedanken. "Ich habe die Vorkehrungen für das morgige Dinner abgeschlossen. Der Wein wird am Morgen geliefert."
"Wie groß waren die Proteste?"
Sie lächelte. "Mr. Boulier hat zunächst aufbegehrt, aber dann ist er zur Vernunft gekommen."
"Ich bin sicher, dass Sie erheblich dazu beigetragen haben."
Er reichte ihr drei Umschläge. "Weitere Einladungen zu Wohltätigkeitsveranstaltungen. Ich habe nur Zeit für eine.
Welche würden Sie mir empfehlen?"
Sie sah sich die Einladungskarten an. "Ich persönlich würde die Veranstaltung zugunsten aidskranker Kinder besuchen, aber bei der Modenschau zur Unterstützung Obdachloser sind vermutlich mehr attraktive junge Frauen zugegen."
Verstohlen musterte sie ihn unter gesenkten Lidern. Nicht einmal der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf seinem Gesicht. Offensichtlich besaß er überhaupt keinen Sinn
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