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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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keine in dieser Jahreszeit sein.
    Er stand eine Weile und ging herum und schaute. Da er das zweite Mal hinaus gekommen war, zeichnete er, und ging dann tief in seinen Waldpfad hinein. Es war auch hier alles anders: der Pfad schien enger, weil überall die Gräser hinzu wuchsen; und die Bäume und Gesträuche hatten lange Ruten und Zweige nach allen Richtungen hervor geschossen. Selbst die Steine, die er sehr wohl kannte, hatten manches lichte Grün, und auf verschiedenen Stellen, wo nur ein dürftiges Plätzchen zu gewinnen war, stand sogar ein Blümchen empor.
    Als auf diese Weise einige Zeit vergangen war, als viele recht schöne Tage über das Gebirge und über das Tal gingen, als er sogar schon einmal durch das ganze Schwarzholz bis hinaus zu dem Anblicke der Schneefelder und von da wieder zurück gewandert war, geschah es eines Tages, da er eben mit seinen Zeichenbüchern und mit dem grauen Rocke auf dem Pfade schlenderte, daß Maria leibhaftig gegen ihn daher ging. Ob sie gekleidet war wie im vergangenen Jahre, ob anders, das wußte er nicht, denn er hatte es sich nicht gemerkt – daß er selber ganz und gar der nämliche war, wußte er auch nicht, weil er nie daran dachte.
    Als sie ganz nahe gekommen war, blieb er stehen und sah sie an. Sie blieb gleichfalls vor ihm stehen, richtete ihre Augen auf ihn und sagte: »Nun, seid Ihr schon wieder da?«
    »Ja,« sagte er, »ich bin schon seit längerer Zeit in dem Bade, ich bin auch schon oft hier heraus gekommen, habe dich aber nie gesehen, natürlich, weil noch gar keine Erdbeeren sind.«
    »Das tut nichts, ich komme doch öfter heraus,« antwortete Maria, »denn es wachsen verschiedene heilsame und wohlschmeckende Kräuter, die im Frühlinge sehr gut sind.«
    Nach diesen Worten richtete sie ihre hellen Augen erst noch recht klar gegen die seinen und sagte: »Warum seid Ihr denn damals falsch gewesen?«
    »Ich bin ja gar nicht falsch gewesen, Maria«, antwortete er.
    »Ja, Ihr seid falsch gewesen«, sagte sie. »Welchen Namen man von Geburt an hat, der ist von Gott gekommen, und den muß man behalten wie seine Eltern, sie mögen arm oder reich sein. Ihr heißet nicht Theodor, Ihr heißet Tiburius.«
    »Nein, nein, Maria,« antwortete er, »ich heiße Theodor ich heiße wirklich Theodor Kneigt. Die Leute haben mir den Namen Tiburius aufgebracht, er kam mir schon ein paar Male zu Ohren, und ein Freund zu Hause nennt mich unaufhörlich so – wenn du meinen Worten nicht glaubst, so kann ich es dir beweisen – warte, ich habe einige Briefe bei mir, auf welchen die Aufschrift auf meinen Namen gemacht ist – und wenn du dann auch noch zweifelst, so kann ich dir morgen mein Taufzeugnis weisen, in welchem mein Name unwiderleglich steht.«
    Bei diesen Worten griff er in die Brusttasche seines grauen Rockes, in der er mehrere Papiere hatte. Maria aber faßte ihn an dem Arme, hielt ihn zurück und sagte: »Lasset das, Ihr braucht es nicht. Weil Ihr es gesagt habt, so glaube ich es schon.«
    Er ließ mit einigem Zögern die Papiere in der lasche, zog die leere Hand heraus, und Maria ließ dann mit der ihrigen seinen Arm los.
    Nach einer Weile fragte Herr Tiburius: »Also hast du mir in dem Bade nachgeforscht?«
    Maria schwieg ein wenig auf die Frage, dann sagte sie: »Freilich hab ich Euch nachgeforscht. Die Leute sagen auch noch andere Dinge – sie sagen, daß Ihr ein sonderbarer und närrischer Mensch seid – aber das tut nichts.«
    Nach diesen Worten richtete sie sich zum Gehen. Herr Tiburius ging mit ihr. Sie sprachen von dem Frühlinge, von der schönen Zeit; und wo der Weg die Gabel bildet, trennten sie sich-ihr Pfad ging links in die Waldestiefe hinunter; der seinige rechts gegen die Wand.
    Herr Tiburius ging nun auch einmal auf den Muldenhügel hinauf, wo das Häuschen ihres Vaters stand, und nach diesem ersten Besuche kam er öfter, indem er die Pferde und die Leute auf dem gewöhnlichen Platze der Straße auf sich warten ließ. Er saß bei dem Vater und redete von verschiedenen Dingen mit ihm, wie sie dem Manne eben einfielen, – und er redete auch mit Maria, wie sie in dem Hause so herumarbeitete, oder, wenn sie in der Stube waren, zu ihnen an den Tisch trat und zuhorchte – oder, wenn sie auf der Gassenbank saßen, daneben stand, die Hand an das Angesicht hielt und auf die fernen Berge oder auf die Wolken hinaus schaute. Der Vater verzärtelte das Mädchen, er ließ sie arbeiten, was sie wollte, oder er ließ sie auch, wenn es ihr gefiel, fort wandern und

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