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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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nicht; wenn ich zurück käme, könnte ich mit ihm reden und umgehen; vielleicht gewinne ich ihn gar lieb, kränke mich um ihn, wenn er krank wird, pflege ihn, und weine um ihn, wenn er stirbt.
    Dieser Gedanke und dieser Beschluß änderten meine bisherige Reiserichtung, ich ließ von dem Wege, den ich nach Mailand verfolgen wollte, ab, ließ meine Sachen auf ein eigens gemietetes Fuhrwerk packen, und fuhr in demselben am andern Tage morgens auf dem nächsten Wege nach Riva zu. Ich beschloß, den Mann mit den nötigen Schriften und mit Geld zu versehen, ihn auf den Weg nach Treulust zu geben und dann meine Reisepläne wieder weiter zu verfolgen.
    Als ich in Riva angekommen war, bewunderte ich nur ganz kurz die außerordentlich schöne Lage dieses Ortes und erkundigte mich gleich nach meinem Manne. Allein in ganz Riva kannte niemand den Namen Rikar, und als ich den Mann beschrieb, war niemand vorhanden, der sich erinnern konnte, je einen solchen gesehen zu haben.
    Ich stand also an dem ersten Hindernisse meines gutgemeinten Planes. Weil ich aber einmal so weit war, so beschloß ich, gleich noch ein mehreres zu tun. Ich beschloß, da man einstimmig gesagt hatte, er müsse in der Nähe von Riva wohnen, sofort einen beliebigen Bogen an den Riva-Ufern des Gardasees herum zu fahren, an allen Orten, wo ich Menschen vermutete, anzuhalten und zu fragen.
    Zu diesem Zwecke mietete ich ein Schiffchen und einen Fährmann, der es lenken konnte. Ich besorgte Lebensmittel, wenn wir etwa länger an unwirtbaren Stellen verweilen sollten, barg meine Sachen in meinem Zimmer im Gasthofe, und beschloß, so bald als möglich meine Fahrt zu beginnen.
    Dies geschah schon am nächsten Morgen, da sich mein Fährmann sehr früh eingestellt hatte. Wir begaben uns auf unsere sonderbare Reise, und wurden durch das herrlichste Wetter und manch anderes seltsame Ding belohnt. Was in mir von früheren Zeiten träumerisch war, war ganz geeignet, geweckt zu werden für Freunde landschaftlicher Natur und Entwicklung ist eine solche langsame, von häufigem Anhalten unterbrochene Fahrt an den Ufern bei weitem vorzüglicher als eine längs der Mitte des Sees, wo alles, was schön ist, nur in allgemeinen Bildern unentfaltet vorüber rückt. Wir fuhren stets an den Gestaden. Bald war es ein großer, unermeßlich scheinender Fels, den wir umschifften, und der wie ein Stück Alpe in das seichte Fahrwasser des Sees geworfen schien. An seinem Körper spielten die grauen Lichter und die violetten Schatten, und an seinem Fuße plauderten oder flüsterten die Wellchen, die unbemerkt und unablässig an seinem Korne wuschen. – Ein ander Mal war es wieder eine blendende Sandbank, die gegen das Dunkelblau des Wassers hinaus ging. Hinter ihr klomm das reine Grün empor, das wieder oben in Felsen überging, die dann blaulich in die noch blauere, fast funkelnde Luft hinein dämmerten. Oft stach eine solche Zunge gleichlaufend mit dem Ufer weit in den See hinaus, und jenseits derselben lag das ruhigste dunkelblaueste Wasser wie ein geborgenes Band an dem Gürtel des Gestades dahin. Wenn wir dann in die Langbucht einfuhren, so entwickelte sich eine Hütte, ein Häuschen, ein Landsitz, wo wir früher nur einen mattgrauen oder schwachweißen Punkt gesehen hatten. – Oft wurde das breite Wasser des Sees ganz schwarzblau, unendlich dunkler als die Luft, und längs des fernen Saumes glänzte, wie eine lichte Kalkwand, das Zieratenwerk der Felsen und warf seinGitter zauberhaft in die Fläche des schwarzen Spiegels. – Wenn wir manchmal eine Wand sahen und meinten, sie sei weithin die glatteste, ritzenloseste Mauer, so tat sie sich, wenn wir an ihr entlang fuhren, auf einmal auf, und trug in ihrer Faltung eine niedersteigende, von dichtem Buschwerke bewucherte Furche, in der das klareste, glasdurchsichtigste Alpenwasser nieder strömte. Und wenn wir dann um die Sandhügel, die sich heraus schoben, herum fuhren und in die Bucht einlenkten, die sich darstellte, so sahen wir, daß der Schauplatz sehr groß sei und an seinem Rande statt des grünen Wucherwerkes, welches wir erblickt hatten, riesengroße, schöne Bäume trug und in mancher Ecke noch ein aus rohen Steinen oder Stämmen zusammengefügtes Fischerhäuschen barg.
    Mein Begleiter plauderte fast unablässig fort. Ich lernte sein seltsames Italienisch bald verstehen und antwortete ihm darin, worüber er große Freude hatte. Er nannte mir alle Stellen, von denen er die Namen wußte, erzählte mir Geschichten, die oft sehr

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