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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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gegeben, daß niemand in das Speisezimmer eintreten dürfe.
    Wir hatten eine ältliche Magd, die seit unserer Verehlichung schon bei uns gewesen war, die eine große Anhänglichkeit an uns und unsere Kinder hatte, und eine Art Vorrecht genoß, bei Familienangelegenheiten oder bei andern wichtigen Sachen ein Wort mit zu reden. Diese Magd rief ich, setzte ihr den Fall mit dem fremden Mädchen auseinander, und bat sie, daß sie bei dem Mädchen in dem Stübchen bleiben, daß sie mit ihm freundlich reden, ihm beistehen und ihm den Aufenthalt angenehm machen solle. Sie versprach, alles dieses zu tun. Ich sorgte auch für Wäsche, wenn bei dem fremden Mädchen hierin etwas notwendig sein sollte. Auch gab ich ihm in dem Stübchen noch Zuckerwerk und Obst, um mein Versprechen, das ich gegeben hatte, zu lösen.
    Ich sagte dem Mädchen, daß ich mich jetzt entfernen müsse, weil ich andere Dinge zu tun hätte, daß die Magd bei ihm bleiben, und daß ich schon wieder kommen würde, um nachzusehen, wie es sich befinde.
    Das Mädchen schien dies alles vollkommen zu begreifen. Ich ging in mein Arbeitszimmer, setzte mich nieder, und schrieb an mehrere meiner Bekannten und Freunde, um sie um Beihilfe anzugehen.
    Als am Abende mein Gatte nach Hause kam, erzählte ich ihm alles, was vorgefallen war, und was ich getan hatte, und fragte ihn, ob es recht gewesen sei.
    Er sagte, daß alles recht gewesen sei, er billigte alles, und schloß sich selber der Sache an. Er schrieb auch noch einige Briefe, dann nahm er einen Wagen, um persönlich noch zu mehreren Freunden zu fahren. Als er spät in der Nacht nach Hause kam, brachte er gute Zusicherungen, und es waren auch freundliche Antworten auf mehrere Briefe noch an demselben Abende eingegangen. Wir legten uns zufrieden schlafen.
    Am andern Morgen ging mein Gatte mit mir in die unterirdische Wohnung. Die gerichtliche Zergliederung hatte statt gefunden. Das Rückenmark war an einer Stelle, wo der feinste Sitz des Lebens zu sein scheint, durch Quetschung der Nackenwirbel verletzt worden, und dadurch ist der Tod erfolgt. Die Leiche war bereits in einem Sarge, und war bereitet, beerdigt werden zu können. Wir machten die Anzeige an die Kirche, um die Art der Beerdigung einzuleiten. Während mein Gatte noch mehrere Vorbereitungen machte, ging ich nach Hause, um das fremde Mädchen zu veranlassen, daß es in meiner Wohnung bleibe, bis die Beerdigung vorüber wäre.
    Es war schon erwacht und angezogen Es verlangte nach Hause. Ich sagte ihm, daß ich jetzt nicht Zeit habe, daß mehrere Dinge zu verrichten wären, und daß ich nach deren Beendigung gewiß kommen, und daß ich es dann selber wieder in seine Wohnung zurück führen würde. Es fügte sich in diese Dinge, es erhielt ein Frühstück, und die Magd, welche ihm beigegeben worden war, blieb bei ihm.
    Der Professor Andorf war herüber gekommen; er hatte die Sache erfahren. Andere Freunde, an die wir geschrieben hatten, waren gekommen, um den Fall persönlich zu sehen. Viele Menschen hatten sich wieder an dem roten Pförtchen gesammelt. Es waren größtenteils Personen aus den niederen Ständen, welche die Neugierde und eine Art dumpfer Teilnahme, die dieser Gattung eigen ist, herbei geführt hatte, dann, wie es in einer großen Stadt geschieht, waren die Vorübergehenden stehen geblieben, hatten gefragt, was es gäbe, und hatten sich nach Erhaltung der Antwort, wenn es ihre Zeit nur ein wenig erlaubte, an die Wartenden angeschlossen.
    Gegen Ende des Vormittags erschien der Priester, die Leiche wurde eingesegnet, wurde dann in die Kirche gebracht, erhielt dort wieder die gebräuchlichen Gebete, und wurde dann auf den Kirchhof geführt. Wir hatten die Beerdigung auf einfache Weise veranstaltet, damit von dem gesammelten Gelde etwas für das hinterlassene Mädchen erübrigt werden könnte. Nach der Wegführung der Leiche hatten sich alle Menschen von dem roten Pförtchen entfernt.
    Ich hielt es nun an der Zeit, das Mädchen wieder in seine unterirdische Wohnung zu führen. Ich sah deutlich ein, daß ich mir nur durch genaues Worthalten Zutrauen zu erwerben im Stande wäre; denn das Mädchen hatte unter andern merkwürdigen Eigenschaften auch die, daß es den Worten eines andern blind glaubte. Ich ging daher in das Hinterstübchen, sagte, daß ich die Dinge, die mich früher verhindert hätten, verrichtet habe, und daß ich jetzt das Mädchen wieder in seine Wohnung fahren wolle. Es stand heiter von dem Stuhle auf und folgte mir.
    Als wir in die

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