Werke
Sprache gewesen sei, so daß es den Anschein hat, als sei hier etwas Besonderes im Spiele. Dies steigerte meine Teilnahme noch mehr, und ich nahm mir vor, gelegentlich dem Pförtner des Perronschen Hauses nach zu forschen, und, wenn etwa eine Hilfe notwendig sein sollte, sie nach den kleinen Mitteln, die mir zu diesem Zwecke gegeben waren, zu leisten.
Die Zeit, in welcher Alfred die Begegnung mit dem Raben gehabt hatte, war im Spätherbste gewesen. In dem sehr milden Winter, der darauf folgte, ging ich oft mit meinem Gatten in die Stadt. Wir gingen zum Teile zu Freunden, zum Teile besuchten wir auch das Theater, von dem ich damals eine sehr große Freundin gewesen war. Wenn wir in der Nacht nach Hause gingen, hörten wir noch einige Male das seltsame Flötenspiel, das wir in jener Mondnacht gehört hatten, und wir vernahmen jetzt deutlich, daß es aus den unterirdischen Wohnungen des Perronschen Hauses kam.
Die Gelegenheit aber, mit dem Pförtner des Perronschen Hauses bekannt zu werden, war nicht leicht zu finden. Zuerst wollte ich nicht zudringlich sein, dann war der Professor Andorf so wenig mit dem Pförtner des Hauses bekannt, daß er nicht einmal gewußt hatte, daß das Haus einen Pförtner habe, und endlich kam überhaupt niemand in das Perronsche Haus, durch den eine Verbindung hätte eingeleitet werden können. Es verging ein Teil des Winters, ohne daß ich mein Vorhaben ins Werk setzen konnte.
Einmal war ich damit beschäftigt, unsere schöneren Zimmer ein wenig zu ordnen. Wir hatten am Tage vorher eine Gesellschaft bei uns gehabt, und es war manches in Unordnung geraten. Da hörte ich von der Gasse herauf ein Gesumme und Gebrause, und da ich ein Fenster öffnete und hinab schaute, sah ich mehrere Menschen an dem Pförtchen des Perronschen Hauses stehen, und sah, daß noch immer mehrere hinzu gingen und sich zu ihnen gesellten. Ich rief eines meiner Dienstmädchen, und schickte dasselbe hinab, um fragen zu lassen, was es denn gäbe.
Das Mädchen kam nach einer Weile zurück und sagte, der Pförtner des Perronschen Hauses habe sich erschlagen. Ich warf sogleich einen Mantel um, ging hinab, und ging gegen das Perronsche Haus. Ich wollte mich aber mit den Leuten, die vor dem roten Pförtchen standen, in kein Gespräch einlassen, sondern ging zu der mir bekannten Obstfrau, die bei ihrem Stande saß, und fragte: »Was ist es denn gewesen, und wie kann sich denn ein Mensch selber erschlagen?«
»Es hat sich niemand erschlagen,« antwortete die Frau, »es ist nur der Pförtner des Perronschen Hauses gestorben. Vor einer Viertelstunde, da eben niemand an dieser Seite der Häuser ging, kam das Mädchen, seine Tochter, aus der Wohnung zu mir und sagte mir heimlich, daß der Vater tot sei. Dann ging es gleich wieder in das Perronsche Haus zurück. Ich aber rief den Lehrling des Schusters da herüber, sagte es ihm, und sagte, daß er auf das Stadthaus gehen und dort die Meldung von dem machen möge, was mir das Mädchen gesagt habe. Der Lehrling wird es auf dem Wege den Leuten vertraut haben, darum sind sie schon gekommen. Aber von dem Stadthause muß auch bald jemand da sein, ein Amtmann, ein Arzt, ein Beschauer, ein Geschworner, oder wer es sein mag.«
Während der Rede der Frau hatten sich noch mehr Menschen angesammelt, es ging aber niemand von ihnen durch das rote Pförtchen hinein, entweder aus Achtung vor dem Toten, der im Innern lag, oder aus Scheu vor dem seltsamen Perronschen Hause.
Endlich kamen auch die von dem Amte Abgeordneten, den Befund aufzunehmen.
»Diese Frau hat es mir gesagt«, sagte der Lehrling, der auf die Obstfrau zeigte.
Die Obstfrau mußte mit den Amtsabgeordneten gehen. Sie tat es gerne, nachdem sie zuvor ein großes weißes Tuch auf ihren Obstkram gebreitet hatte. Ich nannte mich den Amtsleuten, und bat, mich mit in die Wohnung zu nehmen, weil ich im Sinne habe zu helfen, wenn dort etwas not tun sollte. Man gestand es gerne zu. Der Lehrling, als in der Anzeige beteiligt, mußte ebenfalls mit.
Als wir zu dem Pförtchen gelangt waren, drängte sich alles nach demselben, aber die Männer des Amtes sagten, daß niemand, der nicht zu dem Amte gehöre oder von demselben aufgefordert sei, in das Innere des Hauses dürfe. Hierauf wurden zwei Diener der öffentlichen Sicherheit zu beiden Seiten des Pförtchens gestellt, das Pförtchen wurde geöffnet, wir gingen hinein, die Sicherheitsdiener stellten sich dann in die Mündung des Pförtchens, und ließen niemand mehr hinein.
Wir begaben
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